Nach einer 68:77-Pleite gegen Spanien muss Deutschland bei der EM die verbleibenden zwei Zwischenrundenspiele gewinnen

Vilnius. Sie schlichen vom Feld, traurig, stehend k. o. Alles gegeben, aber am Ende eben doch verloren. Dirk Nowitzki, der deutsche Basketball-Superstar, zog sich ein Handtuch über den Kopf, auch er wollte es nicht glauben. "Uns trennt nicht viel von den anderen guten Mannschaften", sagte er, "wir waren wieder ein paar Mal dicht dran, haben aber Fehler gemacht, als es drauf ankam." Die deutsche Mannschaft hatte gegen den Europameister Spanien eine kaum für möglich gehaltene Leistung gezeigt, aber am Ende hieß es doch 68:77 (33:36) gegen den Titelfavoriten.

Jetzt wird es ganz schwer für das Team von Bundestrainer Dirk Bauermann, doch noch das Viertelfinale bei der EM zu erreichen. Zwei Siege müssen jetzt her, morgen gegen die Türkei (17 Uhr) und am Sonntag gegen Gastgeber Litauen (20 Uhr, beide Sport 1). Dennoch sagt der Bundestrainer: "Wir gehen mit einem sehr guten Gefühl in die Partie gegen die Türkei, denn wir haben sie in diesem Sommer schon zweimal besiegt. Und dann gibt es gegen Litauen ein echtes Endspiel um den Einzug in die nächste Runde."

Insgeheim hatten die Deutschen gehofft, dass die Spanier nach ihrer überraschenden Niederlage gegen die Türkei angeschlagen sein würden. Zudem hatte Pau Gasol, Spaniens Bester von den Los Angeles Lakers, gegen die Türken wegen leichter Fußprobleme gefehlt. Und anfangs sah es auch so aus, als sei er nicht ganz fit. Spanien spielte behäbig, die Deutschen machten ihre Sache sehr gut. Da fiel es auch nicht ins Gewicht, dass Nowitzki erst seinen vierten Wurf zum 12:8 (8. Minute) traf. Heiko Schaffartzik, der Berliner Spielmacher, punktete ebenso wie Chris Kaman (15 Punkte/10 Rebounds). Nach seinem Treffer musste Nowitzki allerdings erst einmal raus, weil er sich am kleinen Finger der rechten Hand leicht verletzt hatte. Als auch der bis dahin defensiv starke Kaman auf der Bank saß, taute Pau Gasol (17 Punkte) auf. Der junge Tibor Pleiß hatte gegen ihn keine Chance. Trotzdem: Nur 15:17 nach den ersten zehn Minuten.

Für wenige Minuten schien es so, als sei die starke deutsche Leistung nur ein kurzes Aufflackern. Nach 13 Minuten hieß es 18:26, die Spanier hatten den Ball jetzt schneller laufen lassen. Doch mit Nowitzki und Kaman auf dem Feld fing sich Deutschland sofort wieder. Kaman war nun auch unter dem gegnerischen Korb stark, nach 17 Minuten stand es unter dem Jubel der litauischen Zuschauer wieder 29:29. Hatten viele im deutschen Team bei der Niederlage gegen Serbien noch kämpferisch enttäuscht, stimmte die Einstellung diesmal. Wenn doch nur Nowitzki besser getroffen hätte: Nur zwei seiner neun Würfe aus dem Feld trafen in den ersten 20 Minuten ins Ziel.

Nach dem Wechsel war es Paus Bruder Marc Gasol (24 Punkte), der die Deutschen in der Defensive immer wieder austrickste. Nach 24 Minuten war der Rückstand erstmals auf neun Punkte angewachsen (41:50), und es kam erschwerend hinzu, dass der bis dahin gute Robin Benzing nach seinem vierten Foul auf die Bank musste. Aber das deutsche Team, angeführt vom besser treffenden Nowitzki (19 Punkte), behielt den Kopf oben, es gab noch kein Nachlassen. Einmal ging Deutschland sogar noch in Führung (57:56), die Zuschauer tobten, hofften auf eine Sensation. Aber es waren doch die Spanier, die die entscheidenden Treffer landeten. Jetzt bleibt nur Hoffen.