Die Verantwortlichen des FC Bayern München warnen vor dem Irrglauben an einen Selbstläufer gegen Olympique Lyon.

München. Nur kein Übermut! Nach dem umjubelten Torfestival gegen Sparringspartner Hannover 96 warnen die Verantwortlichen des FC Bayern München vor dem Irrglauben an einen Selbstläufer gegen Olympique Lyon. „Es ist nicht gut, zu euphorisch zu werden“, mahnte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge vor dem Halbfinal-Hinspiel in der Champions League am Mittwoch in der ausverkauften Münchner Arena.

Zumindest bei den Fußball-Profis scheint die Aufforderung zum Realismus anzukommen. „Für Mittwoch bedeutet das 7:0 gegen Hannover gar nichts“, erklärte Philipp Lahm. Und Nationalelf-Kollege Bastian Schweinsteiger stellte fest: „Lyon wird ein ganz anderes Spiel. Lyon hat Real Madrid und auch Girondins Bordeaux ausgeschaltet, gegen die wir zweimal in der Gruppenphase verloren haben.“

Ein wenig Schadefreude durften die Bayern am Montag darüber empfinden, dass der Gegner wegen der Vulkanasche aus Island eine strapaziöse Bus(tor)tour nach München in Kauf nehmen muss. In Minivans machte sich die OL-Delegation auf die 625 Kilometer lange Anreise aus Südfrankreich. Ein wenig ausgleichende Gerechtigkeit, dürfte insbesondere Louis van Gaal gedacht haben. Denn den Bayern- Coach ärgert es noch immer maßlos, dass Lyon zwischen den beiden Halbfinalspielen eine Woche lang Kraft schöpfen kann, weil das nationale Punktspiel gegen AS Monaco in den Mai verschoben wurde.

Rummenigge sieht zwischen den Kontrahenten einige Parallelen. „Olympique hat ähnliche Charakteristiken wie wir. Das ist eine sehr kompakt spielende Mannschaft, eine, die auch überraschend im Halbfinale gelandet ist.“ Von einer „Fifty-fifty-Chance“ sprach der Bayern-Vorstand entsprechend: „Das ist ein Spiel auf Augenhöhe. Wir sind nicht Außenseiter, aber auch nicht Favorit.“

Louis van Gaal muss im Hinspiel das Handicap verkraften, dass Kapitän Mark van Bommel fehlt. „Leider ist er gesperrt, er war in einem guten Rhythmus“, klagte der Holländer. Der Kroate Danijel Pranjic soll van Bommel im zentralen Mittelfeld so gut es geht ersetzen. Die Chefrolle aber muss Schweinsteiger übernehmen. Diego Contento wird, wie schon gegen Hannover, hinten links den ebenfalls wegen einer Gelb-Sperre ausfallenden Holger Badstuber ersetzen.

Ein spezielles Schonprogramm bis zum Spiel verordnete van Gaal dem angeschlagenen Franck Ribéry (Muskelverhärtung). „Ich denke, dass er spielen kann“, äußerte der Coach. Ribéry ist heiß auf die Kraftprobe mit seinen Landsleuten, in welcher der Franzose am liebsten auch aus dem immer länger werdenden Schatten von Arjen Robben treten möchte. Statt Ribéry gilt Turbo-Dribbler und Top-Torschütze Robben inzwischen als die vielleicht größte Münchner Trumpfkarte in dem Halbfinale.

„Sein eins gegen eins und sein Abschluss sind enorm stark“, lobte Lahm den Niederländer. Mit Robben („Kann sein, dass ich in der Form meines Lebens bin“) bildet der deutsche Nationalverteidiger auf der rechten Seite inzwischen ein Traumpaar wie einst links mit Ribéry.

Einzelkönner wie Robben und Ribéry „können den Unterschied machen“, betont auch van Gaal immer wieder. Aber entscheidend sei das Team, das sich unter dem knorrigen Fußballlehrer enorm entwickelt hat - taktisch, spielerisch und mental. „Es ist die stärkste Mannschaft vom Charakter her, in der ich gespielt habe“, sagte Schweinsteiger.