Kostenloser Eintritt zur Anlage und zu Nebenplätzen während der gesamten Turnierwoche. Wildcards für Kamke, Reister, Stebe und Beck

Hamburg. Als Michael Stich noch um viel Geld Tennis spielte, war er auch in bedrängten Situationen nie um eine Idee verlegen. Zum Beispiel als der US-Amerikaner Pete Sampras ihn beim WM-Finale 1993 in Frankfurt in die Ecken trieb, befreite sich Stich mit einer aus vollem Lauf geschlagenen knallharten Rückhand diagonal über den Platz. Big Point für Stich! Am Ende wurde er Weltmeister.

Ähnliches versucht der 42-Jährige jetzt auch als Turnierdirektor mit seinem Geschäftspartner Detlef Hammer am Hamburger Rothenbaum zu vollbringen. Die Veranstaltung, von der Herrentennis-Organisation ATP in die dritte Kategorie abgewertet, von Mitte Mai in den Ferienmonat Juli verschoben und dementsprechend in der Publikumsgunst gesunken, benötigt einen Befreiungsschlag. "Wir müssen die Lust der Leute auf Tennis wieder wecken", sagt Stich - und lässt das Publikum vom 16. bis 24. Juli nicht nur ohne Eintrittsgeld auf die Anlage und in die Zeltpassagen an der Hallerstraße 89, sondern auch auf die Nebenplätze M 1 und M 2, wo ebenfalls Einzel und Doppel auf Weltklasseniveau geboten werden.

"Wenn die Leute die Faszination Tennis live erleben, bekommen sie womöglich auch Lust, sich irgendwann mal eine Eintrittskarte für den Centre-Court zu kaufen." Die gibt es von Montag an in der billigsten Kategorie für 28 Euro. Für Dienstag (Ladies Day) und Sonnabend (Halbfinale) der kommenden Woche sind die jeweils 7500 Tickets zum größten Teil schon vergriffen.

Sechs Spieler der aktuellen Top 20 der Weltrangliste haben für den Rothenbaum gemeldet, angeführt vom Franzosen Gael Monfils, der Nummer sieben. Sieben Deutsche werden im Hauptfeld aufschlagen: Die Daviscupspieler Florian Mayer, Philipp Petzschner (beide Bayreuth) und Philipp Kohlschreiber (Augsburg) sowie mit einer Wildcard Tobias Kamke (Lübeck), Julian Reister (Reinbek), Andreas Beck (Stuttgart) und Cedrik-Marcel Stebe (Vaihingen). Dass bis auf Stebe alle anderen beim laufenden Wettbewerb in Stuttgart gleich in ihrem ersten Spiel ausgeschieden sind, hat für das Hamburger Turnier zumindest einen Vorteil: Sie kommen halbwegs ausgeruht zum Rothenbaum, wo eine Million Euro Preisgelder verteilt werden, 550 000 mehr als derzeit im Schwabenland.

In der Qualifikation am Sonnabend und Sonntag werden sechs Plätze für das Hauptfeld ausgespielt, das am Sonnabend um 15 Uhr auf der Piazza in der Europapassage an der Binnenalster ausgelost wird. Prominente Gäste sind dort Daviscup-Kapitän Patrik Kühnen und Ivan Lendl. Die ehemalige Nummer eins der Welt wird am Sonntag um 19 Uhr am Rothenbaum ein Showmatch gegen Stich bestreiten. Der Eintritt ist frei. "Er ist wieder topfit", verriet Stich, der Lendl jüngst in Zürich unterlag. Seinen einzigen Sieg gegen den heute 51-Jährigen feierte Stich 1993 am Rothenbaum. Damals gewann er als bisher letzter Deutscher auch das Turnier.

"Michael Stich und sein Team machen einen großartigen Job", sagt Georg von Waldenfels, der Präsident des Deutschen Tennisbundes (DTB), "sie haben trotz des ungünstigen Juli-Termins wieder ein respektables Teilnehmerfeld zusammengestellt. Dass der DTB sich aus dem Turnierbetrieb in Hamburg herausgezogen hat, war geplant und gewollt, wir wollten dem neuen Team freie Hand geben."