Im Halbfinal-Rückspiel des Challenge-Cups gegen Skopje geht es auch um Wiedergutmachung für das Scheitern in der Meisterschaft.

Hamburg. Es gäbe für Dirk Leun schon noch einiges aufzuarbeiten vom vergangenen Sonnabend, auch wenn es sicher wehtäte. Es war ja nur ein Tor, das seinen Handballerinnen vom Buxtehuder SV bei der 24:28-Niederlage in Blomberg zum Halbfinale der deutschen Meisterschaft fehlte. Aber Zeit nachzudenken ist gar nicht da, und das ist wohl gut so. Schließlich sollen seine Spielerinnen heute unbeschwert ins Halbfinale des Challenge-Cups gegen Metalurg Skopje gehen (20 Uhr, Halle Nord). Sie sollen sich nach dem 21:22 im Hinspiel beflügeln lassen von der Vorstellung, den BSV nach acht Jahren wieder in ein europäisches Endspiel zu führen. "Wenn wir das schaffen, ist alles vergessen", sagt Manager Peter Prior.

Wenn nicht, droht binnen acht Tagen die Ernte einer ganzen Saison verspielt zu werden. Am Wochenende reist Leuns Mannschaft zur Pokalendrunde nach Riesa. "Nicht, um dort Schadensbegrenzung zu betreiben", wie Prior betont. Aber auch nicht gerade als Favorit.

Heute stehen die Chancen sicher besser, zumal auch der Endspielgegner, Bundesliga-Konkurrent Göppingen oder Gdynia (Polen), besiegbar wäre. Als Pokalgewinner wäre man sogar für den höherwertigen EHF-Cup qualifiziert. "Wer weiß", fragt Prior, "wann so eine Gelegenheit wiederkommt?" 16 Jahre warten sie in Buxtehude seit dem Gewinn des Vorgängerwettbewerbs City-Cup nun schon auf einen Titel.

Er könnte einiges in Fluss bringen an der Este. Mithilfe privater Investoren soll eine Sportarena für 2000 Zuschauer entstehen. Kosten: zehn Millionen Euro. Prior sagt: "Ein Pokal würde die Argumentation gegenüber der Politik jedenfalls nicht erschweren." Die Halle des Schulzentrums Nord, mittlerweile 34 Jahre alt, genüge den Anforderungen im VIP-Bereich, Catering und für Fernsehübertragungen nicht.

Letzteres ist derzeit das geringste Problem. Frauenhandball findet in überregionalen Sendern kaum statt, was Manager Prior nicht verstehen will: "In den Medien klafft eine Riesenlücke zum Männerhandball, der sich nicht unbedingt mit mangelnder Attraktivität begründen lässt." Das Spiel in Blomberg habe allemal eine Liveübertragung verdient: "Da hätte keiner abgeschaltet."

So aber wird der BSV weiter an der Grenze zum Profisport balancieren müssen. Fast alle Spielerinnen sind in Ausbildung oder Teilzeit beschäftigt. "Die haben eine Belastung, das können sich viele Fußballprofis nicht vorstellen", sagt Trainer Leun. Geld, sich seine Wunschmannschaft zusammenzukaufen, hat Leun nicht. Er sagt: "Die Ausbildung norddeutscher Talente muss unser Konzept sein." Wobei Stefanie Melbeck (33) natürlich willkommen wäre, sollte sie im Sommer erneut aus Dänemark zurückkehren.

Irgendwann, sagt Leun, will er um die Meisterschaft spielen. Spätestens dann sollte alles vergessen sein.