Der Aufsichtsrats-Vorsitzende Vater betonte, der THW habe die Partie sportlich gewonnen. Die Unparteiischen hätten die Partie neutral geleitet.

Kiel. Handball-Rekordmeister THW Kiel demonstriert trotz der Anklage gegen Ex-Manager Uwe Schwenker weiter Gelassenheit. Der THW sehe den Verein nicht beschädigt, sagte der Aufsichtsrats- Vorsitzende, Klaus-Hinrich Vater, am Mittwoch. Die Kieler Staatsanwaltschaft hatte Anklage gegen Schwenker und Ex-Trainer Zvonimir Serdarusic erhoben. Den beiden wird zur Last gelegt, vor dem Champions-League-Finalrückspiel 2007 gegen die SG Flensburg-Handewitt die polnischen Schiedsrichter bestochen zu haben. Über einen kroatischen Mittelsmann soll ein höherer fünfstelliger Geldbetrag geflossen sein.

Vater betonte, der THW habe die Partie sportlich gewonnen. Die Unparteiischen hätten auch nach Feststellung der Staatsanwaltschaft die Partie neutral geleitet. „Das Ergebnis ist nicht in Zweifel zu ziehen. Der Titel ist fest“, sagte Vater. Er sehe damit möglichen Regressforderungen der SG Flensburg-Handewitt gelassen entgegen.

THW-Anwalt Gerald Goecke erklärte, die Anklage beruhe lediglich auf den Angaben Schwenkers und Serdarusic', die sie gegenüber Dritten geäußert haben sollen. Die Kieler Wirtschaftsstrafkammer müsse zunächst entscheiden, ob es überhaupt zu einem Prozess kommt und die Anklage zur Hauptverhandlung zugelassen werde.

Schwenker hatte nach der Anklageerhebung alle Vorwürfe gegen ihn vehement zurückgewiesen. Die Schlussfolgerungen der Staatsanwaltschaft enthielten „nichts Neues, keine Substanz, vage Vermutungen ohne Beweise“, teilte Schwenkers Anwalt Harald Riettiens mit. Schwenker bestreitet jegliche Manipulation. Die Aussagen von Personen aus dem Umfeld von Konkurrenz-Vereinen aus der Bundesliga seien unglaubwürdig und eventuell dadurch motiviert, dem THW schaden zu wollen, hieß es weiter.

Mögliche Sanktionen seitens der Europäischen Handball-Föderation (EHF) muss der THW Kiel zunächst nicht befürchten. Es sei zu früh für Entscheidungen, teilte die EHF mit. „Wenn alle Informationen auf dem Tisch liegen, werden wir die Situation analysieren und die notwendigen Schlüsse ziehen“, sagte EHF-Wettbewerbsmanager Markus Glaser.

Die Staatsanwaltschaft in Kiel hatte Anklage wegen Betrugs und Untreue gegen Schwenker und Serdarusic erhoben. Wäre der Europäischen Handballföderation (EHF) die Geldzuwendung an die Unparteiischen bekanntgewesen, hätte sie das Endspiel mit anderen Referees neu angesetzt oder annulliert, heißt es in der Mitteilung. Folglich wäre die Siegprämie in Höhe von 320000 Euro nicht an den siegreichen Kieler Bundesligisten ausgezahlt worden. Zudem sei die Chance der Flensburger, ein neu angesetztes Spiel und den Titel zu gewinnen, vereitelt worden. Darin sieht die Staatsanwaltschaft einen gemeinschaftlichen Betrug zum Nachteil der EHF und der SG, zugleich eine Untreue von Schwenker zum Nachteil des THW sowie eine Beihilfe dazu durch Serdarusic.

Zugleich klagt die Staatsanwaltschaft Schwenker an, die THW-Bilanz für das Kalenderjahr 2008 unrichtig erstellt zu haben. Der THW könne noch nicht sagen, ob die Bilanz richtig oder falsch sei, sagte Vater. Zudem wird Schwenker vorgeworfen, unter Mitwirkung von Serdarusic weitere Untreuehandlungen zum Nachteil des THW durch Entnahmen von insgesamt 60000 Euro begangen zu haben.