Einen Tag nach dem schweren Sturz des Österreichers gewann der Kroate Ivica Kostelic das berüchtigte Rennen auf der “Streif“ in Kitzbühel.

Kitzbühel/Cortina d'Ampezzo. Einen Tag nach dem schweren Sturz des Österreichers Hans Grugger ist der alpine Ski-Weltcup in Kitzbühel und Cortina d'Ampezzo zur Normalität zurückgekehrt. Während Grugger in einem Krankenhaus in Innsbruck im künstlichen Koma lag, vorerst aber nicht mehr in akuter Lebensgefahr schwebte, raste Ivica Kostelic auf der „Streif“ zum Sieg im Super-G. Doch wie in „Kitz“ fuhren beim Super-G in Cortina, wo Lindsey Vonn gewann und Maria Riesch als Neunte enttäuschte, die Gedanken an Grugger mit.

„Wir sind alle schockiert“, sagte Kostelic, „das macht einen schon traurig.“ Und Österreichs Verbandspräsident Peter Schröcksnadel berichtete: „Die Stimmung ist nicht die beste.“ Das war auch 150 km weiter südlich zu spüren. „Da bleibt einem schon mal kurz die Luft weg“, berichtete Riesch von dem Moment, als sie von den Ereignissen aus Kitzbühel hörte. „Auf keinen Fall“ wollte sie während ihrer Fahrt an Gruggers Schicksal denken. Denn, so betonte Vonn, „wir wissen, dass sowas auch bei uns passieren kann.“ Zwar könne man bei einem Autounfall ebenfalls sterben, meinte die Amerikanerin, „aber ich will weiterleben“.

In Kitzbühel glückte es Kostelic offenbar gut, die Angst während der Fahrtzeit von 1:17,33 Minuten auszublenden. Begünstigt durch die gute Startnummer drei fuhr er zu seinem bereits fünften Sieg in den vergangenen acht Weltcup-Rennen. Auf den Plätzen zwei bis vier lagen in Georg Streitberger aus Österreich (0,23 Sekunden zurück), Aksel Lund Svindal aus Norwegen (0,28) und Didier Cuche aus der Schweiz (0,36) Läufer mit Startnummern ab 15. Im Gesamtweltcup führt Kostelic (826 Punkte), der erstmals ein Speed-Rennen gewann, vor Svindal (571).

Tobias Stechert (Oberstdorf) schied aus, Andreas Sander aus Ennepetal wurde 31. und verpasste Weltcup-Punkte um 0,09 Sekunden. „Vor dem Rennen haben wir uns damit auseinandergesetzt“, sagte Sander über Gruggers Sturz, „aber beim Rennen habe ich das komplett ausgeblendet. Du hast auch gar keine Zeit, dich damit auseinanderzusetzen.“ Am Samstag gibt Sander sein Abfahrtsdebüt auf der „Streif“, doch bange ist ihm davor ganz offensichtlich nicht.

Schreckensmomente gab es aber auch beim Super-G. Der Österreicher Benjamin Raich konnte nur mit Mühe einen schweren Sturz im Zielhang verhindern. „Das kann ich mir schon vorstellen“, sagte er danach auf die Frage, ob der Sturz von Grugger bei ihm oder anderen Rennläufer noch im Unterbewusstsein mitgefahren sei.

23 von 60 Startern kamen nichts ins Ziel, schwere Stürze blieben aber aus.

Auch in Cortina d'Ampezzo ging alles gut - zumindest was die Gesundheit der Rennläuferinnen angeht. Maria Riesch jedoch hatte zunächst andere Sorgen. Ihr schwaches Abschneiden ließ ihren Vorsprung im Gesamtweltcup auf Vonn von 196 Punkten auf 125 zusammenschrumpfen. Hinter einer großen, dunklen Sonnenbrille versuchte sie ihre Enttäuschung zu verbergen - gelungen ist es nicht. „Ich bin mit so einer Platzierung nicht zufrieden. Das ist sehr ärgerlich“, sagte sie.

Und es droht weiteres Ungemach: Am Samstag und Sonntag stehen mit Abfahrt und einem weiteren Super-G erneut zwei Speed-Rennen auf dem Programm. Dass die Speed-Spezialistin Vonn weiter Boden gut macht, ist demnach wahrscheinlich. Die Amerikanerin sprach von einem „großen Kampf“ mit Riesch, die ihrerseits darauf hofft, dass die in Maribor ausgefallenen Torläufe nachgeholt werden können. „Es bleibt wohl spannend bis zum Schluss“, sagte Riesch.