Schon zweimal scheiterte München im Pokal an Aachen. Heute will der FCB ins Halbfinale - wie auch Cottbus, Hoffenheim, Lautern und der MSV.

Gelsenkirchen. Klein gegen Groß, David gegen Goliath: Gleich dreimal ergibt sich in den heutigen Viertelfinal-Begegnungen im DFB-Pokal (ab 19 Uhr im Liveticker auf abendblatt.de ) die Konstellation Erste Liga gegen Zweite Liga. Dabei will vor allem der FC Bayern München bei Underdog Aachen eine erneute Blamage verhindern. Auf eine Überraschung hoffen hingegen die Zweitligisten MSV Duisburg (gegen den 1. FC Kaiserslautern) und Energie Cottbus (gegen 1899 Hoffenheim) in ihren Heimspielen.

Bayern muss die Bommel-Lücke schließen

Bereits zweimal erwischte der deutsche Rekordmeister in der jüngeren Pokalvergangenheit gegen Aachen einen schwarzen Tag. Die Niederlagen 2004 (1:2) und 2006 (2:4) erlebten die Münchner allerdings jeweils noch am alten Tivoli. Doch auch die neue Spielstätte der "Öcher" hat schon höherklassige Mannschaften das Fürchten gelehrt. Im aktuellen Pokalwettbewerb setzte das junge Alemannia-Team den Höhenflügen von Mainz 05 (2:1) und Eintracht Frankfurt (5:3 im Elfmeterschießen) ein jähes Ende.

Ob die Bayern nach dem Blitztransfer Mark van Bommels zum AC Mailand den Verlust der Leitfigur kurzfristig kompensieren können, bleibt abzuwarten. Trainer Louis van Gaal ist nun gefragt, möglichst schnell neue Hierarchien im Bayernteam zu schaffen. „Ich habe immer Lösungen“, versicherte der Trainer bereits zu jenem Zeitpunkt, als sein bisheriger Kapitän noch über den Milan-Wechsel verhandelte.

Dass der Kapitän im Winter von Bord geht, ist auch beim FC Bayern ein Novum. Und ganz und gar risikolos erscheint das nicht zu einem Zeitpunkt, bei dem angesichts der Frustration über 14 Punkte Rückstand auf Borussia Dortmund in der Bundesliga viel auf dem Spiel steht für den Double-Sieger von 2010; so wie am Mittwochabend im DFB-Pokal-Viertelfinale bei der Alemannia. „Ich mache keinen Hehl daraus, dass wir nicht glücklich darüber sind, dass Mark uns verlässt“, erklärte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge in einem „tz“-Interview.

Die naheliegende Nachfolgelösung für den abgewanderten Kapitän heißt Philipp Lahm, der schon erster Stellvertreter van Bommels war und dessen Beförderung im Verein schon vor van Gaals offizieller Verkündung als fix gilt. Im Verbund mit Schweinsteiger, den van Bommel als „perfekten Kapitän“ anpries, wird wohl Lahm nun in der Hierarchie ganz nach oben rücken. Franz Beckenbauer glaubt, dass van Bommels Weggang die Mannschaft „nicht in eine Führungskrise stürzen“ werde. Spannend könnte es dennoch werden.

Die ungleichen Identifikationsfiguren Lahm und Schweinsteiger, die ihre Verträge vor kurzem jeweils bis 2016 verlängert haben, sind schließlich auch die zwei Akteure, die in der Nationalmannschaft über kurz oder lang ganz das Zepter von „Capitano“ Michael Ballack (34) übernehmen werden. Beim FC Bayern können sie das Teilen oder gemeinsame Ausüben der Macht schon einmal proben.

Voraussichtliche Aufstellungen:

Aachen: Hohs - Demai, Stehle, Feisthammel, Achenbach - Kratz - Höger, Arslan, Radjabali-Fardi - Auer, Stieber. - Trainer: Hyballa

München: Kraft - Lahm, Breno, Badstuber, Pranjic - Timoschtschuk, Luiz Gustavo - Robben, Schweinsteiger, Müller - Gomez. - Trainer: van Gaal

Schiedsrichter: Michael Weiner (Hasede)

Cottbus bald ohne Petersen und Jula?

