Der schwer verunglückte Renault-Pilot arbeitet an der Rückkehr in die Formel 1. Helfen soll Kubica auch eine Reliquie von Papst Johannes Paul II.

Berlin/Pietre Ligure/Warschau. Der am vergangenen Freitag bei einer Rallye in Italien schwer verunglückte Formel-1-Rennfahrer Robert Kubica kämpft für eine baldige Rückkehr in den Rennzirkus - und ist optimistisch, dieses Vorhaben in besonderer Stärke zu erreichen.

In einem Interview der „Gazzetta dello Sport“ kündigte der polnische Lotus-Renault-Pilot an: „ „Ich will noch in diesem Jahr in die Formel 1 zurückkehren. Ich habe nur die Rehabilitation im Kopf. Ich will stärker auf die Piste als vorher zurückkehren. Nach solchen Unfällen bist du nicht mehr der selbe, du bist besser.“

Kubica zog dabei Parallelen zu der Zeit nach seinem Unfall 2007 in Kanada. Auch damals sei er besser als zuvor zurückgekehrt. "Ein Pilot ist nicht nur ein Gaspedal und ein Lenkrad, sondern etwas mehr. Nach dem Unfall in Kanada war ich stärker im Kopf. Auch diesmal wird es so sein, sobald ich mich erholt habe“, sagte Kubica. Im Sommer 2007 war Kubica schwer verunglückt, damals in Montréal als Heidfeld-Teamkollege im BMW.

Zur neuen mentalen Stärke Kubicas soll nun auch ein ganz besonderer geistiger Beistand beitragen. Mit einer Reliquie von Papst Johannes Paul II. will der Krakauer Kardinal Stanislaw Dziwisz seinen Landsmann bei einer schnellen Genesung zu unterstützen. Das berichtete der polnische Nachrichtensender „TVN24“ am Freitag.

Bei der Reliquie handele es sich um eine Medaille, in der sich Blutstropfen und Teilchen eines Kleidungsstücks von Johannes Paul II. befinden. Dziwisz übergab sie einem „TVN24“-Reporter, der sie Kubica in Italien überbringen soll, wo er in einem Krankenhaus liegt. Dziwisz sagte dem Sender: „Papst Johannes Paul II. praktizierte auch Sport und mochte Sportler.“

Der aus Krakau stammende Kubica ist einer der populärsten Sportler Polens. Er musste nach einem schweren Unfall bei einem Rallyerennen in Italien mehrfach operiert werden, liegt jedoch nicht mehr auf der Intensivstation.

Die Blutstropfen stammen aus einer medizinischen Untersuchung des 2005 verstorbenen Papstes aus Polen. Die Ärzte der römischen Gemelli-Klinik übergaben sie dem damaligen Papstsekretär Dziwisz. Nach früheren Angaben des Kardinals soll eine Ampulle mit Blutstropfen auch in eine Kirche in Krakau überführt werden, die Anfang Mai eingeweiht werden soll. Am 1. Mai spricht Papst Benedikt XVI. seinen Vorgänger selig.

+++ Kommentar: Wenn die Formel 1 Schicksal spielt +++

Unterdessen hat Ex-Teamkollege Nick Heidfeld angekündigt, ein würdiger Formel-1-Vertreter für den verunglückten Polen sein zu wollen. „Es ist nicht das erste Mal, dass ich in einer solchen Situation bin“, sagte Heidfeld vor seiner Bewährungsprobe im neuen Lotus Renault an diesem Sonnabend und Sonntag.

Überzeugt Heidfeld die Team-Verantwortlichen bei den Tests ins Jerez, bekommt der 173-malige Grand-Prix-Starter nach einer Saison als Mercedes-Ersatzmann, Pirelli-Tester und Sauber-Kurzarbeiter den Zuschlag und damit doch noch ein Stammcockpit für die kommende Saison. „Ich bin zuversichtlich, dass ich die Erwartungen erfüllen kann“, sagte er laut Medienberichten am Rande der Testfahrten im spanischen Jerez de la Frontera.

Heidfeld denkt aber auch an Kubica. „Es ist schrecklich“, meinte er und berichtete von einem sehr komischen Gefühl, als er am vergangenen Sonntagmorgen von dem Unfall Kubicas gehört habe. Dreieinhalb Jahre bildete das optisch wie fahrerisch recht ungleiche Duo das Pilotenpaar beim damaligen BMW-Werksteam. „Natürlich hoffe ich, dass er so schnell wie möglich wieder gesund wird“, betonte Heidfeld. „Auf der anderen Seite werde ich versuchen, die Chance zu nutzen, die sich mir bietet.“ Er werde an die Sache herangehen wie immer, meinte Heidfeld. „Sobald ich das Gefühl habe, dass ich soweit gehen kann, werde ich bis zum Limit pushen“, meinte der 33-Jährige.

Mit den Ingenieuren hat er bereits in der Fabrik in Enstone gesprochen, die Sitzanpassung im neuen R31 sollte kurz vor dem Wochenende noch erfolgen – Heidfeld ist mit 1,67 Meter fast 20 Zentimeter kleiner als Kubica.

Der Pole sollte am Sonntag noch einmal mehrere Stunden operiert werden. Nachdem die schwer verletzte rechte Hand und der Unterarm bereits am Tag des Unfalls wiederhergestellt worden waren, wollte sich Chefarzt Professor Francesco Lanza erst um den rechten Fuß, dann die Schulter und wenn möglich auch noch um den Ellenbogen kümmern.

Seine Rallye-Abstecher verteidigte Kubica im Interview mit der „Gazzetta dello Sport“. „Rallyes sind nicht nur eine Leidenschaft. Sie sind ein hartes, strenges Training für die Formel 1. Ich fahre besser in der Formel 1, weil ich im vergangenen Jahr an vielen Rallyes teilgenommen habe. Rallyes zwingen einen, sich besser zu konzentrieren. Sie sind fast Tests für die Formel 1“, erklärte der Renault-Pilot.

Daher will Renault-Teamchef Eric Boullier sie ihm auch in Zukunft nicht verbieten. „Wir werden nicht das Geringste ändern. Robert ist ein Racer, ich bin ein Racer. Hätte ich ihm das Kartfahren und das Rallyefahren verboten, wäre er kein glücklicher Mensch gewesen. Die Fahrer nutzen uns am meisten, wenn sie sich im Team wohlfühlen“, sagte er: „Ich kann ihnen eines versichern: Bis zu der Kurve, in der es passiert ist, war Robert der glücklichste Mensch.“

Kubica, der sich an den Unfall bei der Ronde di Andora nicht erinnern kann, sprach im Interview auch darüber, wie sehr seine Mutter die Geschehnisse zu schaffen machten. „Es tut mir sehr Leid für meine Mutter. Sie hat sehr gelitten, hatte Angst. Wer diesen Job macht, denkt nie an die Konsequenzen und an die Menschen, die ihm nahe stehen und die darunter leiden.“ Doch wer weiß, vielleicht kann Kardinal Dziwisz noch eine weitere Papst-Reliquie auftun - dann für Kubicas Mutter. (dpa/sid/kna/abendblatt.de)