Der Machtkampf beim HSV zwischen Vorstandschef Bernd Hoffmann und Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer bleibt weiter offen. Nach einem dreistündigen Gespräch im Haus des Aufsichtsratsmitglieds Alexander Otto in Poppenbüttel erklärte Aufsichtsratschef Horst Becker, es solle noch in dieser Woche eine Entscheidung fallen.

Hamburg. Aufsichtsratschef Horst Becker sagte beim Verlassen des Hauses um 22:56 Uhr den wartenden Journalisten „Es war ein sehr offenes Gespräch. Auch wenn ich Sie enttäuschen muss: Wir werden weitere Gespräche führen.“ Schon heute Abend, wenn sich das komplette Kontroll-Gremium trifft, soll die Entscheidung fallen. Becker: „Diese Situation kann kein Dauerzustand sein.“

Der bereits seit Monaten währende Streit zwischen den beiden HSV-Protagonisten Bernd Hoffmann und Dietmar Beiersdorfer war in der vergangenen Wochen eskaliert. Beiersdorfer hatte Hoffmann vermehrt Einmischungen in den sportlichen Bereich vorgeworfen und den Aufsichtsrat eingeschaltet. Zudem ist die Bewertung der vergangenen Spielzeit völlig unterschiedlich. Während Beiersdorfer den Einzug des HSV in die Europa League als Erfolg wertet, moniert Hoffmann die fehlende Leidenschaft für einen möglichen Titelgewinn und verlangte mehr Perspektive für die Mannschaft.


Wie es jetzt beim HSV weitergeht, bleibt hochspekulativ. Aufsichtsratschef Becker sprach von einem sehr „emotionalem Gespräch“. Auf die Frage, ob einer der beiden Protagonisten zurücktreten werde, erklärte er: „Den Eindruck habe ich nicht.“ Klar ist inzwischen: Beiersdorfer blieb auf seinem Standpunkt beharren, während Hoffmann seinerseits Fehler eingestand und wie vor einem Jahr, als sich der Aufsichtsrat zuletzt mit internen Beschwerden bezüglich Hoffmanns Amtsausübung beschäftigte, den Kontrolleuren Besserung versprach.

Allein daran glaubt Beiersdorfer, dem im Falle einer Niederlage am heutigen Abend ein Großteil des Nachwuchsbereiches folgen will, nicht mehr. Der ehemalige Nationalspieler stellte dem Aufsichtsrat stattdessen die Vertrauensfrage. Mit einer Zweidrittelmehrheit kann sich der Aufsichtsrat nun zu einer Trennung von einem der beiden Vorstände aufschwingen.

Fraglich erscheint allerdings, ob gegen einen der Kandidaten heute Abend eine derartige Mehrheit zu erzielen ist. Klar erscheint indes, dass der Verein vor der Spaltung steht.