Die Anlage zwischen Haller- und Hansastraße soll in den nächsten Jahren umgebaut werden. Das Tennisturnier im Juli ist aber nicht in Gefahr.

Hamburg. Detlef Hammer war nicht amüsiert. Den gesamten Freitag musste der Geschäftsführer der Hamburg Sports & Entertainment GmbH (HSE), der mit seinem Partner Michael Stich seit dem Jahr 2009 das Tennisturnier am Rothenbaum organisiert, aufgekommene Gerüchte über den bevorstehenden Abriss des Tennisstadions am Rothenbaum dementieren. "Die Sponsoren unseres Turniers im Juli waren verunsichert", klagte Hammer, "und auch wir sind von der Meldung überrascht worden und mussten uns erst einmal schlaumachen." Nach Rücksprache mit dem Deutschen Tennisbund (DTB) und dem Club an der Alster gab Hammer schließlich Entwarnung: "Das ist momentan nichts dran. Das wurde uns von allen Seiten glaubhaft versichert." Das Turnier werde nicht nur in diesem Jahr vom 14. bis 22. Juli am Rothenbaum ausgetragen, sondern auch 2013 auf ebendiesem Gelände. Selbst eine Fortführung der Veranstaltung bis ins Jahr 2018 schließt Hammer nicht aus: "Wir haben eine entsprechende Option gegenüber dem DTB."

Der weitere Bestand des Weltranglistenturniers der Kategorie 500 mit einem Preisgeld von einer Million Euro ist allerdings nur ein Aspekt, wenn über die Zukunft des Rothenbaums diskutiert wird. Dass die Anlage umgebaut werden soll, darüber sind sich der Tennisbund und Hausherr Club an der Alster im Grundsatz seit längerer Zeit einig, über das Wie und Wann noch nicht. "Wir wollen das Gelände weiterentwickeln, um es auch künftig gemeinsam optimal nutzen zu können", sagte DTB-Geschäftsführer Stephane Brune dem Abendblatt. Und der Club an der Alster ließ am Freitag über Schatzmeister Gisbert Beckers mitteilen: "Richtig ist, dass seit längerer Zeit unter Einbeziehung des Vorstands unseres Klubs mit dem DTB und dem Bezirksamt Eimsbüttel Gespräche über die Zukunft des Turniers und damit auch die Gestaltung der Gesamtanlage geführt werden. Hierbei gilt es, die Interessen unserer Mitglieder, die des DTBs und des Tennisturnier-Standorts Hamburg in Einklang zu bringen." Es gäbe jedoch bislang nichts Konkretes, betonte Beckers.

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+++ Tennisbund ist Mieter beim Club an der Alster +++

Nach Abendblatt-Informationen wünscht sich Bundesligaklub Alster mehr Hockey am Rothenbaum, am liebsten ein Hockeystadion, dazu weitere Kunstrasenplätze, eine Tiefgarage und im Gegenzug weniger Tenniscourts. Für den Standort Harvestehude würde Alster seine Anlage in Wellingsbüttel verkaufen, weil im Bezirk Eimsbüttel 80 Prozent der rund 4000 Vereinsmitglieder wohnen. Aufgrund des beschränkten Raums zwischen Haller- und Hansastraße sowie strenger Lärmschutzvorschriften sind Alsters gestalterische Vorstellungen, für die es seit einem Dreivierteljahr vier grobe Entwürfe gibt (das Abendblatt berichtete), letztlich nur bei einem Abriss des Tennisstadions angemessen zu realisieren. Das würde nicht automatisch das Aus des Traditionsturniers bedeuten, mit temporären Tribünenaufbauten könnte die von der Herrentennis-Organisation ATP geforderte Kapazität von 7500 Besuchern gewährleistet werden.

Vor zwei Monaten stellte Alster seine Ideen zum ersten Mal Eimsbüttels Bezirksamtsleiter Torsten Sevecke(SPD) vor. "Die Pläne einer kombinierten Hockey- und Tennisanlage sind interessant, aber sie bedürfen einer weiteren Ausarbeitung", sagte Sevecke dem Abendblatt. Er empfiehlt den Beteiligten, jetzt in die Diskussion mit Behörden, Politik und Anwohnern einzusteigen, um die Machbarkeit auszuloten. Vor einem ersten Spatenstich dürften mindestens zwei bis drei Jahre vergehen, ein Bebauungsplan fehlt ebenso wie ein Finanzierungsmodell.

+++ Lommentar: Mehr Nutzen für den Rothenbaum +++

Hinzu kommt: Der Rothenbaum ist von jeher ein sensibles Gebiet, die Nutzungsbeschränkungen auf dem Gelände sind erheblich. Tennis-Veranstaltungen sind an maximal 20 Tagen im Jahr erlaubt, für weitere Events sind höchstens zehn Tage vorgesehen. Der Kinderspielplatz an der Ecke Hansastraße/Rothenbaumchaussee, seit Jahrzehnten Objekt der Begehrlichkeiten räumlicher Erweiterungsfantasien, stellt Sevecke klar, darf nicht angetastet werden. Eine Randbebauung der Tennis- und Hockeyanlage, wie sie der Club an der Alster zur Finanzierung des Projekts erwägt, scheint ebenfalls ausgeschlossen. Sevecke hatte wiederholt erklärt, weitere Sportflächen im Bezirk nicht zulasten des Wohnungsbaus opfern zu wollen. Die von Bürgermeister Olaf Scholz jährlich geforderten 700 neuen Wohnungseinheiten für Eimsbüttel könnten auch anderswo entstehen, "wir schaffen sogar 900", sagt der Bezirkschef.

Dass um die Zukunft des Rothenbaums gestritten wird, hat Tradition. Als Boris Becker 1985 mit seinem ersten Wimbledonsieg in Deutschland einen Tennisboom auslöste, wurde das erste Mal über einen Ausdehnung der Anlage nachgedacht. Anfang der 1990er-Jahre gab es konkrete Pläne. Sie sahen eine wechselseitige Nutzung der drei hintereinander liegenden Sportstätten an der Rothenbaumchaussee vor: Tennisanlage, HSV-Fußballstadion und Universitätssportplatz. Der DTB hätte sich während seines Turniers mit Spiel- und Trainingscourts, Zelten für Sponsoren und Catering bis zum Völkerkundemuseum ausdehnen können. 1996 siegten andere Interessen. Auf dem traditionsreichen HSV-Sportplatz entstanden Wohnungen, die Erweiterungsmöglichkeiten für das Tennisturnier waren zubetoniert. "Im Rückblick war das der Anfang vom Ende des Turniers, weil der DTB durch die beschränkten Räumlichkeiten nicht mehr auf neue Herausforderungen reagieren konnte", sagt der ehemalige HSV-Präsident Jürgen Hunke, der damals für eine große Lösung im Sinne des Sports gekämpft hatte.