Nach dem Einzug in EM-Hauptrunde „geht der Traum weiter“- Am Sonnabend wartet Gastgeber Serbien

Nis. Das Ziel hat zwei Silben. „Lon-don“, ertönt es aus dem Kreis der deutschen Handballer vor jedem Spiel und in jeder Auszeit. Es ist ein Schwur, der in all seiner brachialen Lautstärke Kräfte freisetzt. Eine Power, die die deutsche Handball-Nationalmannschaft bei der EM immer besser einzusetzen weiß. Das Ticket für eines der drei olympischen Qualifikationsturniere im kommenden April soll bei dem Turnier in Serbien herausspringen. Nach dem 29:24 (20:15) in Nis gegen Schweden und dem Einzug in die EM-Hauptrunde ist dies nicht mehr nur ein frommer Wunsch. Die Sommerreise in die englische Hauptstadt rückt näher.

„Der Traum geht weiter“, sagte Bundestrainer Martin Heuberger vor dem Auftakt der zweiten Turnierhälfte am Samstag (20.15 Uhr) in Belgrad gegen Gastgeber Serbien: „Wir haben uns selbst aus dem Schlamassel herausgeholt. Es ist beeindruckend, wie sich die Mannschaft nach der Auftaktniederlage zurückgekämpft hat.“ Auf das 24:27 gegen Tschechien folgte der 24:23-Zittersieg gegen Außenseiter Mazedonien und dessen fanatische Anhängerschar. Nun der Erfolg gegen den WM-Vierten Schweden und das, was Abwehrchef Oliver Roggisch zu Recht als „bisher beste Turnierleistung“ bezeichnete.

4:0 Punkte nimmt die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) mit in die Hauptrunde. Eine solch gute Ausgangsposition hat in der Gruppe 1 sonst einzig Serbien. Bei nur einem weiteren Sieg in den Spielen gegen den Gastgeber, am Montag gegen Vize-Weltmeister Dänemark oder am Mittwoch gegen den WM-Achten Polen könnte bei optimalem Verlauf sogar der Einzug ins Halbfinale winken. Noch winkt Heuberger allerdings zurück: „Ich hoffe, dass wir noch ein paar Punkte holen. An das Halbfinale brauchen wir aber überhaupt nicht zu denken“, sagt der Coach, der gegen Schweden erneut alles richtig gemacht hatte.

Silvio Heinevetter kehrte für Carsten Lichtlein zurück ins Tor und dankte dies mit einigen Weltklasse-Paraden. Lars Kaufmann erhielt erneut den Vorzug vor Kapitän Pascal Hens und ackerte unermüdlich an beiden Enden des Feldes. Uwe Gensheimer ersetzte Dominik Klein auf Linksaußen und erzielte neun Tore – Heubergers Händchen bewährt sich. „Es sind die Spieler, die meine Vorgaben umsetzen. Wir erarbeiten vieles gemeinsam“, sagt der Bundestrainer, der sich zunehmend aus dem Schatten seines Vorgängers Heiner Brand befreit.

Die Geschlossenheit und der Zusammenhalt der Mannschaft tun ihr Übriges. „Wir wurden zum Teil zu Recht stark kritisiert und wollten zeigen, dass wir einen Arsch in der Hose haben. Das ist uns gelungen“, sagt Roggisch, der gegen Serbien trotz eines Nasenbeinbruchs auflaufen wird: „Deutschland ist eine Turniermannschaft. Das trifft es immer noch am besten. Ich denke, wir können hier noch besser spielen.“ Die vor wenigen Tagen noch bis ins Mark verunsicherte Truppe strotzt inzwischen vor Selbstvertrauen, bleibt aber gleichzeitig auf dem Boden. „Wir dürfen jetzt nicht schon wieder nach den Sternen greifen“, warnt Kaufmann.

Ganz so weit muss es ja tatsächlich nicht gehen. „Lon-don“ reicht schon. Von den nächsten Gegnern kämpfen auch Serbien, das am Samstag wohl von rund 20.000 Fans in der riesigen Arena unterstützt wird, und Polen noch um einen der zwei vakanten Plätze bei den olympischen Qualifikationsturnieren. „Wir haben es also selbst in der Hand. Das ist doch das Schönste, was es für einen Sportler gibt“, sagt Klein: „Wir werden uns in der Hauptrunde zerreißen.“ In gleicher Besetzung wie bisher: Heuberger kündigte am Freitag an, auf die nach der Vorrunde möglichen Veränderungen im Kader zu verzichten.

Deutschland - Schweden 29:24 (20:15)

Deutschland: Heinevetter (Berlin), Lichtlein (Lemgo) - Gensheimer (Rhein-Neckar Löwen/9/4), Groetzki (Rhein-Neckar Löwen/5), Christophersen (Berlin/4), Kaufmann (Flensburg/3), Sprenger (Kiel/2), Haaß (Göppingen/2), Pfahl (Gummersbach/2), Glandorf (Flensburg/1), Hens (Hamburg/1), Theuerkauf (Lemgo), Klein (Kiel), Roggisch (Rhein-Neckar Löwen), Wiencek (Gummersbach).

Schweden: Andersson, Palicka - Ekdahl du Rietz (8), Larholm (6), Ekberg (4/3), Lundström (3), Nilsson (2), Andersson (1).

Schiedsrichter: Krstic/Ljubic (Slowenien)

Zeitstrafen: 5:2

Siebenmeter: 4/4:4/3

Zuschauer in Nis: 3000