Für den Hamburger Marathon, der am 22. Mai zum 26. Mal gelaufen wird, haben sich bisher rund 15.500 Starter angemeldet, 4600 weniger als 2010.

Hamburg. Noch sind es drei Tage bis zum Meldeschluss des Hamburger Stadt-Marathons, der am 22. Mai zum 26. Mal gelaufen wird und der mit der Hamburger Sparkasse (Haspa) einen neuen Namensgeber hat. 13 945 Namen standen gestern Abend um 22 Uhr im Internet auf der Teilnehmerliste. Dazu mögen geschätzte 1500 Läufer kommen, die anonym bleiben wollen, deren exakte Zahl die veranstaltende Agentur Act Agency bisher zurückhält. 15 500 Starter aber wären rund 4600 weniger als im vergangenen Jahr. Da meldeten 20 116. Dem Hamburger Marathon, so scheint es, laufen die Läufer weg.

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Matthias Neumann ist Gesamtgeschäftsführer der Agentur Act. Von einem Trend will er nicht sprechen, auch wenn er einräumt, dass es in diesem Jahr wohl ein paar Tausend Teilnehmer weniger werden könnten: "Aber warten wir doch die endgültigen Zahlen ab, bevor wir in die Analyse eintreten."

Eine Ursache ist unstrittig - der Termin. In den vergangenen 17 Jahren fiel der Startschuss am Fernsehturm jeweils am letzten Sonntag des Aprils, diesmal wird vier Wochen später gelaufen. Ostern (24. April), der 1. Mai, der Hafengeburtstag (8. Mai) und die Eisheiligen (11.-15. Mai) lauten die Argumente der Verschiebung. "Für die Leistungssportler kollidiert das Datum mit der Bahnsaison, Ende Mai werden keine Langstrecken mehr gelaufen. Ich starte trotzdem, mein Trainer war jedoch nicht begeistert", sagt der Hamburger Spitzenläufer Mourad Bekakcha, 32. Freizeitläufer fürchten dagegen die Temperaturen am 22. Mai. Ein paar Grad Celsius mehr erschweren das Durchhalten. "Dabei ist es in Hamburg im Schnitt Ende April wärmer als Ende Mai", sagt Renndirektor Wolfram Götz. Ein weiterer Grund: Parallel zu Hamburg werden am 22. Mai in Kopenhagen die 42,195 Kilometer gelaufen. Meldeten 2010 noch 2300 Dänen für Hamburg, sind es diesmal bislang 1300.

Auch droht der Haspa-Marathon stärker als andere unter dem mutmaßlichen Ende des Lauf-Booms zu leiden. Während die Veranstaltungen in den touristisch attraktiven Welt-Metropolen London, New York oder Berlin weiter ausgebucht sind, kämpfen nachrangige Events um die Teilnehmer; selbst Hamburg, das jahrelang zu den zehn größten Marathons der Welt gehörte.

Die schwindende Zahl der Finisher belegt den Abwärtstrend hierzulande. Während im Jahr 2005 bei 164 Marathons in Deutschland noch 149 219 Läufer ins Ziel kamen, sank die Gesamtzahl auf rund 125 000 im vergangenen. Der demografische Faktor schlägt auch hier zu. Die Läufer, die aus Altersgründen aufhören, werden von jüngeren nur unzureichend ersetzt. Vielen mangelt es neben Beruf und Familie an Zeit, sich auf den körperlich höchst anspruchsvollen Marathon vorzubereiten, andere wechseln in weniger trainingsaufwendige Spaß-Sportarten. Die Lust an der Bewegung scheint indes ungebrochen. Die Jedermann-Rennen bei den Cyclassics, dem Hamburger Radrennen (21. August/22 000 Teilnehmer), und dem Triathlon (16./17. Juli/9000) erfreuen sich weiter stabiler Nachfrage. Für beide Veranstaltungen gibt es heute nur noch wenige Startplätze.

Andere Probleme des Hamburger Marathons sind hausgemacht. Zuletzt mussten sich die Teilnehmer ihre Startnummern umständlich im Schuppen 52 im Hafen abholen, der gereichte Präsentbeutel war gerade mal halb gefüllt. Das führte zu Unmut, der nun möglicherweise einige einen Bogen um Hamburg laufen lässt. "Wir haben darauf reagiert. Der Beutel wird wieder prall gefüllt sein, und wir haben unsere Organisation auf dem Heiligengeistfeld konzentriert", sagt Act-Chef Neumann. Fehlen noch die Spitzenläufer, die vor allem der Hamburger Leichtathletik-Verband, Lizenzinhaber des Laufes, anmahnt. Immerhin ist mit Wilfred Kigen aus Kenia der Vorjahressieger (Zeit: 2:09:22 Stunden) wieder am Start.

"Sportlich ist Frankfurt aber am Hamburg-Marathon vorbeigezogen", sagt Manfred Steffny, 69, zweimaliger Olympiateilnehmer und Herausgeber des Fachmagazins "Spiridon". Trotz der deutschen Marathon-Meisterschaften an Elbe und Alster seien die hiesigen Spitzenathleten eher am 8. Mai in Düsseldorf am Start, "denen ist der Termin in Hamburg zu spät". Allgemein, so Steffny, "sind die Teilnehmerzahlen der Frühjahrsveranstaltungen eher steigend, Bonn, Linz und Wien etwa legen zu". Bei den Hobbyläufern gebe es aber einen Trend zum Halbmarathon. "Vereinsgruppen könnten daher Veranstaltungen bevorzugen, bei denen verschiedene Strecken im Angebot sind."

Die Agentur Act will vorerst weiter auf die 42-Kilometer-Distanz setzen. "Das ist unsere Marke, damit haben wir uns bei Sponsoren erfolgreich positioniert. Der Marathon ist kein Auslaufmodell. Natürlich denken wir über Veränderungen nach, wir sind aber reif genug, nicht in Hektik zu verfallen. 2012 kehren wir ohnehin zum April-Termin zurück", sagt Neumann. Und egal, wie viele Läufer am 22. Mai auch starten würden, "der Haspa-Marathon wird wieder eine riesige Party in dieser Stadt, dafür werden die 700 000 Menschen an der Strecke schon sorgen".