Deutschlands Daviscup-Herren verlieren das Davis Cup-Viertelfinale gegen Frankreich mit 1:4. Philipp Petzschner: “Wir sind keine Weltklasse“.

Stuttgart. Als der DJ in einer Pause das Lied "Heut ist so ein schöner Tag" spielte und Philipp Petzschner dazu auf der deutschen Bank tanzte, war wohl auch dem letzten der rund 2000 Besucher auf dem Centre-Court am Weissenhof klar, dass dieser schöne Sonntag kein normaler Daviscup-Tag war. Das, was Petzschner bei seinem 6:3, 6:4-Sieg über Michael Llodra und Philipp Kohlschreiber beim 6:7 (3:7), 6:7 (5:7) gegen Jo-Wilfried Tsonga zeigten, hatte über weite Strecken den Charakter eines Schaukampfs. Verwundern musste das indes niemanden, denn den ersten Halbfinaleinzug seit 2007 hatte Deutschland schon am Sonnabend verpasst, am Ende hieß es 4:1 für den Vorjahresfinalisten Frankreich, der in der Runde der letzten vier Ende September auf den Sieger der Partie USA gegen Spanien trifft.

Die deutschen Tennisprofis waren in den entscheidenden Momenten nicht nervenstark genug. Teamchef Patrik Kühnen hatte schon am Sonnabend, als die Entscheidung nach dem verlorenen Doppel feststand, ein ernüchterndes Fazit gezogen. "Die Franzosen sind ihrer Favoritenrolle gerecht geworden", sagte der 45-Jährige, "wenn man gegen solche Topspieler seine Chancen nicht nutzt, kann man nicht gewinnen." Die Daviscup-Rangliste, in der Deutschland vier Plätze hinter den Franzosen auf Rang acht liegt, gebe korrekten Aufschluss.

Es ehrte die Deutschen, dass sie nicht nach Ausreden suchten. "Wir sind derzeit keine Weltklassenation, Frankreich ist uns einfach einen Schritt voraus", sagte Petzschner, der das Doppel mit Christopher Kas (Trostberg) 6:7 (3:7), 4:6 und 4:6 gegen Tsonga und Llodra verloren hatte. Dennoch könne man im Vergleich zum 1:4 in Frankreich in der ersten Runde der vergangenen Saison einen Aufwärtstrend erkennen. "Wir sind auf dem richtigen Weg, haben einen Schritt nach vorn gemacht. Wenn wir weiter hart arbeiten, können wir vielleicht in zwei, drei Jahren auch Gegner wie Frankreich besiegen."

Tatsächlich hatten die Topspieler Florian Mayer (Nr. 20 der Weltrangliste) und Philipp Kohlschreiber (Nr. 42) die Einzel am Freitag ebenso offen gestalten können wie Petzschner und Kas das Doppel. Allerdings waren die Franzosen nervenstärker und produzierten deshalb weniger Fehler.

Der frühere Weltranglistenvierte Nicolas Kiefer, 34, der seine Karriere Ende 2010 beendet hatte und in Stuttgart mit dem "Lifetime Award" für seine Verdienste um das deutsche Tennis geehrt wurde, sagte: "Dem deutschen Tennis fehlen die Typen, das ist alles zu blass." Die Anlage in Stuttgart war trotz des Topgegners an keinem Tag auch nur annähernd voll besetzt, während die Franzosen von einer 800 Fans starken "blauen Wand" gefeiert wurden.

Georg von Waldenfels, Präsident des Deutschen Tennis-Bundes (DTB), versprach auf allen Feldern Besserung. "Wir müssen unsere Fans mehr unterstützen und werden versuchen, von den Franzosen zu lernen", sagte er, "die Erfolge jedoch müssen von den Spielern kommen."