Der Aufstieg 2010 wäre der fünfte Sprung in Liga eins. Abendblatt.de erinnert an die bisherigen vier Aufstiegsmannschaften des FC St. Pauli.

Hamburg. 2010, das Jahr des hundertjährigen Vereinjubiläums wird nach einer konstant starken Zweitligasaison wohl auch wieder ein Aufstiegsjahr für den FC St. Pauli werden. Es wäre mittlerweile der fünfte für den Hamburger Traditionsverein. In wessen Fußstapfen treten Lehmann, Hain, Ebbers und Co.? Abendblatt.de erinnert an die bisherigen vier Aufstiegsmannschaften des FC St. Pauli.

1977: "Wir verlieren nimmer" - der Aufstiegsmotor läuft erst zur Rückrunde warm

Nachdem die Mannschaft zuvor die Qualifikation für die Relegationsrunde der 1. Bundesliga nur knapp verpasste, sollte es in der Saison 1976/77 endlich mit dem ersten Aufstieg ins deutsche Oberhaus klappen. Und so wurde in der Sommerpause auch kräftig ins Personal investiert. Neben Manfred Mannebach holte man auch Franz Gerber vom Wuppertaler SV zurück. Zum ersten Spieltag ließ der Vereinsvorstand in der ganzen Stadt den Slogan "Auf dem Weg zur Spitze" verkünden. Die Kiez-Kicker legten jedoch einen klassischen Fehlstart hin. Nach fünf Spieltagen stand die "Millionentruppe" auf einem unangemessenen 15. Platz. Zur Rückrunde legten die Hamburger aber eine einmalige Serie hin und blieben ganze 27 Spiele in Folge unbesiegt. Kurz nachdem der erste Aufstieg mit 19 Siegen und nur drei Niederlagen in trockenen Tüchern war, sagte der gebürtige Münchner Franz Gerber: "Wir verlieren nimmer - das haben wir uns zur Rückrunde gesagt."

1988: "Never change a winning team"

Es war die Zeit, in der St. Pauli sich zum linken Gegenentwurf der etablierten Profifußball-Teams entwickelte. Die '87er-Mannschaft vepasste unter Trainer Willi Reimann noch einen überraschenden Durchmarsch von der 3. in die erste Liga. Im Folgejahr verabschiedete sich Reimann zum Stadt-Konkurrenten HSV und der bisherige Co-Trainer Helmut Schulte rückte nach, um das Werk seines Vorgängers zu vollenden.

Als Zweiter der Saison 1988/89 stieg St. Pauli auf, obwohl das Team mit einem Saison-Etat von 1,2 Millionen Mark als "Armenhaus der Liga" galt. "Helmut machte genau das Richtige, nämlich gar nichts", bilanzierte Andre Golke, der das entscheidende Tor zum Aufstieg gegen Ulm am letzten Spieltag vorbereitete.

1995: Erst weltmeisterlich, dann wieder mit Libero

Für die Saison 1994/95 engagierte die Vereinsführung Uli Maslo als neuen Chef-Trainer, der Seppo Eichkorn ersetzte, und sogleich das taktische Profil der Hamburger änderte: Mit einem damals höchst modernen 4-4-2-System orientierte sich Maslo am amtierenden Weltmeister Brasilien. Er musste jedoch nach einem 1:6 im letzten Vorbereitungsspiel gegen Kaiserslautern erkennen, dass er zu wenig weltmeisterliches Talent zur Verfügung hatte. Also wieder zurück zum alten System mit "Libero", dem freien Mann hinter der Abwehr. Am 20. Spieltag eroberten die St. Paulianer erstmals die Tabellenspitze, danach folgte eine kleine Achterbahnfahrt mit zwei Siegen, zwei Niederlagen und sechs Unentschieden. Am 18. Juni 1995 lag St. Pauli nach Toren von Sawitschew, Driller, Pröpper und Scharping (2) uneiholbar mit 5:0 gegen den FC Homburg in Führung - der erste und einzige Aufstieg in den Neunzigerjahren war so gut wie perfekt.

Nun war es an den heimischen Fans, den Aufstieg noch einmal spannend zu machen: Schon in der 87. Minute stürmte das Millerntor-Publikum auf den Platz, nachdem es einen Pfiff von Schiedsrichter Brandt-Cholle als Schlusspfiff missdeutete. Der Unparteiische gab sich großzügig: Er sah von einer Annulierung des Spiels ab und beendete das Match drei Minuten vor Schluss.

2001: Betriebsunfall "Aufstieg"

In der Vorsaison noch beinahe abgestiegen, musste sich St. Pauli, wie schon 1988, mit dem kleinsten Etat der Liga herumquälen. Auf namhafte Verstärkung musste Trainer Dietmar Demuth in seiner ersten Spielzeit verzichten. So war es eine Mischung aus der talentiertesten Nachwuchsriege, die der FC je hatte, und erfahrenen Profis wie Holger Stanislawski, die nicht zuerst auf ihr Gehalt schauten. Ab der 17. Runde ließen sich die Kiez-Kicker nicht von den Aufstiegrängen verdrängen. Trotzdem mussten die Fans bis zum letzten Spieltag warten, um den vierten Sprung in die erste Liga zu feiern.

Mit 2:1 siegte St. Pauli in Nürnberg. 5000 Fans des FC St. Pauli pilgertenn ins Frankenland. 20.000 fieberten auf dem Heiligengeistfeld vor einer Großbildleinwand mit der Mannschaft. Doch nach zehn Minuten lag Nürnberg schon 1:0 vorne. Kurz vor der Pause konnte St. Pauli ausgleichen. Ein weiteres Tor in Nürnberg war ein Muss für den sicheren Aufstieg - zumal Konkurrent Mannheim bereits in Mainz führte. Dann kam der Moment von Deniz Baris: In der 76. Minute schießt Marcel Rath an die Latte des Nürnberger Tors - der Ball prallt zurück, Baris stürmt heran und nickt ein. St. Pauli ist erstklassig.

"Der Aufstieg war damals der größte Moment meiner Karriere", sagte Nico Patschinski, der den Aufstieg miterlebte, kürzlich im Abendblatt. "Das kann einem keiner mehr nehmen. Zu Saisonbeginn war alles davon ausgegangen, dass wir gegen den Abstieg spielen. Wir haben uns dann in einen Rausch gespielt."