Ein Kommentar von Christian-A. Thiel

Es war eine Bekundung von Sympathie, die man im brutalen Auslesesport Formel 1 so nicht vermutet hätte. Der polnische Schriftzug "Szybkiego powrotu do zdrowia Robert" (Gute Besserung, Robert) zierte bei den Testfahrten in Jerez nicht nur den Renault-Rennwagen, den der am Sonntag schwer verunglückte Robert Kubica eigentlich fahren sollte, sondern auch die Boliden der Konkurrenzteams. Die Solidarität mit dem beliebten Polen ist ehrlich gemeint.

Und doch müssen sich die Räder im Millionengeschäft auf der Piste weiterdrehen. Des einen Pech ist des anderen Glück. Nick Heidfeld, dessen Formel-1-Karriere bereits beendet schien, darf am Wochenende den Renault testen und hat große Chancen, als Ersatzfahrer die komplette Saison zu bestreiten. Und dieser Renault gilt als großer Wurf und wurde - mit Kubica - als Geheimtipp gehandelt. Eine unverhoffte Chance, die Heidfeld, 33, bei allem gebotenen Mitgefühl mit dem Kollegen ergreifen muss.

Schon oft haben Rennfahrer vom Unglück ihrer Kollegen profitiert. Michael Schumachers Formel-1-Karriere begann überhaupt nur, weil der Belgier Bertrand Gachot wegen einer Reizgasattacke auf einen Taxifahrer ins Gefängnis musste. Als sich Schumacher 1999 in Silverstone das Bein brach, erbte plötzlich der Nordire Eddie Irvine den Nummer-eins-Status bei Ferrari und wäre um ein Haar Weltmeister geworden. Auch Sebastian Vettel verdankt seinen ersten Formel-1-Start 2007 dem Unfall eines anderen Fahrers. Der hieß damals übrigens Robert Kubica.

Manchmal spielt die Formel 1 Schicksal.