Die drei Partien gegen Japan, Indien und die Niederlande haben für das Team von Bundestrainer Markus Weise eine große Bedeutung.

Hamburg. Auf den ersten Blick ist alles wie immer, wenn heute um 16.30 Uhr mit dem Spiel Niederlande – Indien das „BDO Hamburg Masters“ der Hockeyherren beginnt. Die Anlage des Uhlenhorster HC am Wesselblek ist herausgeputzt. Die teilnehmenden Nationen sind da – Indien bereits seit Sonntag, Japan seit Montag, die Gastgeber und Erzrivale Niederlande seit gestern. Und Organisator Peter Müller, der sich seit 18 Jahren um das Gelingen des traditionsreichen Viernationenturniers kümmert, ist zuversichtlich, auch dank des angesagten Sommerwetters den Etat von 80.000 Euro durch Zuschauereinnahmen refinanzieren zu können.

Und doch wohnt dem Auftritt des Vizeweltmeisters in diesem Jahr ein besonderer Zauber inne, denn die drei Partien gegen Japan (Freitag, 18.45 Uhr), Indien (Sa., 14 Uhr) und die Niederlande (So., 14 Uhr) haben für den 18 Spieler starken Kader von Bundestrainer Markus Weise eine gesteigerte Bedeutung. Vom 31..Juli bis 8..August findet in Mönchengladbach die Champions Trophy statt, nach Olympischen Spielen und WM das wichtigste Turnier des Weltverbands IHF. Zwar war die WM in Indien, die Weises Auswahl im März als Zweiter abschloss, der Saisonhöhepunkt, doch durch den Heimvorteil fällt die Champions Trophy in diesem Jahr kaum ab. Das Hamburg Masters hat der Bundestrainer, ebenso wie ein weiteres Viernationenturnier im englischen Nottingham vom 12. bis 18..Juli, deshalb als Experimentierfeld auserkoren, um sich letzte Eindrücke für die Kaderzusammenstellung für das Sommer-Highlight zu verschaffen.

„Ich werde die Spiele in Hamburg und Nottingham nutzen, um verschiedene Systeme und Spieler zu testen“, sagt Weise. Die drei Gegner spielen alle unterschiedliches Hockey. Die Japaner sind athletisch auf Topniveau, aber international ein unbeschriebenes Blatt, weshalb gegen sie Spontanität und Improvisationstalent gefragt ist. Die Inder kommen nach dem enttäuschenden achten Rang bei der Heim-WM mit einem hungrigen und wie gewohnt kampfbetont angreifenden Team, und die Niederlande bringen eine auf den meisten Positionen stark verjüngte Perspektivmannschaft an den Start.

„Wir suchen noch Spieler, die sich aufdrängen, denn im Hinblick auf die Olympischen Spiele 2012 in London brauchen wir Konkurrenzkampf“, sagt Weise. Diesen schürt er durch bewusst erschaffene Drucksituationen. Bestes Beispiel ist die Position des zweiten Torhüters. Max Weinhold von Rot-Weiß Köln, der die WM verletzt verpasste, ist gesetzt. Er wird in Hamburg pausieren und in Nottingham zwei Spiele bestreiten. Hinter ihm streiten sich mit Tim Jessulat (Club an der Alster) und Nico Jacobi (UHC) zwei Hamburger um das Ticket für Mönchengladbach. Jacobi wird in Hamburg zwei Spiele machen und in England pausieren, Jessulat erhält je ein Spiel in Hamburg und Nottingham zur Bewährung.

REYNOLDS WECHSELT ZU KLIPPER

„Für mich ist das kein großer Druck, ich kenne es ja nicht anders“, sagt der Alster-Keeper. Da er bei der WM Weinhold mehr als zufriedenstellend vertrat, erhofft er sich bei seiner ersten Masters-Teilnahme einen kleinen Bonus. „Ich denke schon, dass ich ein kleines Plus habe, aber ich weiß, dass ich mich immer wieder neu beweisen muss“, sagt er. Jacobi glaubt unterdessen, dass er auf dem gleichen Stand wie Jessulat starten darf. Mit dem Druck des Überzeugen-Müssens hat auch er kein Problem. „Das ist bei uns Torleuten doch immer so, dass wir uns gegen einen Konkurrenten behaupten müssen. Das macht mir nichts aus.“ Er hat als Pluspunkt immerhin den Triumph im Europapokal und die Finalteilnahme in der deutschen Meisterschaft mit seinem Verein vorzuweisen.

Mit Oscar Deecke (derzeit Krefeld), Felix Oldhafer (UHC) und Daniel von Drachenfels (Alster) zählen zudem drei Hamburger Feldspieler beim Masters zur Kategorie „Experiment“. Besonders Angreifer von Drachenfels, der in Hamburg sein erstes internationales Turnier mit dem A-Kader bestreitet, freut sich über die Chance. „Ich werde alles geben, um mich für die nächsten Turniere zu empfehlen“, sagt er. Seinen Muskelfaserriss, der ihn zum Bundesligafinale lahm legte, hat er überstanden.

Die vier weiteren Hamburger sind hingegen als Stützen für das junge Team fest eingeplant. UHC-Kapitän Moritz Fürste und sein aus Düsseldorf gekommener neuer Klubkollege Oliver Korn stabilisieren das Mittelfeld ebenso wie der von Rot-Weiß Köln zum Harvestehuder THC zurückgekehrte Tobias Hauke. Und mit Florian Fuchs soll ein UHC-Youngster für Tore sorgen, der bei der letzten Champions Trophy im Dezember in Australien und bei der WM in Indien Aufsehen erregt hatte, obwohl er „nebenbei“ noch seine Abiturprüfungen zu erledigen hatte.

Diese sind mit Endnote 2,3 abgeschlossen, im Oktober verabschiedet sich der 18-Jährige für fünf Monate nach Australien. Sein Ziel, Olympia 2012 in London, wird er auch dort nicht aus den Augen verlieren. „Davon träume ich, seit ich mit dem Hockey angefangen habe“, sagt er, „die Vorbereitung darauf beginnt in diesem Sommer. Deshalb weiß ich, wie wichtig ein guter Auftritt bei meinem ersten Hamburg Masters für mich ist.“