Jennifer Oeser hat nach mit dem Gewinn der Bronzemedaille im Siebenkampf bei der Leichtathletik-WM in Daegu das Unmögliche möglich gemacht.

Daegu. Dem Tag der Tränen und zahlreichen „Arschtritten“ folgten die Stunden der Glückseligkeit: Jennifer Oeser hat nach mit dem Gewinn der Bronzemedaille im Siebenkampf bei der Leichtathletik-WM in Daegu das Unmögliche möglich gemacht. Nach einem verpatzten ersten Tag startete die Leverkusenerin eine furiose Aufholjagd und landete hinter der Russin Tatjana Tschernowa (6880) und der entthronten Titelverteidigerin Jennifer Ennis aus Großbritannien (6751) auf Platz drei.

Für den Erfolg war ein besonderer Motivationsschub nötig: „Danke an alle, die mir gestern einen Arschtritt verpasst haben. Das waren einige. Ich habe es aber auch gebraucht. Nach einem solchen Tag denkt man nicht mehr an die Top 3, aber hinten kackt die Ente, im Siebenkampf ist alles möglich“, sagte Oeser, die vor zwei Jahren in Berlin WM-Silber gewonnen hatte.

In Oesers Schatten blühte auch Lilli Schwarzkopf (Rhein-Wied) auf und landete mit 6321 Punkten Punkten auf dem sechsten Rang. Julia Mächtig (Neubrandenburg) belegte mit 6095 Punkten den 17. Platz.

Die 27 Jahre alte Oeser hatte wirklich nicht mehr mit einer Medaille gerechnet: „Ich habe noch nicht mal einen Anzug für die Siegerehrung dabei“, sagte Oeser, die gestand: „So ein Wechselbad der Gefühle habe ich noch nie erlebt.“

Die Grundlage für ihr Comeback am zweiten Tag hatte Oeser durch ihre Speerwurf-Bestleistung von 51,30 m gelegt. In der persönlichen Bestzeit von 2:10,39 Minuten über 800 m verteidigte sie erfolgreich Platz drei. In den Lauf war sie angeschlagen gegangen. „Seit dem letzten Weitsprung-Versuch tut ihr Oberschenkel weh“, meinte ihr Trainer Karl-Heinz Düe. Doch Oeser biss auf die Zähne.

Oeser, die nach den ersten vier Disziplinen von einem „rabenschwarzen Tag“ gesprochen hatte, deutete bereits beim Weitsprung an, dass sie noch nicht aufgegeben hat. 6,28 m bedeuteten Saisonbestleistung. Am ersten Tag hatte sich Oeser nach ordentlichen 13,33 über die 100 m Hürden im dritten Hochsprung-Versuch über 1,83 m gezittert. Doch mit 13,70 m im Kugelstoßen und schwachen 24,58 Sekunden über 200 m verlor sie zwischenzeitlich viel Boden.

Schwarzkopf war nach dem Speerwerfen Neunte und rutschte mit 2:15,26 Minuten über die 800 m noch auf den sechsten Platz. Zuvor hatte sie nach 13,65 über die Hürden und 1,80 m im Hochsprung mit 14,89 m eine persönliche Bestleistung im Kugelstoßen aufgestellt, doch die 25,82 über 200 m waren deutlich zu langsam. Bestleistungen bedeuteten 6,18 m im Weitsprung und 49,69 mit dem Speer.