Uwe Seeler hat sich kritisch zum Wechsel des Hertha-Torwarts geäußert. So handelte sich der HSV erneut Ärger ohne Not ein.

Hamburg/Sylt. Die fast perfekte Verpflichtung von Hertha-Torhüter Jaroslav Drobny provoziert den Abgang von Hamburgs Stammkeeper Frank Rost und stößt auf Unverständnis bei HSV-Idol Uwe Seeler. „Die Verantwortlichen müssen wissen, was sie tun“, sagte Seeler am Freitag der Nachrichtenagentur dpa, „aber Frank Rost hat eine hervorragende Saison gespielt. Ich weiß nicht, ob es richtig ist, ihn zu verärgern“.

Der Fußball-Bundesligist aus der Hansestadt erhöht mit dem ablösefreien 30 Jahre alten Keeper den Druck auf den sieben Jahre älteren und oft unbequemen Leistungsträger. Drobny soll nach bereits bestandenem Medizin-Check in den nächsten Tagen einen Dreijahresvertrag unterschreiben. „Wir können froh sein, dass wir Frank vergangene Saison hatten, da hat er auch das Recht, ein paar Takte zu sagen“, findet Seeler, der Rosts kritische Worte durchaus positiv bewertet. Die hausgemachten Probleme der Hamburger, die ein Jahr lang einen Sportdirektor suchten und sich beim Verspielen des internationalen Geschäfts fast selbst zerfleischten, sollten ein Ende haben, findet der Alt-HSVer. So handelte sich der Bundesligist beim Luxustrip auf die Insel Sylt erneut Ärger ohne Not ein.

Zwar ist Armin Veh ohne Neuverpflichtung ins Fünfeinhalb-Sterne-Kennenlern-Camp gefahren, die Rost-Problematik verschafft dem neuen Coach aber die erste große Baustelle. Rost selbst verbreitete am Freitag auf Sylt demonstrativ gute Laune – auch nach fast zweieinhalb Stunden Konditionstraining in der Hitze. Statt Auskunft über seine Zukunft zu geben, scherzte er mit Kollegen und gab sich lockerer als im normalen Übungsalltag. Seit dreieinhalb Jahren ist der Ex-Schalker die unumstrittene Nummer eins zwischen den Pfosten. Als er im Januar 2007 an die Elbe kam, war es ihm unter Mirko Slomka ähnlich ergangen wie jetzt: Der Trainer zog ihm Manuel Neuer vor.

DISKUSSIONEN UM FRANK ROST

Im Norden ist er ein manchmal unberechenbarer, aber leistungsstarker Leader. Mit seiner Art schuf er sich aber auch Feinde – besonders im Vorstand um Bernd Hoffmann. Für Veh scheint das Thema keine große Brisanz zu bergen: „Ich weiß nicht, warum ich mit ihm sprechen sollte. Wenn, dann müsste er das Gespräch mit mir suchen.“ Es sei normal, dass man sich umschaue, wenn ein guter Torwart auf dem Markt sei. „Dass man Konkurrenz hat, das ist für mich normal. Und ich hatte überall drei Torhüter. Das ist wichtig, denke ich“, sagte der Ex-Wolfsburger auf Sylt, wo die Mannschaft bis Sonntag in einem feinen Wellness-Hotel logiert.

Überraschend infrage gestellt scheint auch die Rolle von Kapitän David Jarolim zu sein. Veh betonte, für die Position des Tschechen vor der Abwehr neben Zé Roberto noch nachbessern zu wollen. Als Hoffmann in der Enttäuschung über Platz sieben davon sprach, in Zukunft vermehrt die Charakterfrage zu stellen, dachten alle an den Abschied des nach außen schwer vermittelbaren Paolo Guerrero nach Flugangst-Querelen und Flaschenwurf-Schlagzeilen. Auch Zé Roberto galt mannschaftsintern als Nörgler, und der niederländische Nationalspieler Eljero Elia ließ keine Gelegenheit aus, sich über die medizinische Abteilung des HSV zu beklagen. Mit Rost und Jarolim im Abseits hat kaum einer gerechnet.