Große Lücken muss möglicherweise demnächst auch ein weiter Pokal-Viertelfinalist stopfen. Energie Cottbus jedenfalls droht der Abgang seines erfolgreichen Sturmduos Nils Petersen und Emil Jula. Im DFB-Pokal gegen 1899 Hoffenheim sollen Petersen und Jula allerdings noch für den Einzug ins Halbfinale sorgen.

Jula hat ein Vertragsangebot der Lausitzer ausgeschlagen, Petersen wird von mehreren Erstligisten gejagt. Präsident Ulrich Lepsch hat die Verhandlungen mit Petersen deshalb zur Chefsache erklärt, nachdem Trainer Claus-Dieter Wollitz nicht so richtig vorangekommen war. „Das wäre ein Signal für ihn und den Verein. Denn dass wir zwei neue Stürmer dieser Kategorie bekommen, halte ich für ausgeschlossen“, sagte Wollitz.

Petersen ist mit 13 Treffern der besten Torjäger der 2. Liga, sein kongenialer Sturmpartner Jula bringt es auf 13 Scorerpunkte. Dabei würde Energie den Abgang Julas noch am ehesten verschmerzen können. Der Rumäne ist bereits 31 und wird maximal noch zwei gute Jahre haben. Angeblich liegen dem Angreifer Angebote aus Russland und Japan vor.

Beim 22-jährigen Petersen ist die Situation komplett anders. Den bis 2012 laufenden Vertrag will Cottbus lieber heute als morgen verlängern, denn unter anderem sollen die Bundesligavereine Schalke 04, Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen interessiert sein. Die Blackburn Rovers aus der englischen Premier League hatten sogar schon 2,5 Millionen Euro für das Sturmjuwel geboten.

Einen Wechsel ins Ausland lehnte Petersen jedoch ab, und auch in Sachen Cottbus ist er hin- und hergerissen. Sein Herz hängt mittlerweile an dem Verein, doch er weiß auch, dass er schnellstmöglich in die Bundesliga wechseln muss, um seine Karriere voranzutreiben. Am liebsten wäre ihm der Aufstieg mit Cottbus.

Petersen zeichnet vor allem sein unglaublicher Torriecher aus. „Ich habe keine 100 Ballkontakte im Spiel, aber ich stehe an der richtigen Stelle, wenn es darauf ankommt“, sagte er. Beim 3:1 im Achtelfinale des DFB-Pokals beim VfL Wolfsburg traf der ehemalige U21-Nationalspieler zweimal.

Ausgerechnet Sturmpartner Jula riet ihm nach der Gala zum Wechsel. „Für seine Zukunft wäre es vielleicht besser, wenn er ein gutes Angebot sofort annimmt“, sagte Jula. „Ein ganzes Land hat bei den beiden Toren in Wolfsburg zugesehen. Er wird gute Angebote bekommen.“

Obwohl Lepsch die Verhandlungen aufgenommen hat, gibt sich der Präsident in Sachen Petersen keinen Illusionen hin. „Wir werden wohl gezwungen sein, ihn zu verkaufen“, sagte der Klubchef.

Allerdings könnte Petersen durch ein Transferkonstrukt auch in der nächsten Saison in Cottbus spielen: Energie verkauft Petersen für viel Geld und leiht ihn dann sofort für ein oder zwei Jahre wieder aus. Angeblich soll ein Erstligist bereits konkretes Interesse an einem solchen Geschäft bekundet haben, das selbst Petersen recht wäre.

Voraussichtliche Aufstellungen:

Cottbuss: Kirschbaum - Bittroff, Hünemeier, Brzenska, Ziebig - Kurth, Kruska - Adlung, Reimerink - Petersen, Jula. - Trainer: Wollitz

Hoffenheim: Starke - Beck, Vorsah, Compper, Ibertsberger - Rudy - Vukcevic, Weis, Salihovic, Alaba - Mlapa. - Trainer: Pezzaiuoli

Schiedsrichter: Günter Perl (Pullach)

MSV gegen FCK: Wiedersehen mit Sasic

Für Trainer Milan Sasic vom Zweitligisten MSV Duisburg ist das DFB-Pokalspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern von besonderer Bedeutung. Noch immer erhält er Briefe von FCK-Fans. Sie haben nicht vergessen, dass der Coach die „Roten Teufel“ einst vor dem Sturz in die Drittklassigkeit bewahrt hat.

