Zum 110. Klub-Geburtstag verlieren die “Uhlen“ das Derby mit 0:5. Trainer Martin Schultze sorgt sich um den weiteren Saisonverlauf.

Hamburg. Für seinen trockenen Humor und sein schelmisches Grinsen ist Jo Mahn in der Hockeyszene bekannt, und wer wollte es dem Trainer der Bundesligaherren des Clubs an der Alster verdenken, dass er nach einem denkwürdigen Spiel diese Eigenschaften weidlich auskostete? Mit einem Empfang vor rund 100 geladenen Gästen hatte der Vorstand des Uhlenhorster HC um 12 Uhr am Sonnabend die Feierlichkeiten zum 110-jährigen Bestehen des Klubs eingeläutet. Das traumhafte Frühlingswetter sollte die passende Kulisse für das anschließende Derby bieten, in dessen Nachgang man zum Sekt zusammenkommen wollte. Das Problem war jedoch, dass Mahns Mannen sich in die Choreografie des Tages nicht einfügten. Mit 5:0, Tore durch Jonathan Fröschle (14.), Daniel von Drachenfels (19.), Mark Pearson (29.), Tim Witthaus (41.) und Christian Reimann (44.) degradierten sie die "Eulen" trotz Sonnenscheins zu begossenen Pudeln, und Mahn konnte sich nach dem Schlusspfiff eine gewisse Schadenfreude nicht verkneifen. "Eigentlich ist es nicht nett, dem UHC das Jubiläum so zu verderben. Aber es macht Spaß", sagte er und grinste.

Das Hochgefühl der tiefen Zufriedenheit hatten sich Alsters Asse redlich verdient, denn so deutlich, wie das Ergebnis ausgefallen war, war auch der Leistungsunterschied gewesen zwischen zwei Teams, die auf eine Reihe von historischen Duellen blicken können. Dennoch fiel niemandem ein, wann der UHC zuletzt auf eigenem Platz derart böse abgewatscht worden war. Überraschend waren sowohl Ergebnis als auch Spielverlauf vor allem deswegen, weil sich der UHC im Selbstbewusstsein, die beste Mannschaft der Vereinsgeschichte zu besitzen, in dieser Saison große Chancen ausrechnet, endlich seinen ersten Feldmeistertitel zu gewinnen. Alster hingegen hatte sich für die verbleibenden vier Hauptrundenspiele auf einen harten Kampf um die Play-off-Qualifikation eingestellt.

Auf dem Kunstrasen spiegelte sich diese Einstellung dergestalt wider, dass der UHC pomadig zu Werke ging und den 800 Besuchern das Gefühl vermittelte, im Vertrauen auf die eigene Stärke den Sieg im Hinterkopf schon verbucht zu haben. Alster dagegen war das bissigere Team und entwickelte im Lauf der Partie Überlegenheit in allen Mannschaftsteilen. Während UHC-Keeper Nico Jacobi zwei Gegentreffer verschuldete, hielt sein Nationalmannschafts-Rivale Tim Jessulat fehlerfrei. Alsters Innenverteidigung mit Scott Tupper und Fröschle hatte den UHC-Angriff unter Kontrolle, im Mittelfeld gewannen die unfassbar laufstarken Sebastian Biederlack und Barry Middleton ihre Zweikämpfe reihenweise, und vorm Tor zeigten sich die sonst oft zögerlichen Alster-Angreifer effizient wie selten. "Das war von allen eine sensationelle Leistung", lobte Mahn.

UHC-Trainer Martin Schultze wollte sich mit der Erklärung, sein Team habe einen schwarzen Tag erwischt, nicht zufriedengeben. "Man holt keine Punkte, nur weil man glaubt, besser zu sein. Wir müssen nun sehen, wie wir diesen Rückschlag verkraften", sagte er. Die Sorge des Trainers, dass sich ein solches Negativerlebnis zum Stimmungstöter für den Rest der Saison, die mit dem Achtelfinale in der Euro Hockey League am Ostersonnabend beim niederländischen Topklub Bloemendaal ein absolutes Highlight bereithält, auswirken könnte, teilen auch die Spieler. "Wir müssen jetzt aufpassen, dass wir den Fokus wieder hereinbekommen", sagte Nationalspieler Philip Witte, "im Training war es zuletzt schon ein bisschen Larifari. Wenn wir dieses 0:5 als Weckruf betrachten, kann es sogar nützlich gewesen sein. Wenn nicht, dann bekommen wir Probleme."