Erst im Finale könnte die DFB-Elf auf die USA oder Brasilien treffen. Doch zunächst geht es gegen Japan. Behringer und Bresonik sind wieder fit.

Berlin. Die deutschen Fußball-Frauen können auf ihrem weiteren Weg beim Projekt Titelverteidigung erst im Finale auf ihre großen Rivalinnen aus den USA oder Brasilien treffen. Sollte sich die Auswahl von Bundestrainerin Silvia Neid am Sonnabendabend (20.45 Uhr) in Wolfsburg auch von Japan nicht aufhalten lassen, winkt ein Halbfinale gegen Australien oder Schweden.

Die Skandinavierinnen hatten sich am Mittwochabend mit dem 2:1 über die Amerikanerinnen den Sieg in Gruppe C und damit den Weg ins obere Halbfinal-Tableau gesichert. Sowohl gegen Schweden als auch gegen Australien, die am Sonntag in Augsburg (13:00 Uhr) den möglichen DFB-Gegner ermitteln, wären Inka Grings und Co. jeweils favorisiert.

Die hochgewettete US-Auswahl, Nummer 1 der Weltrangliste, trifft am Sonntag in Dresden (17.30 Uhr) in einem vorweggenommenen Endspiel auf Brasiliens Ballkünstlerinnen um Superstar Marta. Für einen der großen Turnierfavoriten kommt damit in jedem Fall bereits im Viertelfinale das Aus - sicher auch zur Zufriedenheit von Neid.

In der ersten Partie der Runde der letzten Acht stehen sich am Sonnabend (18.00 Uhr) in Leverkusen die beiden europäischen Spitzenteams England und Frankreich gegenüber.

Die Japanerinnen lassen jedoch nichts unversucht, um die Deutschen zu schlagen: Sie haben zwei Tage vor dem WM-Spiel gegen Deutschland in einer „Nacht-und-Nebel-Aktion“ ihr Training verlegt. Ursprünglich wollte der Viertelfinal-Gegner des Gastgebers am Donnerstagvormittag im Wolfsburger Porsche-Stadion trainieren. Stattdessen wurde die Übungseinheit auf 19 Uhr verlegt. Das lokale Organisationskomitee wurde vom Team aus dem Land der aufgehenden Sonne gegen zwei Uhr morgens per Mail benachrichtigt.

Deutschland kann wieder mit den zuletzt angeschlagenen Melanie Behringer (Bänderdehnung) und Linda Bresonik (Magen-Darm-Probleme) planen. Beide waren im letzten Vorrundenspiel gegen Frankreich (4:2) geschont worden. „Linda geht es wieder sehr gut. Melanie hat noch Schmerzen, aber die sind auszuhalten“, sagte Assistenz-Trainerin Ulrike Ballweg.

Ob Mittelfeldspielerin Behringer und Außenverteidigerin Bresonik in die Startformation zurückkehren werden, ist offen. Fatmire Bajramaj und Bianca Schmidt haben die beiden gegen Frankreich gut vertreten. Vor allem der Kampf zwischen Behringer und Bajramaj scheint offen zu sein.

Keine Fragezeichen stehen hinter den drei von einer Gelbsperre bedrohten Stammspielerinnen Simone Laudehr, Kim Kulig und Annike Krahn. „Wir werden auf Gelbe Karten keine Rücksicht nehmen und nicht taktieren“, sagte Ballweg.

Wenn Frauen gegen Männer kicken

Eine ordentliche Grätsche will gelernt sein. Um ihr Spiel zu verbessern, kicken ambitionierte Fußballerinnen immer öfter mit dem sogenannten starken Geschlecht. Dabei herrschte im Seniorenbereich bis vor wenigen Jahren eine strikte Geschlechtertrennung. Selbst Trainingsspiele zwischen Männer- und Frauenteams wurden vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) untersagt.

„Es wurde befürchtet, dass solche Spiele vor allem stattfinden, um sich über die Spielerinnen zu amüsieren“, sagt Heike Ullrich, die beim DFB für den Frauen- und Mädchenfußball zuständig ist. Erst auf einem Bundestag des Verbandes im Jahr 2007 wurde entschieden, dass Freundschaftsspiele zwischen Männern und Frauen in Zukunft stattfinden dürften.

Inzwischen hat sich viel getan, meint Jugend-Nationaltrainerin Maren Meinert. „Grundsätzlich empfehlen wir unseren Spielerinnen, mit Jungs zu trainieren, um ihre Spielschnelligkeit zu verbessern. Wir machen auch Trainingsspiele gegen Jungs“, sagt Meinert. Auch aktuelle Nationalspielerinnen schwören auf männliche Spielpartner. Torhüterin Nadine Angerer erklärte etwa in einem Interview des „Tagesspiegels“, dass sie das Training mit Männern „supergeil“ finde. Wenn man sich beim Flanken gegen einen Mann behaupten könne, sagte Angerer, dann auch gegen eine stattliche Stürmerin.

Torjägerin Alexandra Popp duellierte sich in ihrer Vergangenheit ebenfalls intensiv mit dem anderen Geschlecht. Als sie mit 14 Jahren in eine reine Mädchenmannschaft wechseln sollte, hätte sie ihre Schuhe fast an den Nagel gehängt. Nach ihrem Wechsel an die Fußball-Eliteschule Berger Feld konnte sie dann bis zur U 19 mit den Schalker Nachwuchsfußballern trainieren. „Ich bin athletischer, schneller, dynamischer geworden“, sagt die 20-Jährige heute rückblickend.

Im Jugendbereich lassen einige Frauen-Bundesligisten ihre Fußballerinnen inzwischen auch in Punktspielen gegen Jungenteams antreten. „Die Mädchenstaffeln sind leistungsmäßig nicht so homogen“, erklärt Meinert. Dass immer mehr Mädchen länger mit den Jungs kicken, hält sie für einen wichtigen Schritt in der Talentförderung. Schließlich könnten sie dabei viele wichtige Erfahrungen machen. „Man muss da Tempo machen, die Ballannahme und -mitnahme in die Bewegung ist sehr wichtig. Sobald man zum Stehen kommt, verliert man den Ball.“

Eine Spielerin in der Männer-Bundesliga wird aber vermutlich auch in Zukunft Fiktion bleiben. In einer Grundsatzentscheidung untersagte der Weltfußballverband FIFA der mexikanischen Nationalspielerin Maribel Dominguez im Jahr 2004, sich einem Männer-Proficlub ihres Heimatlandes anzuschließen. Es müsse eine klare Trennung zwischen Männer- und Frauenfußball gewahrt bleiben, hieß die Begründung des Verbandes.

Ein Jahr zuvor beschäftigte bereits die deutsche Weltfußballerin Birgit Prinz der Gedanke, beim Männerteam des AC Perugia anzuheuern. Sie lehnte das Angebot der Italiener ab, da sie einen Marketing-Gag des Clubs vermutete. Es sei es auch nicht realistisch, dass eine Frau ein ernsthaftes Angebot für die höchsten Spielklassen der Männer bekommt, erklärt Heike Ullrich. „Technisch kann man sicherlich mithalten, aber körperlich haben die Männer einfach die besseren Voraussetzungen.“ (dpa/sid/abendblatt.de)