Der Brite Lewis Hamilton gewinnt vorletztes Rennen der Saison. Weltmeister Sebastian Vettel schied in der ersten Runde mit Reifenschaden aus.

Abu Dhabi. Nachdem bei Sebastian Vettel nach nur 800 Metern die Luft raus war, krönte sich Lewis Hamilton unter dem Nachthimmel von Abu Dhabi zum neuen Wüsten-König der Formel 1. Vettel war dagegen der Pechvogel. Nach einem Reifenplatzer schleuderte der Weltmeister mit seinem Red Bull in Führung liegend von der Strecke.

„Ich habe einen Platten hinten rechts“, sagte Vettel sofort über Funk. Danach musste er das ganze Feld vorbeilassen und rollte mit dem Auto zurück in die Box. Dort genügte ein Blick der Mechaniker, dann stand fest: Felge und Radaufhängung schwer beschädigt, Ende der Dienstfahrt. Am Kommandostand schüttelte Teamchef Christian Horner nur den Kopf, in der Box nahm Vettel den Helm ab und ließ sich von Formel-1-Boss Bernie Ecclestone trösten.

„Es kam wie ein Schlag, ich habe direkt eingangs der zweiten Kurve bemerkt, dass irgendetwas nicht stimmt. Ich habe versucht, das Auto abzufangen, aber da war keine Luft mehr im Reifen“, sagte Vettel. Auf dem Weg zurück an die Box habe es dann den Reifen völlig auseinandergerissen.

Den Rest des Rennens verfolgte Vettel am Kommandostand. Obwohl er eigentlich nur fünf Runden bleiben wollte, hatte er offenbar Spaß, einmal Teamchef zu spielen. Es sei sehr interessant gewesen zu sehen, was hinter den Kulissen passiere. „Die Kommunikation über die Strategie, über das Rennen selbst, über die anderen. Insofern konnte ich da ein bisschen was mitnehmen.“

Für Horner war Vettels Ausfall einfach Pech. „Es ist eine Ironie, dass es ausgerechnet hier passieren musste.“ Vettel hatte die bislang einzigen beiden Rennen in Abu Dhabi gewonnen und sich dort im vergangenen Jahr auch erstmals zum Weltmeister gekrönt.

Nach Vettels Aus war für McLaren-Pilot Hamilton der Weg zum dritten Saisonsieg frei. Der zuletzt häufig als Crash-Pilot kritisierte Brite verwies nach einer fehlerfreien Vorstellung den Spanier Fernando Alonso im Ferrari auf den zweiten Platz.

„Dieser Sieg fühlt sich fantastisch an. Das war eines meiner besten Rennen überhaupt“, sagte Hamilton, der den Erfolg noch über Funk seiner Mutter zum Geburtstag widmete. Dritter wurde Hamiltons Landsmann und Teamkollege Jenson Button, der dadurch der Vize-Weltmeisterschaft einen Schritt nähergekommen ist. Den vierten Platz belegte Vettels Teamkollege Mark Webber aus Australien.

Zweitbester Deutscher war Nico Rosberg auf Rang sechs. Damit gewann der 26-Jährige das interne Mercedes-Duell mit Michael Schumacher. Der Rekord-Weltmeister musste sich nach 55 Runden mit dem siebten Platz zufriedengeben. Adrian Sutil landete im Force India auf Position acht. Für Timo Glock war nicht mehr als Rang 19 drin.

Für Vettel war es der erste Ausfall nach 19 Rennen. Letztmals hatte der 24-Jährige im Oktober 2010 beim Korea-Grand-Prix (Motorschaden) nicht die Zielflagge gesehen. Damit kann Vettel jetzt auch nicht mehr den Siegrekord von Michael Schumacher (13) aus dem Jahr 2004 einstellen. Vettel hat vor dem letzten Saisonrennen in Sao Paulo (27. November) elf Siege auf dem Konto.

Ein kleines Erfolgserlebnis hatte der Weltmeister dennoch. Durch seine 14. Pole Position zog Vettel mit Nigel Mansell gleich. Der Brite hatte dieses Kunststück als zuvor einziger Fahrer 1992 geschafft. Vettel kann aber noch alleiniger Rekordhalter werden, wenn er in Sao Paulo auf dem ersten Startplatz stehen sollte.

Für Rosberg war Abu Dhabi auch abseits der Strecke eine Reise wert. Denn drei Tage vor dem Grand Prix gab Mercedes die vorzeitige Vertragsverlängerung mit dem 26-Jährigen bis mindestens 2013 bekannt. Laut „Bild-Zeitung“ soll Rosberg bis zum Saisonende 2015 für die Stuttgarter fahren und in dieser Zeit insgesamt 48 Millionen Euro verdienen.

„Das war ein gutes Duell mit Michael. Ich bin sehr zufrieden mit dem Rennen“, sagte Rosberg. Das Team habe noch einmal einen Schritt nach vorne gemacht. So könne es weitergehen, sagte der 26-Jährige, der aber relativierte: „Insgesamt ist es etwas ernüchternd in dieser Saison. Aber ich freue mich auf nächstes Jahr.“

Endstand beim Großen Preis von Abu Dhabi:

1. Lewis Hamilton (McLaren Mercedes)

2. Fernando Alonso (Ferrari)

3. Jenson Button (McLaren Mercedes)

4. Mark Webber (Red Bull)

5. Felipe Massa (Ferrari)

6. Nico Rosberg (Mercedes)

7. Michael Schumacher (Mercedes)

8. Adrian Sutil (Force India)

9. Paul di Resta (Force India)

10. Kamui Kobayashi (Sauber)

11. Sergio Perez (Sauber)

12. Rubens Barrichello (Williams)

13. Witali Petrow (Lotus Renault)

14. Pastor Maldonado (Williams)

15. Jaime Alguersuari (Toro Rosso)

16. Bruno Senna (Lotus Renault)

17. Heikki Kovalainen (Lotus)

18. Jarno Trulli (Lotus)

19. Timo Glock (Virgin)

20. Vitantonio Liuzzi (Hispania)

Fahrer mit den meisten Pole Positions:

1. Sebastian Vettel 14 (2011)

Nigel Mansell 14 (1992)

3. Ayrton Senna 13 (1988 und 1989)

Alain Prost 13 (1993)

5. Mika Häkkinen 11 (1999)

Michael Schumacher 11 (2001)

7. Ayrton Senna 10 (1990)

Jacques Villeneuve 10 (1997)

Sebastian Vettel 10 (2010)

Mit Material von sid und dapd