Die ehemalige kanadische Nationalspielerin beendet nach der Feldsaison ihre Karriere. Gemeinsam mit ihrem Mann zieht sie im Juli in ihre Heimat.

Hamburg. Vor ein paar Wochen hatte Kelly Köpp ein Erlebnis, das ihr zeigte, dass sie in ihrer sportlichen Karriere vieles richtig gemacht hat. Nach einer ertragreichen Trainingseinheit mit den Bundesliga-Hockeydamen des Klipper THC lobte sie eine junge Mitspielerin für deren Einsatz und Fortschritte, und als Dank für die aufmunternden Worte fing das Mädchen zu weinen an. "Da habe ich gespürt: Wenn mein Wort so viel zählt, dann weiß ich, wofür ich zehn Jahre in diesem Klub gespielt habe", sagt sie.

Anfang Juni könnte die 32-Jährige selbst Tränen vergießen. Die ehemalige kanadische Nationalspielerin, die im Jahr 2000 nach Hamburg gekommen war, beendet nach der Feldsaison, die für Klipper an diesem Wochenende mit Spielen beim Uhlenhorster HC (Sa., 15 Uhr) und gegen den Harvestehuder THC (So., 12 Uhr) in die Rückrunde startet, ihre Karriere. Gemeinsam mit ihrem Ehemann, dem ehemaligen UHC-Mittelfeldmotor Benjamin "Bene" Köpp, zieht sie im Juli in ihre Heimat.

Am internationalen Internat Shawnigan Lake auf Vancouver Island sollen die beiden ein Hockey-Förderprogramm aufbauen. "Das ist eine große Herausforderung für uns, auf die wir uns sehr freuen", sagt die Mittelfeldspielerin, die als Sprachlehrerin an der "Hamburg School of English" arbeitet.

Ihr Mann, der am Gymnasium Othmarschen Sport und Französisch lehrt, ist von der Schulbehörde für drei Jahre freigestellt worden - mit der Option, auf sechs Jahre zu verlängern. Will er seinen Beamtenstatus behalten, muss das Paar spätestens 2016 nach Deutschland zurückkehren. So weit in die Zukunft will Kelly, die 2002 noch Rezansoff hieß, als sie mit Klipper deutscher Feldmeister wurde, nicht vorausblicken. Erst einmal freut sich das Paar auf das Leben in der Abgeschiedenheit, auf ausgedehnte Wanderungen in der wundervollen Wildnis, gemeinsames Eishockeyspielen in einer Freizeitliga - und auf regelmäßige Besuche bei Kellys Familie, die in Vancouver lebt. Auf dem Gelände des Internats wird ihnen kostenfrei eine Wohnung gestellt. "Wir hoffen, dass uns viele Freunde aus Hamburg besuchen kommen", sagt sie.

An Weihnachten hatten sich die Köpps geschworen, die verbleibende Zeit in Hamburg bewusst zu genießen. Sie treffen sich seitdem häufiger mit Freunden in ihren Lieblingsrestaurants in der Schanze oder nahe ihrer Winterhuder Wohnung, und Kelly versucht, jedes Spiel mit ihrem Team als ein besonderes Erlebnis wahrzunehmen. Klipper kämpft noch immer um den Klassenerhalt, und natürlich will die Führungsspielerin, die sich in der Rolle als erfahrene Ratgeberin wohlfühlt, nicht mit einem Abstieg im Gepäck nach Nordamerika fliegen. Sie ist überzeugt davon, dass dem jungen Team eine gute Zukunft bevorsteht. "Wir haben viel Potenzial und sollten schon in dieser Saison einen sicheren Mittelfeldplatz erreichen können", gibt sie sich so kämpferisch, wie es ihrem Naturell entspricht.

Szenen wie die eingangs beschriebene geben ihr im Nachhinein die Gewissheit, dass es richtig war, Klipper die Treue zu halten und nicht des schnellen Erfolgs wegen innerhalb Hamburgs zu wechseln, was mehrfach möglich gewesen wäre. "Ich bin sehr ehrgeizig und hätte gern mehr Titel gewonnen", sagt sie. "Aber Klipper war immer meine Basis, und irgendwann habe ich mein Ziel geändert." Statt Titel zu gewinnen, wollte sie am Neuaufbau ihres Klubs mitwirken.

Dass sie viele Jahre in der höchsten deutschen Spielklasse auflaufen durfte, sei ein Privileg, das sie zu schätzen wisse. "Ich habe hier so viel Erfahrung gesammelt, wie es in Kanada nie möglich gewesen wäre", sagt sie. Deutschland werde immer ihre zweite Heimat bleiben. Eine Heimat, in der Kelly Köpp Spuren hinterlassen hat, die bleiben. Selbst wenn sie tatsächlich für immer geht.