Erste positive Erfahrungen beim Projekt “Ganztägige Bildung und Betreuung“. Leistungen der Grundschüler werden besser

Hamburg. Emma und Philip wissen, was sie wollen. "Zirkus bei Birthe, am liebsten jeden Tag", fordern die Achtjährigen. Beim Jonglieren mit Tellern und Tassen haben die beiden Grundschüler erstaunliche Fertigkeiten entwickelt. Nur selten noch fällt eines der Plastikteile zu Boden. Zirkus bei Birthe steht nur am Donnerstagnachmittag in Halle eins auf dem Programm der Stadtteilschule Lohkampstraße in Eidelstedt. "Das ist schade", sagt Emma, "das macht immer so viel Spaß."

Ungewöhnliche Angebote wie dieses hatten die Schulkonferenz, Lehrer und Elternvertreter, überzeugt, ihre Schüler von August dieses Jahres an außerhalb des fünfstündigen Unterrichts (8-13 Uhr) in die Obhut des ortsansässigen SV Eidelstedt (SVE) zu geben. Seitdem organisiert der Klub aus dem Hamburger Westen in den Schulräumen und zwei Sporthallen in der Zeit von 6 bis 8 Uhr morgens und von 13 bis 18 Uhr nachmittags die Betreuung. 120 der 180 Kinder nutzen die - bis auf das Mittagessen - kostenlosen Offerten. Das Ganze ist freiwillig, dann aber mindestens drei Tage die Woche und verpflichtend für ein Jahr.

Die Schulbehörde finanziert die Leistungen, detailliert aufgeschlüsselt nach unterschiedlichen Modulen. So werden für die Betreuung in der Zeit von 13 bis 16 Uhr pro Schüler und Jahr an bestimmten Standorten 1658 Euro fällig (an anderen 1499), vor acht Uhr überall 267 Euro, nach 16 Uhr 643 (537). Für die Ferienbetreuung stehen pro Schüler 1005 (878) Euro zur Verfügung. Die Pflichten für die Träger, die Wohlfahrtsverbände, Kindertagesstätten und jetzt auch Vereine, sind ebenfalls genau festgehalten. Auf 23 Schüler muss ein Betreuer kommen, an sozial belasteten Schulen einer auf 19. Das Risiko der Auslastung tragen die Kooperationspartner der Schulen.

Für Frank Fechner, den Vorsitzenden des Eimsbütteler Turnverbandes (ETV), und Martin Hildebrandt, Geschäftsführer des SV Eidelstedt, eröffnen die "Betreuten Ganztagsschulen" die Chance, Kindern durch attraktive Angebote schon früh die Vielfalt des Vereinslebens näherzubringen. "Gehen wir als Vereine nicht in die Grundschulen, können wir diese Jahrgänge ansonsten kaum erreichen", sagen sie.

Annika Pfeiffer ist die Schulleiterin an der Lohkampstraße. Ihre Zwischenbilanz nach vier Monaten Zusammenarbeit mit dem SV Eidelstedt fällt ausnahmslos positiv aus: "Wir haben festgestellt, dass die Kinder seitdem konzentrierter im Unterricht mitarbeiten und ihre schulischen Leistungen besser geworden sind." Diesen Effekt schreibt sie der nun täglichen Sportstunde zu, die der Verein nach Mittagessen (13 bis 14 Uhr) und Schularbeitenbetreuung (14 bis 15 Uhr) zwischen 15 und 16 Uhr anbietet - neben Zirkus am Donnerstag sind das an den anderen Wochentagen Geräteturnen, Ballspiele, Tänze sowie Laufen, Springen und Werfen.

Auch die Eltern sind angetan. "Wir hören jetzt immer öfter, dass die Kinder zu Hause entspannter und aufnahmebereiter seien als früher", sagt Pfeiffer. Das habe wohl damit zu tun, ahnt die Pädagogin, dass ihre Schüler dank der Nachmittagsbetreuung weit weniger vor ihren Computern sitzen, sondern sich in dieser Zeit austoben können. Deshalb empfiehlt sie die Kooperation mit Sportvereinen - und überall die Einführung der täglichen Sportstunde.