Hamburg fiebert dem ersten Stadtderby seit acht Jahren entgegen. Auch in Gelsenkirchen und Berlin stehen brisante Begegenungen an.

Hamburg. Gesprächsthema Nummer Eins in der Hansestadt ist in diesen Tagen das bevorstehende Bundesliga-Duell zwischem dem FC St. Pauli und dem Hamburger SV (Sonntag 15.30 Uhr/im Liveticker auf abendblatt.de). Doch nicht nur in Hamburg grassiert seit Tagen das Derbyfieber. Die Spielplanmacher meinten es in diesem Jahr besonders gut mit der vierten Runde. Auch in Gelsenkirchen, Berlin und Wolfsburg steigen am kommenden Wochenende brisante Spiele.

Zu „Risikospielen“ hat der Deutsche Fußball-Bund (DFB) neben dem Hamburger Derby auch die Bundesliga-Begegnung Schalke 04 gegen Borussia Dortmund und den Berliner Zweitliga-Schlager 1. FC Union gegen Hertha BSC erklärt. Das niedersächsische Duell VfL Wolfsburg gegen Hannover 96 zählt nicht dazu, steht aber unter besonderer Beobachtung. „Die Emotionen kochen natürlich hoch, das ist in Ordnung. Aber die Vereine haben eine klare Message transportiert, unter anderem in Fanbriefen: keine Provokationen, keine Randale – nicht aus Rivalität Feindschaft machen“, sagte der DFB-Sicherheitsbeauftragte Helmut Spahn am Mittwoch. Doch vor dem Ruhrpott-Knaller Schalke – Dortmund am Sonntag (17.30 Uhr/Liveticker auf abendblatt.de) haben sich die Gemüter erhitzt: 1600 BVB-Fans gaben ihre Tickets wegen der Topzuschläge zurück. „Ich finde es gut, dass unsere Leute nicht hingehen, um Klaas-Jan Huntelaar zu finanzieren“, kommentierte BVB-Trainer Jürgen Klopp die Aktion. Schalkes Coach Felix Magath konterte, die Verantwortlichen sollten nicht noch die Stimmung anheizen, und Borussia-Boss Hans-Joachim Watzke warnte in der "Sport Bild“: „Es muss eine Grenze geben. Wenn der erste Fan totgeprügelt wird, dann stehen wir alle in der Verantwortung.“ Für die Polizei in Gelsenkirchen ist die Partie "kein normales Bundesligaspiel“. "Wir sind prinzipiell mit einer höheren Zahl von Beamten im Einsatz“, sagte Hauptkommissar Guido Hesse, nannte aber keine Zahl. Statt 500 Ordnern werden diesmal 725 eingesetzt, erklärte Schalkes Sicherheitsbeauftragter Volker Fürderer. Die vergangenen Jahre seien ohnehin "etwas unruhiger gewesen“, so Hesse. Im Februar

2009 gab es nach Attacken von BVB-Hooligans 121 Stadionverbote, im Rückspiel in Dortmund nahm die Polizei 43 Anhänger fest. Während auch in den Medien der Trommelwirbel vor den Begegnungen mit Lokalkolorit begonnen hat, hofft der DFB auf die besonnenen Köpfe in den verfeindeten Lagern. „Die Derbys sind standardgemäß und professionell mit allen Beteiligten vorbereitet. Bei den Spielen ist eine Sicherheitsaufsicht des DFB vor Ort“, erklärte Spahn.

Ärger gibt es aber auch in Berlin vor dem ersten Derby seit 60 Jahren zwischen Zweitliga-Aufsteiger Union und Bundesliga-Absteiger Hertha am Freitag (18.00 Uhr). Nach Union-Ansicht wird Hertha durch den Berliner Senat bevorteilt, weil er für diese Saison die Miete für das Olympiastadion gestundet hat. Hertha-Manager Michael Preetz wehrte sich am Mittwoch gegen die Vorwürfe: „Ich halte das für eine Sauerei. Das ist das, was das Derby anheizt.“ Die Logik der „Eisernen“: Würde Hertha seine Miete sofort bezahlen müssen, hätte der Verein das Drei-Millionen-Angebot des Erstligisten 1899 Hoffenheim für Stürmer Adrian Ramos annehmen müssen. „Wenn Ramos gegen uns Tore schießt, dann hat der Senat die Tore geschossen“, hatte Unions Sportdirektor Christian Beeck gesagt und zugleich angekündigt: „Die Volksseele wird kochen.“ Dem deutschen Fußball steht ein turbulentes Wochenende bevor. Alle Beteiligten hoffen dabei auf friedliche Begegnungen.