Aus nach 800 Metern: Zum ersten Mal nach 19 Rennen erreicht der Formel-1-Weltmeister nicht das Ziel. Hamilton gewinnt in Abu Dhabi.

Abu Dhabi. Als am späten Abend die Musik von Paul McCartneys Konzert auf der riesigen Anlage des Yas Marina Circuit in Abu Dhabi zu hören war, dürfte sich wohl auch die Laune von Beatles-Fan Sebastian Vettel schlagartig gebessert haben. Denn der Formel-1-Weltmeister fragte sich immer wieder, warum gerade an seinem Auto der Hinterreifen beim Überfahren der Randsteine platzen musste – und das schon nach wenigen hundert Metern.

Vettel ließ der „Plattfuß“ keine Ruhe, deshalb schaute er sich den „Tatort“ nach dem Rennen zu Fuß noch mal genauer an. „In drei Jahren hatte dort niemand einen Reifenschaden, aber ich wollte sehen, ob es dort einen offensichtlichen Grund geben könnte, was nicht der Fall ist“, wurde der 24-Jährige vom Internetportal „motorsport-total.com“ zitiert.

Die Red-Bull-Bosse hatten nach einer ersten Analyse und Auswertung der Daten keine plausible Erklärung für die Panne, die zu Vettels erstem Ausfall seit mehr als einem Jahr führte. „Das war einfach Pech“, sagte Teamchef Christian Horner zunächst.

Man könne anhand der Daten nur erkennen, dass der Reifen plötzlich Luft verloren habe, sagte der Brite. Etwas später hatte er zumindest eine erste Vermutung. „Wir haben irgendein kleines Teil in Verdacht, das von einem Rahmenrennen übrig geblieben sein könnte“, sagte Horner dem Fachmagazin „auto motor und sport“.

Paul Hembery, Sportchef des Formel-1-Reifenausrüsters Pirelli, konnte Vettel ebenfalls keine Antwort geben. „Es gibt so viele Möglichkeiten, warum der Reifen geplatzt sein könnte. Wir werden den Grund hier an der Strecke wohl nicht herausfinden, weil wir hier limitierte Mittel haben.“ Die Überreste des zerstörten Reifens werden jetzt in der Pirelli-Zentrale in Mailand untersucht. „Eine kleine Ursache kann eine große Wirkung haben. Vielleicht werden wir den genauen Grund nie herausfinden“, sagte Hembery.

Eine ganz eigene Sichtweise der Dinge hatte Martin Whitmarsh. „Wir haben befürchtet, dass Lewis für den Reifenschaden verantwortlich war. Deshalb waren wir erleichtert, dass auf den Fernsehbildern zu sehen war, dass er weit genug weg war“, sagte der McLaren-Teamchef mit britischem Humor. Nach Vettels Panne war für Lewis Hamilton der Weg frei zum dritten Saisonsieg, den er seiner Mutter Carmen zum Geburtstag schenkte.

Einem anderen deutschen Fahrer dürfte Vettels Ausfall gar nicht mal so ungelegen gekommen sein. Denn Michael Schumacher wird nun in jedem Fall seinen Rekord von 13 Siegen in einer Saison behalten. Vettel hat bislang elfmal in diesem Jahr gewonnen, doch jetzt steht nur noch das Finale am 27. November in Sao Paulo an.

Auch bei Schumacher war zum Schluss die Luft raus. „Am Ende des Rennens hatten wir einen Plattfuß, und das Team bat mich darum, das Auto abzustellen“, sagte der Mercedes-Pilot, der seinen siebten Platz da allerdings schon ins Ziel gerettet hatte.