Der Serbe, der ab Montag wieder die Nummer eins der Welt ist, bezwang den Spanier in vier Sätzen. Es war sein erster Sieg in Wimbledon.

London. Vor Novak Djokovic ist nichts mehr sicher. Der 24-Jährige hat in Wimbledon eine neue Zeitrechnung begonnen und die neunjährige Vorherrschaft von Titelverteidiger Rafael Nadal und Roger Federer knallhart beendet. Dem Spanier Nadal bereitete er am Sonntag im sonnigen London einen der schlimmsten Nachmittage seiner Tennis-Laufbahn und triumphierte in 2:28 Stunden mit 6:4, 6:1, 1:6, 6:3 das erste Mal auf dem Heiligen Rasen. Vor ihm hatte noch kein Serbe im Endspiel der All England Championships gestanden.

Mit dem 48. Sieg im 49. Match der Saison holte sich der „Raffzahn des Jahres“ seinen dritten Grand-Slam-Titel, der ihn um 1,2 Millionen Euro reicher macht. Doch damit gab sich der in diesem Jahr mit beispiellosem Siegeshunger ausgestattete Djokovic noch lange nicht zufrieden. Auf Platz eins der Weltrangliste war er auch noch scharf – und den hat er dem streckenweise ratlos agierenden Nadal auch noch entrissen. Vorbei ist die Dominanz der Herren Nadal, der 2008 und 2010 triumphierte, und Federer (2003-2007/2009). Beide haben der Tennis-Welt seit Februar 2004 den Stempel aufgedrückt und sich seither die Spitze der Weltrangliste wechselweise überlassen.

Der zweimalige Australian-Open-Sieger Djokovic ging nur einmal in diesem Jahr nicht als Sieger vom Platz. Ausgerechnet bei den French Open scheiterte er im Halbfinale gegen den auf Sand eher unglücklichen Federer, was ihm den Gewinn des Grand Slams schon vor dem letzten Major in Flushing Meadows unmöglich machte.

Wann immer Djokovic mit der rechten Faust auf sein Herz trommelt und mit lautem Gebrüll den Hieb auf den gelben Tennisball feiert - ist Alarmstufe rot für jeden Gegner angesagt. Das musste auch Nadal erkennen, der überdies Probleme mit seinem lädierten Fuß zu haben schien. Oder war es nur die Übermacht seines Kontrahenten, der sich Nadal ergab – zum fünften Mal schon in diesem Jahr? Wie in Miami, Indian Wells, Madrid und Rom war es wieder ein Endspiel – und wieder machte Djokovic kurzen Prozess und verbesserte die Bilanz auf jetzt 12 Siege bei 16 Niederlagen.

Lleyton Hewitt war 2002 der letzte Wimbledonsieger, der nicht Nadal und nicht Federer hieß. Djokovic beendete diese Ära. Es soll mehr sein als ein Intermezzo, betonte er. Doch wie schnell aus Dominanz ein Hinterherlaufen werden kann, erlebte der Serbe im dritten Satz. Nachdem er den Vorjahressieger schon am Rande einer Blamage hatte, musste er plötzlich erkennen, dass 99 Prozent nicht gut genug sind für den Mallorquiner, der mit allen Mitteln ins Match zurückfand.

Diesmal war es Djokovic, der sich durch den Satz treiben ließ und alle Kraft auf den nächsten Durchgang konzentrierte. Ein cleverer Plan, der schon beim Break zum 2:0 aufzugehen schien. Aber das ließ Nadal nicht zu: der Spanier kam noch einmal zurück. Doch als er zum 3:5 noch einmal seinen Aufschlag verlor, war das Match entschieden und seine dritte Finalpleite nach 2006 und 2007 besiegelt. (dapd)