Angebliche Manipulationen beim Champions League-Finale 2007 zwischen dem THW Kiel und der SG Handewitt Flensburg beschäftigen die Kieler Justiz.

Kiel. Vor neun Monaten wurde Anklage gegen Uwe Schwenker und Zvonimir Serdarusic erhoben. Doch nach wie vor ist unklar, ob das Kieler Landgericht das Hauptverfahren eröffnen wird. Beiden wird gemeinschaftlicher Betrug, Schwenker Untreue und Serdarusic Beihilfe zur Untreue zur Last gelegt. Die 5. Große Strafkammer berate eingehend, ob sie die Anklage zulasse, sagte ein Gerichtssprecher der Nachrichtenagentur dpa am Dienstag. Die Entscheidung werde nicht vor Mitte November fallen. Das Gericht habe eine Zwischenverfügung erlassen zu weiteren rechtlichen Fragen. Dazu könnten alle Parteien bis dahin Stellung nehmen.

Die Anklage wirft dem früheren THW-Manager Schwenker und Ex-Coach Serdarusic vor, beim Champions-League-Final-Rückspiel am 29. April 2007 zwischen dem THW und der SG Flensburg-Handewitt manipuliert zu haben. Der THW siegte knapp. Schwenker und Serdarusic bestreiten das. Um das Verfahren zu eröffnen, muss die Kammer einen hinreichenden Tatverdacht bejahen und eine Verurteilung als wahrscheinlich ansehen. Für Betrug und Untreue drohen jeweils bis zu fünf Jahre Haft. Zudem könnten auf die Angeschuldigten und den Verein Regressforderungen zukommen. Die Staatsanwaltschaft geht von einem gekauften Spiel aus.

Laut Anklage ließen Schwenker und Serdarusic beiden polnischen Referees über einen kroatischen Mittelsmann einen fünfstelligen Geldbetrag zukommen. „Wäre der Europäischen Handballföderation die Geldzuwendung an die Schiedsrichter bekanntgewesen, hätte sie das Endspiel mit anderen Schiedsrichtern neu angesetzt oder annulliert. Folglich wäre die Auszahlung der Siegprämie in Höhe von 320000 Euro an den THW unterblieben. Zudem wurde die Chance der SG Flensburg-Handewitt, ein neu angesetztes Spiel und den Champions League Titel zu gewinnen, vereitelt“, so die Anklage von Ende Januar.

Für die Staatsanwaltschaft ist das gemeinschaftlicher Betrug zum Nachteil der EHF und der SG. Schwenker wird zugleich Untreue zum Nachteil des THW vorgeworfen, Serdarusic Beihilfe. Den Vorwurf der Bestechung erhebt die Staatsanwaltschaft nicht, da die entsprechenden Straftatbestände des Strafgesetzbuches bei Sportschiedsrichtern nicht angewendet werden können. Laut Anklage soll Schwenker zudem im Jahr 2008 eine unrichtige Bilanz vorgelegt und mit Serdarusic im April/Mai 2008 aus der THW-Kasse insgesamt 60 000 Euro entnommen haben. Dass auch die Champions-League-Spiele des THW im April/Mai 2008 gegen Barcelona und Ciudad Real manipuliert worden seien, dafür fand die Staatsanwaltschaft nach eigenen Angaben keine stichhaltigen Beweise.

Dieses Verfahren wurde daher eingestellt. Das gegen den kroatischen mutmaßlichen Mittelsmann, die beiden Referees und den Ex- THW-Buchhalter wurde aus prozessökonomischen Gründen abgetrennt. Das Nachrichten-Magazin „Spiegel“ hatte vor Anklageerhebung berichtet, dass vor allem zwei Überweisungen des THW in Höhe von 92000 Euro auf ein Konto des kroatischen Geschäftsmanns Nenad V. im Blickpunkt der Ermittler standen. Dieser bezichtigte sich dem Bericht zufolge angeblich selbst, mit dem Geld zwei polnische Schiedsrichter bestochen zu haben. Beide Unparteiischen sollen dies bestreiten.