Rekordnationalspieler Lothar Matthäus unterstützt die Pläne Lahms. Bundestrainer Jogi Löw spielt hingegen weiter auf Zeit.

München. Der Machtkampf zwischen Michael Ballack und Philipp Lahm sorgt auch vor dem ersten Länderspiel des Jahres weiter für Wirbel, Bundestrainer Joachim Löw spielt auf Zeit. WM-Kapitän Lahm geht im Streit mit dem etatmäßigen Spielführer um die Kapitänsbinde in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft nach wie vor auf Konfrontation.

"Ich habe gesagt, dass ich gerne weiter Kapitän bleiben würde, weil mir das Amt sehr viel Spaß macht. Und daran hat sich nichts geändert", sagte der Münchner Lahm bei Sport1 vor der Partie am Mittwoch (20.30 Uhr/ im Liveticker auf abendblatt.de) gegen Dänemark . Die Entscheidung würde letztendlich aber Löw treffen. Lahm und Ballack fehlen in Kopenhagen.

Der 26 Jahre alte Abwehrspieler fand in Rekordnationalspieler Lothar Matthäus einen prominenten Fürsprecher. "Philipp Lahm hat einen tollen Job bei der Weltmeisterschaft gemacht, hat die Mannschaft auch hinter sich stehen. Bei Michael Ballack sehe ich das nicht so, dass jeder zu ihm steht", sagte Matthäus. Für Löw sei dies "sicherlich keine leichte Entscheidung. Michael will zurückkommen. Und wenn Michael zurückkommt, gibt es diese Diskussion", führte der 150-malige Nationalspieler weiter aus.

Ballack hatte vor dem Saisonauftakt der DFB-Auswahl aber bereits unmissverständlich klargemacht, dass er sein Amt nicht freiwillig abgeben wird. "Ich gehe davon aus, dass ich Kapitän bleibe. Ich habe da auch nichts anderes gehört", sagte der 33-Jährige. Bisher habe er noch nicht mit Löw oder Lahm telefoniert: "Sie hatten Urlaub, das muss man respektieren."

Der Leverkusener kann den Vorstoß von Lahm, der erstmals vor dem WM-Halbfinale gegen Spanien (0:1) deutlich seine Ansprüche auf die Kapitänsbinde formuliert hatte, immer noch nicht nachvollziehen. "Lahm hat seine Wünsche geäußert. Ich finde es weiter unpassend, seine Äußerungen so zu tätigen. Ich war bei der WM verletzt, konnte mich nicht wehren. Aber viele Dinge werden sich wieder beruhigen", sagte Ballack.

Löw geht vor dem Dänemark-Spiel der brisanten "K-Frage" aus dem Weg, dafür äußerte sich Teammanager Oliver Bierhoff. "Wir machen jetzt das Spiel, dann haben wir genügend Zeit, darüber zu diskutieren. Bei diesem August-Termin stellt sich die Kapitänsfrage nicht, darüber werden wir bei den EM-Qualifikationsspielen im September reden", sagte Bierhoff dem SID. Ein klares Bekenntnis zu Ballack klingt anders, auch Löw hat bisher noch nicht klar Stellung bezogen.

Am 3. September spielt der WM-Dritte in der EM-Qualifikation in Belgien und am 7. September gegen Aserbaidschan. Bis dahin dürfte Ballack auch die Folgen seiner Fußverletzung auskuriert haben. Lahm steht ohnehin wieder zur Verfügung. Auf den Münchner hat Löw wegen der hohen Belastung bei der WM in Dänemark verzichtet.

Insgesamt nominierte Löw für die erste Partie der Saison 17 Spieler, darunter nur sieben WM-Teilnehmer und acht Rückkehrer sowie die beiden Neulinge Sascha Riether aus Wolfsburg und Marco Reus aus Gladbach. Die «zusammengeworfene Mannschaft» (Bierhoff) traf sich am Montagnachmittag in Frankfurt/Main. Am Abend stand die erste Trainingseinheit auf der «Kleinen Kampfbahn» in der Nähe des Stadions an. Der Abflug nach Kopenhagen ist für Dienstagnachmittag geplant. Es sollen alle 17 Spieler zum Einsatz kommen.

Wer in Dänemark in Abwesenheit von Lahm und Ballack sowie des kompletten Mannschaftsrates (Bastian Schweinsteiger, Per Mertesacker, Arne Friedrich und Miroslav Klose) Kapitän sein wird, ist noch offen. Geht es nach der alten Regel, wonach der Spieler mit den meisten Einsätzen die Binde trägt, wäre Rückkehrer Thomas Hitzlsperger der erste Kandidat. Der Mittelfeldspieler von West Ham United, der für die WM aussortiert wurde, ist mit 51 Länderspielen erfahrenster Akteur gefolgt von Mario Gomez (38).