Der Bremer Torhüter ist über die Entscheidung von Bundestrainer Joachim Löw für Manuel Neuer als Nummer 1 bei der WM enttäuscht.

Eppan. Tim Wiese kämpft gegen den Frust. Die Entscheidung für den Schalker Manuel Neuer als Torwart Nummer 1 für die Fußball-Weltmeisterschaft macht dem Bremer noch immer schwer zu schaffen. „Mir fehlt einfach die Lobby. Ich habe für Werder alles gegeben, aber es gibt offenbar Vorbehalte gegen mich als Typ“, erklärte der 28 Jahre alte Keeper in einem Interview mit der Münchner Zeitung „tz". „Ich bin offenbar ein Verlierertyp. In den letzten zwei Jahren hat es für mich jedenfalls nur Rückschläge bei der Nationalmannschaft gegeben“, schloss Wiese mit einem Schuss Selbstironie an.

Löw und Bundestorwartcoach Andreas Köpke sehen in dem 24 Jahre alten Neuer den Mann mit dem moderneren Torwart-Spiel und dem größeren Potenzial. „Ich habe auch schon international gespielt und bewiesen, dass ich meinen Mann stehen kann“, erklärte Neuer im Trainingscamp der deutschen Fußball-Nationalelf in Südtirol.

Den Schalker Torhüter Neuer plagt allerdings nach DFB-Angaben ein Magen-Darm-Infekt. Ob er für das Test-Länderspiel am Donnerstag in Frankfurt gegen Bosnien-Herzegowina zur Verfügung steht, war zunächst unklar.

Wiese hatte die Entscheidung pro Neuer bereits zu Beginn der WM-Vorbereitung geahnt: „Es war mir schon klar, als in den DFB-Koffer mit der Nummer 12 bekommen habe.“ Deshalb habe er auch „ganz entspannt“ auf die Entscheidung Löws reagiert, obwohl er den Grund für diese vom Bundestrainer bisher nicht persönlich erfahren habe. „Er sagte, die Entscheidung sei ganz, ganz knapp gewesen. Den Rest habe ich aus der Pressekonferenz gehört“, beklagte Wiese in „Bild“.

Persönliche Konsequenzen schloss Wiese trotz der großen Enttäuschung aus: „Ich muss das akzeptieren. Für einen Rücktritt bin ich noch zu jung. Ich werde immer für Deutschland da sein. Bei der WM will ich mich fit halten und im Training alles geben.“ Der Bremer wird nun in Südafrika den Konkurrenten unterstützen und wünscht der neuen Nummer 1 auch Gesundheit. „Ich will durch Leistung ins Tor, nicht durch die Verletzung eines anderen. Dazu ist auch das Verhältnis zwischen Manuel und mir zu gut“, sagte Wiese.

Auch Neuer betonte das weiter gute Verhältnis zu Wiese und dem Münchner Hans-Jörg Butt als Nummer 3. „Das wird sich auch nicht ändern, wir sind alle Profisportler“, sagte der Schalker, der an diesem Donnerstag in Frankfurt gegen Bosnien-Herzegowina erst sein fünftes Länderspiel bestreiten wird. Wiese grübelt derweil über sich selbst: „Ich stand innerhalb von einem Jahr in drei Endspielen. Und ich habe hier im Trainingslager brutal hart trainiert. Aber es hat nicht gereicht. Ich muss mir einfach selbst an die Nase fassen.“

Dennoch sieht sich der Bremer gefestigt genug, mit der Situation umzugehen: „Mich muss jetzt auch niemand aufrichten. Wir sind ein Team und wollen in Südafrika Erfolg haben.“