Der Sportmediziner Andreas Franke soll nach ARD-Informationen das Blut von 28 Athleten mit UV-Licht behandelt haben - auch das von Pechstein.

Köln. Die Dopingaffäre um den Erfurter Sportmediziner Andreas Franke hat offenbar größere Ausmaße als bislang angenommen. Nach Informationen der ARD-Sportschau und des WDR-Magazins „Sport Inside“ soll Franke das Blut von 28 Athleten, deren Namen der ARD bekannt sind, in seinen Praxisräumen einer UV-Behandlung unterzogen haben.

Unter den Sportlern aus dem Eisschnelllauf, Radsport und der Leichtathletik befinden sich sowohl Top-Athleten als auch erfolgreiche Nachwuchssportler, von denen einige zum Zeitpunkt der Behandlung noch minderjährig waren. Die Staatsanwaltschaft Erfurt ermittelt seit Frühjahr 2011 gegen den Sportmediziner wegen des Verdachts, „zu Dopingzwecken“ gegen das Arzneimittelgesetz verstoßen zu haben. Unter den Sportlern soll neben 800-Meter-Olympiasieger Nils Schumann (33/beendete 2009 seine Karriere) auch Eisschnelllauf-Olympiasiegerin Claudia Pechstein sein. Die 39-Jährige war von 2009 bis 2011 wegen erhöhter Blutwerte gesperrt. Sie hatte stets ihre Unschuld beteuert und die Werte auf einen genetischen Defekt zurückgeführt.

+++ Pechstein kündigt Millionenklage an +++

Bei den Ermittlungen der Behörden geht es nun um den Zeitraum von 2006 bis 2011, in dem Franke Vertragsarzt des Olympiastützpunktes Erfurt war. Franke hatte erklärt, solche Behandlungen habe es nur bei Infekten gegeben, niemals zum Zwecke der Leistungssteigerung. Ihm droht eine Geldstrafe bzw. eine Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren. Bei einer Durchsuchung bei Franke waren im April 2011 nach Angaben der Staatsanwaltschaft „ein Haufen Beweismittel“ gesichert worden, darunter der Computer.

Mit möglichen Verstößen von Sportlern gegen Doping-Bestimmungen beschäftigt sich die Nationale Anti Doping Agentur (NADA). Deren Chefjustiziar Lars Mortsiefer hat inzwischen bestätigt, dass gegen eine Erfurter Eisschnellläuferin und einen Radsportler wegen des Verdachts der Anwendung einer unerlaubten Blutdoping-Methode Ermittlungen laufen. Für Sanktionen ist das Deutsche Sport-Schiedsgericht (DIS) in Köln zuständig. (sid/abendblatt.de)