Der ARD-Experte könnte heute an der Seite von Gerhard Delling vor einer möglichen Rekordquote letztmals die Leistung der DFB-Auswahl analysieren.

Durban/Hamburg. Zwölf Jahre lang waren sie das kongeniale Duo der ARD. Wenn die deutsche Fußball-Nationalmannschaft ihre Spiele absolvierte, waren Günter Netzer und Gerhard Delling meist nicht weit. Mit Witz, Charme und messerscharfen Analysen erfreuten die beiden das TV-Publikum - auch wenn die DFB-Auswahl wenig Grund zur Freude bot. Wenn Deutschland heute gegen Spanien um den Einzug in das WM -Finale von Südafrika kämpft, hat Günther Netzer seinen letzten großen Auftritt. Zwar ist der frühere Nationalspieler offiziell am Sonnabend letztmals als Experte auf Sendung, doch das Spiel um Platz drei hat lange nicht mehr die Aufmerksamkeit, die das heutige Halbfinale genießt. Zudem könnte das Halbfinale seine letzte Partie mit deutscher Beteiligung sein.

Vor einer möglichen Rekordquote an TV-Zuschauern wird es wohl auch heute nicht ohne Sticheleien gehen. Beispiel gefällig: „Sie sind ja der Mann fürs Rustikale“, grantelte Günter Netzer zuletzt mit gespielter Abscheu. Und: „Diese dumme Frage braucht eine dumme Antwort.“ Gerhard Delling, der vermeintlich dumme Fragesteller, konterte später, mit Blick auf das Ende der gemeinsamen Auftritte mit seinem kongenialen Partner: „Ich muss ihn motivieren. Das ist gar nicht so einfach.“ Netzer und Delling drehen in Südafrika ihre Ehrenrunden. Die Großmeister der gemeinsamen Fußball-Moderation beenden ihre TV-Zusammenarbeit am Sonnabend in Port Elizabeth.

Netzers trockener Humor aus der Tiefe des Hirns ist in der Fußball-Fernseh-Branche einmalig. Im Zusammenspiel mit dem gelernten Redakteur Delling ergaben sich verbale Doppelpässe, die auch journalistisch und fußball-faktisch höchsten Ansprüchen genügen. Nur hin und wieder machten sie Späße um ihrer selbst willen. Netzer und Delling kultivierten den Schlagabtausch mit dem künstlich beibehaltenem Sie. Abseits der Kamera sind sie schon seit längerem auch privat miteinander verbunden. „Ohne die Freundschaft wäre das nicht möglich gewesen“, erklärte Netzer. „Mit einem Neutrum kann ich nicht an die Grenze gehen – bis zur Beleidigung.“