Hamburgs Erstligateams müssen ab 2011 mit über 100.000 Euro weniger rechnen. Für den UHC-Boss ein “fatales Signal an die Klubs“.

Hamburg. Die Pläne der für den Sport zuständigen Innenbehörde, dem Leistungssport in der Stadt im nächsten Jahr Mittel in Höhe von 80.000 Euro zu streichen, hat vor allem bei den Hamburger Bundesligavereinen für Aufregung gesorgt. Ihnen sollen im Zuge dieser Sparmaßnahme durch den Hamburger Sportbund (HSB) die Fahrkostenzuschüsse gestrichen werden, insgesamt 105.000 Euro. Die Innenbehörde hat die diesbezügliche Berichterstattung des Abendblatts als falsch zurückgewiesen, obwohl bei einem Gespräch am 14. Oktober zwischen Innensenator Heino Vahldieck, Sportstaatsrat Rolf Reincke, beide CDU, und dem HSB, vertreten durch Präsident Günter Ploß und Geschäftsführer Ralph Lehnert, genau diese Äußerungen fielen. Wie relevant diese Überlegungen angesichts der im Februar 2011 anstehenden Neuwahlen noch sind, bleibt abzuwarten. Aber: Auch der neue Senat steht unter erheblichen Sparzwängen.

+++ Kommentar: Sparen ja, aber mit Konzept +++

Eine mögliche Streichung der Fahrtkostenzuschüsse würde den betroffenen Klubs erhebliche Probleme bereiten, im schlimmsten Fall müssten sie den Spielbetrieb in ihren Bundesligen aufgeben. Selbst für die vier Hamburger Hockeyklubs Uhlenhorster HC , Club an der Alster, Harvestehuder THC und Klipper THC, die Mannschaften in den Ersten Feld-Bundesligen haben, würde die Kürzung einen dramatischen Einschnitt bedeuten. UHC-Präsident Horst Müller-Wieland hebt, stellvertretend für seine Kollegen, besonders den Symbolcharakter hervor, den eine Streichung der Gelder hätte: "Wenn uns die Stadt finanzielle Unterstützung streicht, fragen alle Sponsoren, warum sie das tut. Dann heißt es entweder, Hockey ist zu reich, oder nicht wichtig genug, um gefördert zu werden. Beides schreckt potenzielle Unterstützer ab."

Wie einschneidend der Wegfall der rund 12.000 Euro wäre, die die Vereine jährlich als Fahrtkostenunterstützung erhalten, verdeutlicht ein Blick auf die Etatzahlen. Pro Bundesligateam und Jahr kalkulieren die Hockeyklubs mit einem Reisebudget von 25.000 Euro, von denen auf einen Schlag ein Fünftel fehlen würde. Selbst im Gesamtetat - rund 100.000 Euro - betrüge der Einschnitt markante fünf Prozent. Dieser teilt sich auf in Reisekosten (25.000 Euro), Personalkosten für den Trainerstab (40.000), Zuschüsse für den 20-köpfigen Kader (25.000) und Materialkosten (10.000) pro Team. Finanziert wird dies durch Eintrittsgelder (10.000), Sponsoren, Gönner und die Mitgliedsbeiträge. "Wir spielen auf vereinseigenen Plätzen und stellen keine Forderungen an die Stadt. Die einzige Unterstützung sind die Fahrtkostenzuschüsse. Wenn diese auch noch wegfallen, wäre das ein fatales Zeichen an den Leistungssport, den man doch eigentlich fördern will", sagt Müller-Wieland.

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Leistungssport ist für alle Vereine außerhalb des Profisports ein Zusatzgeschäft. Beispiel ETV, mit 11.500 Mitglieder inzwischen Hamburgs viertgrößter Verein: Die Spieler und Spielerinnen der drei Bundesliga teams im Floorball (früher Unihockey), Wasserball und Softball müssen zum Teil selbst für ihre sportlichen Aufwendungen aufkommen. "Fallen die Fahrtkostenzuschüsse des HSB weg, erhöht sich die Eigenbeteiligung erheblich. Das könnte vor allem für Studenten und Auszubildende kritisch werden", fürchtet der ETV-Vorsitzende Frank Fechner. Die ETV-Softballerinnen (Fahrtkosten 6000 Euro, HSB-Zuschuss 3800 Euro) zahlen pro Spiel 35, bei Übernachtungen 70 Euro dazu. Der Eigenanteil der Wasserballerinnen (4000 Euro Fahrtkosten, 2200 Euro HSB-Zuschuss) beläuft sich pro Spielerin auf 100 Euro pro Saison, ähnliche Daten liegen dem Klub vom Floorball vor. Dazu kommen Vereinsbeiträge. Leistungssport hat seinen Preis.