Bundestrainer Joachim Löw will die Begeisterung um Talente wie Lewis Holtby, Andre Schürrle oder Mario Götze nur bedingt teilen.

Berlin. Sie sind derzeit in aller Munde: Lewis Holtby und Andre Schürrle vom FSV Mainz 05, aber auch die Dortmunder Mats Hummels, Mario Götze und Kevin Großkreutz - doch Bundestrainer Joachim Löw will sich dem Hype um die „jungen Wilden“ (noch) nicht so richtig anschließen. Vor dem EM-Qualifikationsspiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft am Freitagabend in Berlin gegen die Türkei bremste der Bundestrainer einmal mehr die kollektive Euphorie um die Talente.

„Meine Ansprüche und meine Messlatte sind sehr, sehr hoch. Ob sie den Ansprüchen genügen und bei der Nationalmannschaft eine tragende Rolle spielen werden, ist erst in einigen Monaten, vielleicht auch Jahren zu beantworten“, sagte Löw. Es werde sich erst noch zeigen, „ob sie bei einer WM gegen Spanien, Argentinien, England oder Italien Akzente setzen und auch Titel gewinnen können. „Die Bundesliga sei nicht mit einer Welt- oder Europameisterschaft zu vergleichen, „da spielen dann ein Xavi oder ein Iniesta“.

Löw machte aber auch deutlich, dass er sich über den Höhenflug der Jungstars aus Mainz oder Dortmund durchaus freut: „Sie gefallen mir. Sie sind entwicklungsfähig.“ Dennoch sieht er in Deutschland „nicht unzählig viele Talente“. Besonders auf der linken Abwehrseite bestehe weiterhin ein Vakuum. Da sehe er „keine unendlich hohe Zahl“, so der Bundestrainer, der auch gegen die Türkei wie schon bei der WM auf dieser Position improvisieren musste.

Trotz der starken Leistungen insbesondere von Holtby (20) und Schürrle (19) verzichtete Löw auf die Nominierung der beiden Senkrechtstarter für die EM-Qualifikationsspiele gegen die Türkei und am Dienstag (19 Uhr MESZ/ZDF) in Astana gegen Kasachsten.

Er stellte dem Mainzer Duo sowie Götze (18) und Hummels (22) aber eine Einladung für das Länderspiel am 17. November in Schweden in Aussicht. Da gebe es die Gelegenheit, „einige junge Spieler zu testen“. Schon gegen die Türkei sollte Kevin Großkreutz dabei sein. Der 22-Jährige musste aber wegen einer fiebrigen Erkältung absagen.

Warum er Schürrle und Holtby, der zuletzt gegen Hoffenheim an allen vier Mainzer Treffern beteiligt war, noch nicht eingeladen hat, begründete der Bundestrainer folgendermaßen: „Sie können beide 90 Minuten in der U21 spielen. Es ist besser, als bei uns vielleicht auf der Bank zu sitzen.“ Die U21 bestreitet am Montag in Unterhaching ein Länderspiel gegen die Ukraine.

Drei Monate nach der WM in Südafrika sieht Löw ohnehin keinen Grund, „alles zu verändern. Wir haben ja immer bewiesen, dass wir auch junge Spieler permanent einbauen. Wir vertrauen aber derzeit auf die bewährten Kräfte, die bei der WM dabei waren und im September bei den Siegen in der EM-Qualifikation die Erwartungen erfüllt haben.“