Wenn es einen Handballgott geben sollte, dann muss er Deutsch sprechen. Drei Minuten vor Schluss des Vorrundenspiels gegen Mazedonien waren wir doch eigentlich schon zu Hause. Zwei Spiele später ist plötzlich das Halbfinale zum Greifen nahe. Was um Handballgottes willen ist bloß passiert?

Seit jenem Spiel können wir eine ganz andere deutsche Mannschaft erleben. Sie ist wie Phönix aus der Asche aufgestiegen und hat gegen Schweden ein überragendes Spiel gemacht. Es scheint, als hätten Spieler und Trainer einander gefunden. Es gibt inzwischen eine klare Hierarchie in dieser Mannschaft, an der sie sich hochhangeln kann. Lars Kaufmann und Uwe Gensheimer sind auf ihren Positionen gesetzt, Silvio Heinevetter ist im Tor die klare Nummer eins.

Aber es gibt auch neue Alternativen: Patrick Wiencek hat sich am Kreis Spielanteile erkämpft. Und Sven-Sören Christophersen hat sein Babyspeck abgelegt und bringt endlich auch in der Nationalmannschaft die Leistung, die wir von ihm aus Berlin kennen. Für Pascal Hens wird es schwer werden, sich seinen Platz zurückzuerkämpfen. Sein Problem ist, dass er nicht auf der Halbposition decken kann und Bundestrainer Martin Heuberger verständlicherweise nicht zwei Spieler zwischen Abwehr und Angriff wechseln will.

Gemeinsam hat diese Mannschaft schon jetzt mehr erreicht, als man ihr zutrauen durfte. Ein bisschen Glück hat sie auch beansprucht, namentlich gegen Mazedonien. Aber wie sie sich gegen Serbien nach hohem Rückstand, 14 000 Fans gegen sich, noch zum Punkt gekämpft hat, ist aller Ehren wert. Hut ab vor diesem Comeback!

So, wie das Turnier gelaufen ist, brauchen wir keinen Gegner zu fürchten. Einen klaren Goldfavoriten vermag ich nicht mehr zu erkennen. Und wir haben gezeigt, dass wir gegen jede Mannschaft bestehen können.