Sasic gilt als knallharter Fußball-Trainer. Er verlangt unbedingte Disziplin, Einsatz und Durchsetzungsvermögen von seinen Duisburger Profis - und hat damit Erfolg. Doch vor dem Viertelfinale gegen seinen Ex-Klub am Mittwoch wird er fast ein wenig sentimental, denn seine Trainerstation auf dem Betzenberg war für den Kroaten weit mehr als nur eine Episode.

„Ich habe in Kaiserslautern eine schöne Zeit gehabt und auch heute noch viele Freunde dort“, sagt Sasic und verfolgt interessiert die Entwicklung der „Roten Teufel“ im Fußball-Oberhaus: „Das ist sehr schön, und ich freue mich vor allem für die Zuschauer über das, was in Kaiserslautern jetzt passiert.“

In Kaiserslautern haben ihn die vielen Fans rund um das Fritz-Walter-Stadion nicht vergessen. Auch fast zwei Jahre nach seinem Abschied als FCK-Trainer im Mai 2009 gilt der mitunter knorrige Sasic als der Mann, der den Traditionsklub vor drei Jahren vor dem Abstieg in die 3. Liga bewahrt hat. Im Februar 2008 hatte er die Nachfolge des Norwegers Kjetil Rekdal bei den Pfälzern angetreten und das unmögliche Erscheinende möglich gemacht: den Klassenerhalt.

So ist das Wiedersehen mit dem FCK ein emotionaler Moment für Sasic, der vor seinem Engagement in der Pfalz gemeinsam mit dem heutigen FCK-Vorstandsvorsitzenden Stefan Kuntz als Manager die TuS Koblenz in die 2. Liga geführt hatte. „Es geht doch nicht um meine Person, sondern um ein Pokalspiel zwischen einem Zweitligisten und einem Erstligisten. Jeder möchte doch ins Finale. Und deswegen ist es etwas Besonderes“, sagte er im kicker. Sein Ansehen in Kaiserslautern ist durchaus bemerkenswert. „Ich bekomme noch viele Briefe von FCK-Fans, die mir Glück wünschen“, sagte er.

Ressentiments aufgrund der Umstände der Trennung im Frühjahr 2009 hegt Sasic, der einst aus den Wirren des jugoslawischen Bürgerkriegs den Weg nach Deutschland fand, nicht. In Erinnerung geblieben von der viel zitierten Männerfreundschaft zwischen Kuntz und Sasic ist vor allem jene Szene, als beide im Mai 2008 nach dem 3:0-Erfolg über den 1. FC Köln, der den endgültigen Klassenverbleib bedeutete, in inniger Umarmung auf dem Rasen des Fritz-Walter-Stadions standen.

Knapp ein Jahr später war dann das Ende der Ära Sasic auf dem Betzenberg gekommen. Angeblich soll der mitunter recht rüde Umgangston des Trainers mit der Mannschaft auch ein Grund der vorzeitigen Trennung gewesen sein. Beide Seiten vermieden es aber bewusst, schmutzige Wäsche zu waschen.

Kaiserslautern weiß um die Stärken von Sasic. In der letzten Pokalrunde warfen die Duisburger bereits den Bundesligisten 1. FC Köln aus dem Wettbewerb - die „Roten Teufel“ sind also gewarnt.

Voraussichtliche Aufstellungen:

Duisburg: Yeldell - Koch, Bruno Soares, Bajic, Veigneau - Banovic, Sukalo - Yilmaz, Trojan, Sahan - Maierhofer. - Trainer: Sasic

Kaiserslautern: Sippel - Dick, Amedick, Rodnei, Bugera - Petsos - Kirch, Tiffert, Moravek, Ilicevic - Lakic. - Trainer: Kurz

Schiedsrichter: Felix Brych (München)

(sid/dpa)