Der Angreifer der Werkself hat sich ausgerechnet gegen seinen Ex-Verein 1. FC Nürnberg schwer verletzt. Kießling fällt sechs bis acht Wochen aus.

Leverkusen. Das Spiel zwischen Bayer Leverkusen und dem 1. FC Nürnberg war noch keine 15 Minuten alt, da lag Stefan Kießling mit Schmerzen am Boden. Im Spiel gegen seinen Ex-Verein aus Franken wurde der Nationalstürmer von seinem ehemaligen Mitspieler Andreas Wolf von hinten umgegrätscht. Für Wolf hatte diese Szene keine Folgen, der Abwehrchef der "Clubberer" kam ohne Gelbe Karte davon. Für Kießling hat das Foul bittere Konsequenzen. Der beste Leverkusener Torschütze der Vorsaison zog sich einen Riss des Syndesmosebands im linken Unterschenkel zu und fällt lange aus. Damit bestätigten sich die Befürchtungen, nachdem Kießling bereits während des torlosen Remis gegen Nürnberg ins Krankenhaus gebracht worden war. Damit gesellt sich der Torjäger zu Michael Ballack ins Lazarett und steht den Rheinländern bis zu zwei Monate nicht zur Verfügung.

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Dementsprechend groß war die Ernüchterung unterm Bayer-Kreuz, als die medizinische Abteilung am Montag ihr Bulletin auf den Tisch legte. „Das Verletzungspech trifft uns bereits in der Frühphase der Saison sehr hart. Es ist nicht so einfach, im vorderen Bereich die Spieler zu ersetzen, aber irgendwie werden wir das schon hinkriegen“, sagte Bayer-Coach Jupp Heynckes trotzig.

Doch die Verletzungen kommen zum ungünstigsten Zeitpunkt. Ab Mittwoch stehen für die Werkself vier Partien in zwölf Tagen auf dem Programm. Und gerade nach dem schwachen Start in der Bundesliga mit nur vier Punkten aus fünf Spielen stehen die Leverkusener schon unter Zugzwang. Gegen Eintracht Frankfurt (20.00 Uhr/Sky und im Liveticker auf abendblatt.de) droht auch Kießlings Sturmpartner Patrick Helmes auszufallen. Der 26-Jährige hatte aber noch Glück im Unglück. Seine Verletzung erwies sich lediglich als kleine Läsion der Oberschenkelmuskulatur herausstellte.

Während für Kießling das Länderspiel-Jahr 2010 wohl gelaufen ist, darf Helmes damit weiter auf eine Nominierung für die beiden EM-Qualifikationsspiele gegen die Türkei (8. Oktober) und in Kasachstan (12. Oktober) hoffen, auch wenn er gegen den Club unter den Augen von Bundestrainer Joachim Löw kaum Pluspunkte sammeln konnte. Ohnehin präsentierte sich die Bayer-Offensivabteilung in einer unterhaltungsarmen Partie gegen das Nürnberger Abwehr-Bollwerk vor 23.963 Zuschauern ohne Esprit und Spielwitz.

So hätte sich Löw die Reise an den Rhein getrost sparen können. Dass der Bundestrainer überhaupt da war, hatte bei den Bayer-Verantwortlichen Verwunderung ausgelöst. „Was? Der Bundestrainer ist hier? Ich habe ihn nicht gesehen. Zu mir hat er sich nicht getraut“, sagte Sportchef Rudi Völler, und auch Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser war ob des hohen Besuchs verwundert.

So kam es auch nicht zu einer Aussprache, nachdem es in der Vergangenheit häufig zu Sticheleien gekommen war. Holzhäuser verteidigte denn auch seine Kritik an Löw. „Natürlich hat der Bundestrainer das Recht, seine Mannschaft so aufzustellen, wie er das will. Ich habe als Klub-Boss aber auch das Recht, mich vor meine Spieler zu stellen. Der Stefan ist so loyal, der sagt nix. Deshalb muss ich was sagen“, meinte Holzhäuser, der moniert hatte, dass Kießling jüngst gegen Aserbaidschan noch nicht einmal eingewechselt worden war.

„Das ist eine Frage des Fingerspitzengefühls“, ergänzte Holzhäuser. Seit Montag hat sich dieses Thema aber für die nächsten Länderspiele von selbst erledigt.