Markus Deibler steht bei der Kurbahn-EM im Finale über 200 Meter Lagen. In Eindhoven starten er und sein Bruder Steffen auf je vier Strecken.

Eindhoven. Markus Deibler ist bei den Kurzbahn-Europameisterschaften in Eindhoven als Vorlaufschnellster über 200 Meter Lagen ins Finale eingezogen. Der Hamburger schwamm am Donnerstag 1:55,61 Minuten und hat damit im Endlauf am Nachmittag (ab 17 Uhr/live auf Eurosport) beste Medaillenchancen. Sein Bruder Steffen schaffte als Vorlauf-Dritter über 50 Meter Freistil locker den Halbfinal-Einzug. Ebenfalls in der Vorschlussrunde steht die Berlinerin Dorothea Brandt, die über 50 Meter Brust die zweitschnellste Vorlauf-Zeit schwamm.

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Heute kann Steffen Deibler noch einmal durchatmen, am Donnerstag geht er bei den Kurzbahn-Europameisterschaften der Schwimmer (25-Meter-Bahn) im niederländischen Eindhoven gleich siebenmal in Vor-, Zwischen- und Endläufen an den Start. "Es war eine lange und harte Saison, aber bisher auch eine sehr erfolgreiche. Da verspürst du trotz des Stresses keine Müdigkeit, sondern nur Motivation", sagt der 23-Jährige. Mindestens ein Einzeltitel ist bei der viertägigen Veranstaltung das Ziel des Weltrekordlers über 50 Meter Schmetterling. Es wäre sein erster internationaler.

Während Steffen Deibler über seine vier Strecken (50 und 100 Meter Schmetterling, 50 und 100 Meter Freistil) zu den Mitfavoriten gehört, springt Bruder Markus, 20, als Weltjahresbester über 100 Meter Lagen ins Wasser. "Alle erwarten da einen Sieg von mir, ich auch", sagt er. Das Selbstbewusstsein der Deiblers hat seinen Grund. In der Kurzbahnsaison schwammen sie in den vergangenen Wochen in schöner Regelmäßigkeit auf Medaillenplätze. Mit einem Augenzwinkern bezeichnet sich das Hamburger Brüderpaar dann auch als die sportliche Antwort auf das Traumpaar des deutschen Schwimmens. Olympiasiegerin Britta Steffen, Berlin, und Weltmeister Paul Biedermann aus Halle an der Saale hatten zuletzt häufiger mit Zärtlichkeiten denn mit Zeiten Aufmerksamkeit erregt.

Dass Markus Deibler am Ende einer für ihn schwierigen Saison noch groß in Form gekommen ist, verdankt er der umsichtigen Aufbauarbeit seiner Hamburger Bundesstützpunkttrainerin Petra Wolfram. Zwei Mandeloperationen Anfang des Jahres hatten ihn eine systematische physische Vorbereitung gekostet. Wolfram war im März kurz davor, ihn aus dem Training zu nehmen und die Saison als beendet zu erklären, weil Deibler auf höhere Belastungen ständig mit Krankheitssymptomen reagierte. "Zwei Ärzte haben mir dann aber unabhängig voneinander bescheinigt, dass Markus gesund ist, dass sein Körper sehr wohl für den Leistungssport geeignet ist. Ansonsten würde er das Pensum gar nicht durchstehen", erklärt Wolfram ihre Entscheidung, weiter mit ihm zu arbeiten.

Den Trainingsrückstand hat Markus Deibler bis heute nicht aufgeholt, die Rennen erschöpfen ihn weit mehr als seine Konkurrenten. "Ich muss an meine Substanz gehen, um vorne dabei zu sein", sagt er, "deshalb brauche ich hinterher mehr Zeit zur Regeneration." Dennoch startet er in Eindhoven ebenfalls über vier Einzelstrecken (100, 200 m Freistil, 100, 200 m Lagen), dazu wie sein Bruder in zwei Staffeln. "Wenn der Körper nicht mehr will, muss der Kopf eben weitermachen. Das klappt schon", sagt der junge Deibler.