Die DFB-Elf fand nur mit Mühe ins Turnier - vor allem Birgit Prinz. Nicht so die Fans, die auf einer Welle der Euphorie schwimmen.

Frankfurt. Fantastische TV-Quoten, Hunderttausende Fans in den Stadien, aber nun auch ein erster Schatten: Trotz des Doping-Skandals um das nordkoreanische Team fällt die Zwischenbilanz nach der Vorrunde der Frauen-WM sehr positiv aus. «Der Frauenfußball ist zu einem gesellschaftlichen Ereignis geworden. Die Frauen haben es geschafft, eine eigene Marke zu setzen», sagte DFB-Präsident Theo Zwanziger, der vor allem froh ist, dass die deutsche Mannschaft ihrer Favoritenrolle gerecht zu werden scheint.

Denn der WM-Hype hängt vor allem von den deutschen Frauen ab. Davon zeugen auch die Menschenströme auf den Fanmeilen. In den Frankfurter Fußballgärten verfolgten jeweils rund 10.000 Fans die Spiele der deutschen Mannschaft und feuerten ihr Team lautstark an. Dabei verlief bisher «alles friedlich», wie die Frankfurter Polizei auf SID-Anfrage versicherte.

Nach dem Nigeria-Spiel, sagt Kurt Stroscher, Veranstaltungsleiter der Fanmeile, habe er erstmals «einen Hype gespürt». «Nur bei den Spielen ohne deutsche Beteiligung ist nicht so viel los», sagte eine Sprecherin des WM-Büros Sinsheim. Dafür lockte das bunte Rahmenprogramm, selbst die «Sendung mit der Maus» war schon zu Gast, an manchen Tagen bis zu 15.000 Menschen in die Stadt. Bochum bot gar öffentliche Vorlesungen an, die die Brücke vom Fußball zur Kultur schlugen. «Das rundet die ganze Sache ab», sagte Thorsten Lumma vom WM-Büro.

Die Diskussionen um DFB-Rekordnationalspielerin Birgit Prinz brachten in der vergangenen Woche die Massen wie einst der WM-Ausfall von Michael Ballack in Wallung. Sie hatte nach der heftigen Kritik an ihrer Leistung bei den ersten beiden WM-Spielen der deutschen Fußballerinnen kurzzeitig mit dem Gedanken an einen Rücktritt gespielt. „In der ersten Emotion habe ich gedacht: Was soll das? Warum tue ich mir das überhaupt an? Das war aber nur am Anfang da“, sagte die Rekord-Nationalspielerin.

Selbst der schwache Kick zwischen Nordkorea und Kolumbien vor der Minuskulisse von 7805 Zuschauern versetzte der Stimmung keinen Dämpfer - dies taten allerdings die positiven Dopingproben zweier Nordkoreanerinnen. Dennoch lautet die Frage vor dem Viertelfinale in Mönchengladbach bei Tausenden: «Bist du Samstag wieder beim Public Viewing?»

Für die Großwetterlage dienen nicht nur die 73.680 Zuschauer beim Eröffnungsspiel im ausverkauften Berliner Olympiastadion als Barometer. Auch die Quoten der Fernsehsender sprechen Bände. Die Spiele der DFB-Elf verfolgen regelmäßig mehr als 15 Millionen Menschen, bei der Partie zwischen Schweden und den USA verbuchte die ARD am Mittwochabend mit durchschnittlich 5,65 Millionen Zuschauern ihre höchste Quote des Tages. «Der Frauenfußball erobert gerade die Herzen», konstatierte Ute Schäfer, Familienministerin Nordrhein-Westfalens.

Von der Begeisterung profieren auch die Gastwirte, auch wenn die WM «sicherlich keinen Wirtschaftsboom auslösen wird», sagte Dirk Ruetten von der Stadt Mönchengladbach. «Ich denke, wir können zufrieden sein», erklärte die Betreiberin eines Frankfurter Cafes, schränkte aber ein: «Wenn Deutschland früh ausscheidet, sieht das Bild wieder ganz anders aus.» (sid/abendblatt.de)