Eine Transplantation sei nicht notwendig, teilt der Hamburger Boxstall Arena mit. Der Ex-Europameister war an einer Leberzirrhose erkrankt.

Hamburg/Istanbul. Der schwer erkrankte ehemalige Box-Europameister Sinan Samil Sam ist aus dem Krankenhaus entlassen worden. Das teilte die Arena-Promotion am Freitag mit. „Es geht mir wieder besser. Ich danke all meinen Freunden und Fans für die Anteilnahme“, sagte der 36 Jahre alte Schwergewichtler in Istanbul. Nach Arena-Angaben habe die behandelnde Ärztin bestätigt, dass die geschädigte Leber wieder soweit hergestellt sei, dass derzeit keine Transplantation notwendig erscheine.

Samil Sam war Mitte Dezember vergangenen Jahres mit Leberzirrhose ins Krankenhaus gebracht worden. Der Amateur-Weltmeister von 1999 war von 2002 bis 2004 sowie 2008 Europameister im Schwergewicht. Seinen letzten Kampf bestritt der Schwergewichtler aus der Türkei bei seinem EM-Sieg über den Italiener Paolo Vidoz im Juli 2008. (dpa)

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Im Boxring war Sinan Samil Sam ein Hüne. 1,91 Meter groß, über 100 Kilogramm schwer. Auch wenn es in seiner Karriere zu den ganz großen Fights nie reichte, schien den Koloss so leicht nichts zu erschüttern. Er war der „Bulle vom Bosporus“, in seiner türkischen Heimat ein Volksheld. Seinen schwersten Kampf muss der 36-Jährige nun aber außerhalb des Seilgevierts gewinnen. An einer Leberzirrhose erkrankt , liegt Sam auf der Intensivstation eines Istanbuler Krankenhauses. Es geht um Leben und Tod.

Auch am Mittwoch war nach Angaben seines Hamburger Boxstalls Arena noch kein Spenderorgan für den ehemaligen Europameister im Schwergewicht gefunden. Es sind Stunden zwischen Hoffen und Bangen. Sams Zustand wird als „nach wie vor kritisch“ eingeschätzt. Für den behandelnden Arzt Dr. Dilek Oguz ist eine Transplantation „dringend erforderlich“.

Angeblich hat Alkoholmissbrauch den Boxer zu Boden gezogen. Die Spekulationen schießen ins Kraut. „Er hat sich selber hingerichtet, war wohl mit seinem Leben unzufrieden. Ohne Spenderleber hat er keine Chance. Unsere Gedanken sind bei ihm und seiner Familie“, wird Sams langjähriger Freund und Promoter Ahmet Öner in der Bild-Zeitung zitiert. Der Manager ist derzeit in Miami, er lässt sich jedoch stets über den Gesundheitszustand seines Schützlings informieren.

Für Öners Boxstall war Sam das erste namhafte Zugpferd. Der Türke sollte Weltmeister werden. Doch der Versuch misslang. Zweimal scheiterte er in Ausscheidungskämpfen um eine WM-Chance. 2005 gegen den Russen Oleg Maskajew, eineinhalb Jahre später gegen Oliver McCall aus den USA. Insgesamt bestritt Sam in seiner Karriere 35 Kämpfe, von denen er 31 gewann. 16-mal siegte er vorzeitig.

Zuletzt stand der langjährige Wahl-Hamburger im Juli 2008 im Ring. Gegen den Italiener Paolo Vidoz wollte Sam den EM-Gürtel, den er schon von 2002 bis 2004 gehalten hatte, zurückholen. Zunächst war der Kampf unentschieden gewertet worden, nach einem Protest aus Sams Lager erhielt dieser den Titel dann doch zugesprochen. Der Türke verzichtete aber. Er schien zermürbt. Schon beim Verlust des EM-Gürtels 2004 gegen Luan Krasniqi aus Rottweil war er Opfer eines höchst umstrittenen Urteils geworden.

Nach seinem letzten Fight hatte sich Sam mit Ehefrau Fonda und der sechsjährigen Tochter in die Heimat zurückgezogen. In der Nähe von Ankara züchtete er auf einem kleinen Gestüt Pferde. Der Hüne war zahm geworden. Sein schwerster Kampf blieb ihm dennoch nicht erspart.