Sharapova, die zuvor Sabine Lisicki bezwang, hatte gegen Petra Kvitova das Nachsehen. Die Tschechin gewann klar in zwei Sätzen mit 6:3 und 6:4.

Hamburg/London. Petra Kvitova hat ausgerechnet auf dem heiligen Rasen von Wimbledon ihren ersten Sieg bei einem Grand Slam gefeiert. Die 21 Jahre alte Tschechin gewann dank ihrer ungemein kraftvollen und platzierten Grundschläge mit 6:3, 6:4 gegen Maria Scharapowa aus Russland, die zuvor im Halbfinale Sabine Lisicki ausgeschaltet hatte. Petra Kvitova ist die erste tschechische Wimbledonsiegerin seit Jana Novotna im Jahre 1998. Die aus der früheren Tschechoslowakei stammende Martina Navratilova hatte im All England Club die Rekordzahl von neun Einzeltiteln geholt.

Das Endspiel war nicht sehr niveauvoll, aber stets hart umgekämpft und am Ende erstaunlich einseitig. Maria Scharapowa, die Wimbledon 2004 als 17-Jährige gewonnen hatte, fand nur selten ein probates Mittel gegen Kvitovas harte und präzise gespielte Schläge. Die Tschechin, derzeit noch die Nummer acht der Weltrangliste, hatte Probleme mit ihrem Aufschlag, sobald jedoch der Ball im Spiel war, agierte die Linkshänderin druckvoller und weniger fehlerhaft.

Nach 1:25 Stunden verwandelte Kvitova ihren ersten Matchball mit ihrem ersten Ass der Partie. Für ihren bislang größten Erfolg erhielt die dreifache Turniersiegerin des Jahres 2011, die im vergangenen Jahr zur „Newcomerin des Jahres“ auf der WTA-Tour gewählt worden war, ein Preisgeld von umgerechnet rund 1,21 Millionen Euro. Die letzte deutsche Siegerin war 1996 Steffi Graf gewesen. Sabine Lisicki hatte zuvor im Halbfinale gegen Scharapowa die große Chance vergeben, als erste Deutsche seit Graf 1999 zumindest ins Endspiel einzuziehen.

Kvitova, die früher eigentlich Lehrerin werden wollte, hatte ihr bestes Resultat bei einem Grand Slam im Vorjahr in Wimbledon erreicht - sie scheiterte damals erst im Halbfinale an der späteren Turniersiegerin Serena Williams. Die über ein Jahr verletzte Amerikanerin verlor ihren Titel schon im Achtelfinale durch die Niederlage gegen Marion Bartoli aus Frankreich, die ihrerseits im Viertelfinale gegen Sabine Lisicki unterlag.

Wie fast nicht anders zu erwarten, hatten beide Spielerinnen Mühe, ihre jeweiligen Aufschlagspiele zu gewinnen: Kvitova und Scharapowa besitzen gute Returns. War der Ball länger im Spiel, versuchte die Tschechin vor allem mit ihrer ungemein kraftvollen Vorhand, die Wimbledonsiegerin von 2004 so schnell wie möglich unter Druck zu setzen. Dies gelang ihr mit zunehmender Spielzeit immer besser. Nach einem Break zum 4:2 erkämpfte sie sich wenig später einen Satzball zum 6:2, ließ diesen aber ungenutzt. Kurz darauf war es dann jedoch geschehen, Scharapowa schlug einen weiteren Satzball ins Netz.

Im Gegensatz zu ihrem Match gegen Sabine Lisicki, in dem sie enorme Schwierigkeiten mit ihrem Aufschlag hatte, servierte Scharapowa diesmal sogar gut: Immerhin 76 Prozent ihrer ersten Aufschläge brachte sie ins Feld - nur um sie von Kvitova bisweilen rüde um die Ohren gehauen zu bekommen. Und es wurde im zweiten Satz nicht besser: Scharapowa kassierte drei Breaks, Kvitova nur zwei, es stand 4:3, dann 5:3, 5:4 für Kvitova, die schließlich zum Matchgewinn aufschlug. Erfolgreich.

Scharapowa hatte Wimbledon bereits als 17-Jährige gewonnen, seitdem aber Mühe gehabt, bei den Grand Slams zu überzeugen. Ihr gelangen lediglich zwei weitere große Siege, bei den US Open 2006 und den Australian Open 2008. Noch 2008 aber musste sie sich wegen ihrer latenten Schulterprobleme einer Operation unterziehen. Danach hatte sie zunächst Mühe, wieder den Anschlus an die Weltspitze zu finden. Einen richtigen Schub hatte ihre Karriere aber dann zu Beginn dieses Jahres gefunden, als der weitgereiste Schweden Thomas Högstedt, früher auch für Nicolas Kiefer oder Tommy Haas tätig, bei ihr einstieg.