“Wenn dies ein Schauspiel wäre, sollte Woods einen Oscar bekommen.“ Beim ersten Auftritt des Golf-Helden seit Monaten schien alles wie immer.

Augusta. Der beste Spieler der Gegenwart betrat nach fünfmonatiger Pause wegen seiner Sexskandale samt folgender Ehekrise erstmals wieder Woods' Revier beim US Masters in Augusta - und die Massen folgten ihm. Doch als er auf seiner ersten Proberunde den ersten Abschlag in die Ferne gedroschen hatte, atmete der 34-Jährige erst einmal kräftig durch. Statt mit Pfiffen und Buhrufen war der unsicher erscheinende Tiger von seiner großen Fangemeinde freundlich empfangen worden. "Diese Herzlichkeit hat mich umgehauen", sagte Woods später.

Ende November war Woods' Welt im Anschluss an einen mysteriösen Autounfall wie ein Kartenhaus zusammengestürzt. Das Leben des ersten Milliardärs der Sportgeschichte mit seiner Frau Elin und den Kindern Sam Alexis und Charlie Axel erwies sich als Lug und Trug. Beinahe täglich präsentierten sich Frauen, die von ihren sexuellen Abenteuern mit dem Tiger berichteten.

Und nun also die Rückkehr, über die Sean McManus, Sportchef des Fernsehsenders CBS, sagte: "Das Comeback ist neben der Amtseinführung von Präsident Barack Obama das größte Medienereignis der vergangenen 15 Jahre." Auf seiner ersten Pressekonferenz in Augusta sagte Woods: "Ich habe vor allem mich selbst belogen, aber auch Menschen, die mir nahestehen." Er vermittelte einen aufgeräumten, reuigen und sportlich ambitionierten Eindruck. Sein Ziel nach 144 Tagen Pause? "Wie immer", sagte er, "ich gehe da raus und will das Ding gewinnen."

Auf die Unterstützung seiner Familie wird Woods allerdings bei dem Turnier, das er schon viermal gewann, verzichten müssen. "Elin und die Kinder werden in dieser Woche nicht dabei sein", sagte er kurz. Einzelheiten nannte er nicht. Nur so viel: "Ich muss meine Behandlung fortsetzen."

Auf keinem Platz kann sich Tiger Woods sicherer fühlen als eben in Augusta. Vor allzu aufdringlicher Öffentlichkeit ist er in diesem Refugium am besten geschützt. Die Golf-Szene, die Tiger Woods Millioneneinnahmen verdankt, sieht das Comeback jedenfalls positiv. US-Ryder-Cup-Spieler Jim Furyk sagt: "Es ist gut, dass wir ihn zurückhaben." Altmeister Bernhard Langer meint sogar: "Ich glaube schon, dass er sofort wieder das Masters gewinnen kann."