Agentur Act reagiert auf die Kritik am Hamburger Marathon. Nach dem Lauf am 22. Mai soll ein Expertengremium neue Ideen für die Zukunft prüfen.

Hamburg. Dem Hamburger "Marathon laufen die Läufer weg", berichtete das Abendblatt in seiner Ausgabe vom 19. April. Hintergrund waren die geringen Anmeldezahlen zur 26. Auflage des Rennens am 22. Mai. Sie liegen deutlich unter den Nennungen des Vorjahres (20 116). Einen Tag vor dem offiziellen Meldeschluss an diesem Donnerstag waren es auf der Webseite des Veranstalters Act Agency 14 178. Der Artikel löste heftige Reaktionen aus, in Marathon-Foren, in Mails, Briefen und Anrufen beim Abendblatt. Der Tenor war einhellig: Das Preis-Leistungs-Verhältnis in Hamburg stimme nicht mehr, die Läufer seien hier nur Nummern.

+++ Dem Hamburger Marathon laufen die Läufer weg +++

Wolfram Götz, der Renndirektor, entgegnet den Kritikern, "dass wir jeden Hobbyläufer mit durchschnittlich 50 Euro subventionieren". Das Startgeld in Hamburg beträgt 70 Euro, Rabatt wird Gruppen und jenen Läufern gewährt, die regelmäßig in Hamburg starten. Berlin ruft ähnliche Preise auf, in Rotterdam zum Beispiel werden dagegen nur 45 Euro verlangt. Götz: "In Hamburg ist vieles teurer als anderswo. Das Startgeld ist schon mit spitzer Feder kalkuliert. Weniger geht nicht."

Horst Preisler, 75, von der LAV Hamburg-Nord gilt als der Mann, der weltweit die meisten Marathonläufe bestritten hat. Es sind inzwischen genau 1727. In Hamburg hat er die Startnummer 101. Am 22. Mai geht er zum 26. Mal auf die 42,195 Kilometer an Elbe und Alster. Er sagt stellvertretend für viele: "Hamburg bietet immer weniger für das Startgeld. Leistungen, die früher inklusive waren, müssen jetzt zusätzlich bezahlt werden." Wichtiger noch sei ihm aber die Atmosphäre, beim Rennen und vorher: "Da spürt man, ob wir angenommen werden oder geduldet sind." In Hamburg hätten er und seine Freunde zunehmend das Gefühl, "hier wird nur abgewickelt. Der Mensch gilt nicht mehr viel." Das sei zwar sein sehr subjektives Empfinden, "doch das ist so"! Ein anderes Problem wäre, dass in Hamburg eine Zeitbeschränkung für die Zielankunft der Läufer auf 5:30 Stunden forciert würde. Die Marathon-Szene werde aber älter und damit langsamer. Preisler: "Dadurch fallen jedes Jahr ältere Läufer durchs Raster und bleiben weg. Kein Wunder, dass dann die Teilnehmerzahlen sinken."

Die Agentur Act, sagt Geschäftsführer Matthias Neumann, werde auf die Kritik reagieren. Nach dem Lauf am 22. Mai werde man ein Expertengremium zusammenstellen, das Problemfelder ermitteln und Konzepte für die Zukunft entwickeln soll. Auch die Stadt und ihre Institutionen wie die Tourismus GmbH, meint Frank Thaleiser, Geschäftsführer des Leichtathletik-Verbandes, müsse künftig einen stärkeren Beitrag leisten, generiere doch der Marathon zusätzliche Einnahmen von rund 15 Millionen Euro für Hamburg. Thaleiser denkt da an Angebotspakete wie: Marathon plus Musical.