Nach acht Jahren kehrt die Borussia wieder zurück aufs internationale Parkett. In Leverkusen und Stuttgart ist der Druck bereits hoch.

Hamburg. Große Sorgen bei Bayer Leverkusen und den VfB Stuttgart, nur bei Borussia Dortmund herrscht Europapokal-Euphorie. Die Westfalen feiern im Gastspiel in Lwiw (21.05 Uhr/im Liveticker auf abendblatt.de) nach acht Jahren ihr Comeback in der Gruppenphase eines internationalen Wettbewerbs und strotzen nach zuletzt guten Vorstellungen in der Bundesliga vor Selbstbewusstsein. Leverkusen empfängt Rosenburg Trondheim (19.00 Uhr) mit großen Personalsorgen, Stuttgart die Young Boys Bern (21.05 Uhr) nach dem schlechtesten Bundesliga-Start aller Zeiten.

„Wir müssen einen Sieg erzwingen. Ein Erfolg ändert alles, und das Potenzial in der Mannschaft ist da“, sagte VfB-Sportdirektor Fredi Bobic. Auch für Trainer Christian Gross zählt gegen seine Schweizer Landsleute nach drei Pleiten in der Liga und dem letzten Tabellenplatz nur ein Erfolgserlebnis. „Ich erwarte einen dynamischen VfB. Es wird nicht einfach, die sind gut. Aber wir wollen auf die Erfolgsstraße zurück. Das Spiel soll Signalwirkung haben“, betonte Gross.

Der VfB-Coach baut gegen Bern vor allem auf das Comeback von Kapitän Matthieu Delpierre, der nach wochenlanger Verletzungspause wegen einer Operation an der Patellasehne wieder zur Verfügung steht. Mit Delpierre soll die anfällige Stuttgarter Defensive wieder mehr Stabilität erhalten.

Die Lage beim VfB bezeichnete Gross vor dem Europa-League-Start als „angespannt, es gibt aber keinerlei Panik“. Auch Bobic sprach von einer „schwierigen Phase“.

Ohne Michael Ballack, ohne Spielmacher Renato Augusto und ohne Rückenwind aus der Bundesliga kehrt Leverkusen nach 889 Tagen auf die internationale Fußball-Bühne zurück. Doch die Vorzeichen unterm Bayer-Kreuz sind alles andere als rosig. Trainer Jupp Heynckes fordert nach den Enttäuschungen in der Liga eine Trotzreaktion: „Wir müssen besser spielen als zuletzt, mannschaftlich geschlossener, mit mehr Spielfreude und Leidenschaft. Rosenborg wird ein großer Prüfstein für uns.“

Ein Sieg gegen den norwegischen Rekordmeister sollte es dabei schon sein, ansonsten steht die Werkself vor dem Duell bei Titelverteidiger Atletico Madrid in zwei Wochen bereits unter Druck. „Diese Gruppe ist eine große Herausforderung. Da müssen wir unser ganzes Leistungsvermögen abrufen“, formuliert Bayer-Sportchef Rudi Völler die Marschroute.

Vorfreude und Motivation steigen indes beim BVB, je näher der Anpfiff des Auftaktspiels rückt. „Die Lust brodelt schon seit zwei Jahren in uns, das soll man beim Spiel und auch an den Fernsehgeräten spüren“, sagte Trainer Jürgen Klopp vor dem Flug in die 700.000-Einwohner-Stadt nahe der polnischen Grenze.

Vor zwei Jahren durften die Borussen kurz auf die Teilnahme an den Gruppenspielen des damaligen Uefa-Cups hoffen, bevor man Udinese Calcio im Erstrunden-Rückspiel unglücklich im Elfmeterschießen unterlag. Jetzt wollen die Schwarz-Gelben ernten, was sie sie sich mit Platz fünf in der vergangenen Bundesliga-Saison erarbeitet haben. Deshalb denkt niemand auch nur eine Minute weiter als an das Spiel in Lwiw - auch nicht an das Revier-Derby am Sonntag bei Schalke 04.

„Wir haben uns so lange auf die Europa League gefreut, wir wären schön blöd, wenn wir uns nicht auf den Donnerstag konzentrieren würden“, ergänzte der BVB-Coach, „zumal der Gegner schwer zu spielen ist. Lwiw ist wirklich gut, und das ist keine Phrase“. Fünf Siege aus den bisherigen sechs Pflichtspielen und die Tatsache, dass keines der bisherigen zwei Europacup-Spiele in der Ukraine verloren wurden, sprechen jedoch für den sechsmaligen deutschen Meister.