Erster Einsatz bei Klub-WM im Dezember in Japan geplant. Blatter: „Historischer Tag“. Der Zeitpunkt der Einführung in der Bundesliga ist offen.

Zürich. Das Tor für die Technik-Revolution im Fußball ist geöffnet. Die Regelhüter des International Football Association Board (Ifab) haben am Donnerstag in Zürich grünes Licht für die Einführung der Torlinientechnologie gegeben. Zum ersten Mal soll die Technik im Dezember bei der Klub-WM in Japan zum Einsatz kommen. „Es ist ein historischer Tag. Für den Fußball und alle Fans“, sagte Joseph Blatter, Präsident des Weltverbandes Fifa.

Fifa-Generalsekretär Jerome Valcke sprach vom „Anfang eines neuen Zeitalters im Fußball“ und fügte hinzu: „Wir haben die Garantie, dass die Techniken tauglich sind.“ Auf ein konkretes System legte sich das Ifab nicht fest. In Japan werden sowohl das sogenannte Hawk Eye auf Basis von Kameras als auch das GoalRef mit Antennen im Ball eingesetzt. Sollte sich die Technik bewähren, würde sie auch 2013 beim Konföderationen-Pokal sowie ein Jahr später bei der WM jeweils in Brasilien eingesetzt. Die Fifa will alle Stadien dort „als Vermächtnis“ mit der Technik auf eigene Kosten ausstatten.

Valcke sprach von einer „historischen Entscheidung“. Gleichwohl ließ das Ifab einige Detailfragen noch offen – was sich auch daran zeigt, dass die Systeme zunächst nur eine Lizenzierung über zwölf Monate besitzen und dann erneut auf den Prüfstand gestellt werden.

Fraglich wird auch sein, wie die Landesverbände und Klubs mit den zu erwartenden Kosten der Technologie umgehen werden. 150.000 bis 200.000 US-Dollar pro Stadion koste das System, sagte Valcke und ergänzte, dass die Fifa die einzelnen Landesverbände nicht bei den anfallenden Kosten unterstützen werde. Valcke machte aber Hoffnung, dass die Kosten fallen könnten, da der Markt für die Technologie offen sei.

Erste Reaktionen aus dem deutschen Fußball waren positiv und zurückhaltend zugleich. „Aus Sicht des DFB ist es ein Schritt in die richtige Richtung“, wurde DFB-Präsident Wolfgang Niersbach auf der Homepage des Deutschen Fußball-Bundes zitiert. „Aber Schnellschüsse in der Umsetzung darf es nicht geben. Zur neuen Saison ist eine Einführung absolut unmöglich. Es ist der richtige Weg, den Einsatz der Technik zunächst auf die großen Fifa-Turniere zu konzentrieren“, erklärte Niersbach weiter.

Liga-Präsident Reinhard Rauball äußerte sich in die gleiche Richtung. „Das ist für die Zukunft des Fußballs ein erster wichtiger Schritt“, sagte er der „Bild“ (Freitagausgabe). Dass die Technik in der kommenden Saison in der Bundesliga getestet würde, hält Rauball indes für „absolut ausgeschlossen. Ich kann mir das frühestens zur Saison 2013/2014 vorstellen.“

Blatter begrüßte die Entscheidung des Ifab. „Für uns als Weltverband war klar, dass sich so etwas wie bei der WM 2010 und zuletzt bei der EM nicht wiederholen darf.“ Bei der EM hatte Englands John Terry einen Schuss des Ukrainers Marko Devic eindeutig hinter der Linie geklärt. Bei der WM in Südafrika waren die Engländer im Viertelfinale gegen Deutschland die Leidtragenden, weil ein klarer Treffer von Frank Lampard nicht gegeben worden war.

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Damit dies nicht passiert, soll die Technik dem Schiedsrichter die Entscheidung abnehmen. Das unter anderem im Tennis bewährte HawkEye aus England basiert auf sieben Kameras auf dem Stadiondach und hinter jedem Tor. Probleme gibt es, wenn der Ball nicht sichtbar ist. Bei der deutschen Technologie GoalRef befinden sich Antennen im Ball, im Torgestänge und im Rasen auf der Torlinie. Ein schwaches Magnetfeld zeigt an, wenn der Ball die Torlinie passiert. Kriterium für beide Systeme ist die Zuverlässigkeit von mindestens 99,5 Prozent. Innerhalb von einer Sekunde muss das Ergebnis zum Schiedsrichter gefunkt werden.

(dpa)