In beeindruckender Manier dominierte der BVB das Derby gegen Schalke. Jürgen Klopps Rasselbande hatte am Sonntag ein Durchschnittsalter von 22.

Gelsenkirchen. Mit 30, so sagt man in der Fußballsprache, ist man im besten Fußballeralter. Roman Weidenfeller und Patrick Owomoyela sind 30, aber am Sonntag während des Derbys von Borussia Dortmund beim FC Schalke 04 dürften sich die beiden wie zwei Altherrenspieler gefühlt haben. Auch Stürmer Lucas Barrios stach mit seinen 25 Lenzen schon gewaltig heraus. Um sie herum tummelten sich acht Akteure, die im zarten Alter von 22 und jünger die Schalker Spieler zu Statisten degradierten. Der Jüngste von ihnen, Mario Götze, ist im Juni gerade 18 Jahre alt geworden. Im Durchschnitt waren die BVB-Spieler 22 Jahre alt. Schalkes Trainer Felix Magath, der zur neuen Saison Millionenbeträge in seine älternden Stars um Raul und Klaas-Jan Huntelaar investiert hatte, staunte nicht schlecht, wie das japanische Schnäppchen Shinji Kagawa (350.000 Euro) die Abwehr der Knappen durcheinander wirbelte. Wie die 21-Jährigen Innenverteidiger Neven Subotic und Mats Hummels die Abwehr im Griff hatten und wie der 22-jährige Nuri Sahin im Mittelfeld die Fäden zog.

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Während beim Erzrivalen Schalke die Zweifel am Millionen-Projekt von Felix Magath wachsen, scheint Borussia Dortmund dagegen mit seinem Jugendstil auf dem Erfolgsweg. Nach dem begeisternden 3:1-Sieg im Revierderby und dem dritten Bundesliga- Erfolg in Serie schwärmte Trainer Jürgen Klopp zu Recht vom mutigen und selbstbewussten Auftritt seiner Rasselbande. „Ich bin einfach stolz auf die Kerle. Wir haben richtig gut gekickt“, sagte Klopp, der die mit einem Durchschnittsalter von 23,5 Jahren jüngste BVB-Elf seit fast fünf Jahren auf den Rasen geschickt hatte.

Zitat: „Das sage ich ohne Ironie: Ich wünsche Schalke, dass es bald wieder auf die Beine kommt.“ (Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke nach dem 3:1- Derbysieg beim FC Schalke 04)

Anders als die völlig verunsicherte Schalker Millionentruppe strotzten Klopps „Küken“ vor Selbstbewusstsein und spielten den Gegner an die Wand. „Heute hat sich die Mannschaft das abgeholt, was sie sich durch ihre unglaubliche Leidenschaft verdient hat“, sagte Klopp nach seinem ersten Derbyerfolg.

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Mit großen Talenten Sahin, Marcel Schmelzer, Sven Bender oder Kevin Großkreutz winkt dem BVB eine rosige Zukunft. Als Matchwinner wurde Shinji Kagawa nach seinem ersten Bundesliga-Doppelpack (20./58.) gefeiert. Der 21 Jahre alte japanischen Wirbelwind ist schon nach wenigen Spielen BVB-Publikumsliebling und gilt zudem als Symbol schneller und erfolgreicher Integration.

Mit seinen zwei Derby-Toren habe Kagawa sich bereits unsterblich gemacht, witzelte Klopp gegenüber einer japanischen Journalistin. „Spieler, die im Derby treffen, werden in Dortmund nicht mehr vergessen. Shinji war einfach überragend.“ Und Sportdirektor Michael Zorc meinte: „Es scheint, als hätte Shinji schon immer in unserem Team gespielt. Ich freue mich für ihn, dass er diese Akzente setzt.“

Nach seinem ersten Bundesligator beim 2:0 gegen Wolfsburg war Kagawa selbst überrascht über die besondere Wirkung seiner beiden Derbytreffer, denen der gleichaltrige Pole Robert Lewandowski (86.) sein Premieren-Tor folgen ließ. „Ich wusste zwar von den Kollegen, wie wichtig das Spiel ist“, sagte Kagawa. Aber erst durch die Reaktionen der Fans sei ihm die „Bedeutung richtig bewusstgeworden“.

Das Vertrauen in die jungen Kräfte zahlt sich für den BVB aus. Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke räumte allerdings ein, dass die Jugendpolitik letztlich immer auch den Finanzen geschuldet sei. „Inzwischen sind wir zwar noch nicht wieder in einer Situation, dass wir das ganz große Geld wie die anderen haben. Aber wir müssen auch keinen Spieler mehr aus finanziellen Gründen verkaufen. Und auf der Bank sitzen Jungs, die sind genau so gut wie die anderen. Ich freue mich, dass sich unsere Philosophie durchsetzt“, sagte Watzke.