Belgrad. Am anderen Ende des Feldes hatten sie ihn endlich eingeholt. Drei Sekunden vor Schluss war der Berliner Sven-Sören Christophersen, 26, neun Meter vor dem serbischen Tor hochgestiegen und hatte den Ball mit Rechts links unten ins Netz gehämmert. 21:21! 14 000 Zuschauer in der nicht voll besetzten Beogradska Arena verstummten jäh. Plötzlich waren nur die schrillen Schreie der deutschen Spieler noch zu hören, die Jagd auf den weglaufenden Christophersen machten. Als sich alle ein paar Momente später feixend in den Armen lagen, hatten am Sonnabend die meisten Besucher die Halle fluchtartig verlassen.

Christophersen war acht Sekunden vor Schluss als siebter Feldspieler für Torhüter Silvio Heinevetter aufs Parkett marschiert. Er trug deshalb ein grünes Leibchen (in der Farbe des Torwarttrikots), das ihn berechtigt hätte, sich bei einem Gegenangriff der Serben ins eigene Tor zu stellen. Das ist Feldspielern sonst laut Regelwerk verboten.

"Zunächst wollte ich den Ball nach außen spielen, wenn aber dort einer von uns gefoult worden wäre, hätten wir einen Freiwurf aus einem schlechten Winkel erhalten. Da in der Mitte alle anderen gedeckt waren, habe ich mich instinktiv zum Wurf entschlossen", erzählte Christophersen. Das wäre die beste Option gewesen. Er hatte recht.

Beinahe wäre es gar nicht zu dieser Aktion gekommen. Bereits 20 Sekunden vor Schluss wollte Bundestrainer Heuberger Christophersen für Heinevetter einwechseln. Doch der kauerte, nachdem er kurz zuvor den letzten Wurf der Serben abgewehrt hatte, am Kreis vor seinem Tor, schaute stur nach vorn, während Heuberger und sein Magdeburger Assistent Frank Carstens ihn von der Seitenlinie aus anschrien. Erst zwölf Sekunden später reagierte Heinevetter, gerade noch rechtzeitig: "Irgendwann habe ich mitbekommen, dass die ganze Bank aufgesprungen war und wild mit den Armen in meine Richtung rumfuchtelte."