Durch den ersten Bundesligasieg beim Nordrivalen wahrt der HSV seine Chancen auf die Meisterschaft. Duvnjak bester Torschütze.

Flensburg. Die letzten Sekunden liefen noch, es war ruhig geworden in der Flensburger Campushalle. Nur aus der Südostecke war noch etwas zu hören: "Hier regiert der HSV!" So feierten die 110 Hamburger Handballfans das 29:25 (13:11) ihrer Lieblinge bei der SG Flensburg-Handewitt. Es war im achten Anlauf der erste Bundesligasieg beim Nordrivalen, vor allem aber ein großer Schritt im Kampf um die erste deutsche Meisterschaft. Einen "Meilenstein in Richtung Titel", hatte gar HSV-Sportchef Christian Fitzek ausgemacht, der heute auf einen Strauchler von Titelverteidiger THW Kiel in Göppingen hofft.

Die erste Halbzeit hatte ihrerseits zwei Hälften. Die erste gehörte dem Gastgeber. Hamburgs Drei-zwei-eins-Deckung hatte sich noch nicht sortiert, die Freiräume nutzten die Flensburger aus allen Winkeln zu Toren. Auch im Positionsangriff fand der HSV noch nicht zu sich, einzig Linksaußen Torsten Jansen hielt den Tabellenführer mit vier Gegenstoßtoren im Spiel. Johannes Bitter im HSV-Tor blieb nur die Zuschauerrolle, auch wenn sich die Software des HSV-Livetickers gnädig zeigte und aus null Paraden bei acht Würfen eine Quote von zwölf Prozent errechnete.

Fast 14 Minuten vergingen, ehe der Nationalspieler beim Stand von 8:6 erstmals Hand anlegen konnte. Es war der Beginn der zweiten in der ersten Hälfte, und die gehörte dem HSV. Fast zehn Minuten gelang der SG kein Tor mehr, auch weil Bitter nun Parade um Parade seine reale Quote aufbesserte. Trainer Martin Schwalb besetzte die Führungsposition um und wechselte Domagoj Duvnjak für Kapitän Guillaume Gille ein. Ein Tausch mit Folgen. "Ich stelle sonst keinen Spieler heraus, aber der Junge hat heute immer die richtige Entscheidung getroffen", lobte Schwalb.Und so konnten die Hamburger nach 17 Minuten durch Hans Lindbergs Strafwurf erstmals in Führung gehen (9:8). Die Flensburger schien mit jedem Fehlversuch auch die Energie zu verlassen wie dem ferngesteuerten Zeppelin, der kurz vor Spielbeginn auf der Tribüne bruchgelandet war. Doch das konnte eigentlich nicht sein. Flensburg hatte 16 Tage lang kein Pflichtspiel bestritten, eine Zeitspanne, in der manch HSV-Nationalspieler fünfmal im Einsatz war.

Nach Wiederbeginn allerdings kehrte jene Nervosität ins Hamburger Spiel zurück, die auch die Schlussphase des knappen 32:31 gegen Lemgo am Sonnabend geprägt hatte. Binnen Kurzem endeten vier Angriffe mit einem technischen Fehler, beim 14:14 hatten die Flensburger sich und ihre stimmgewaltigen Fans wieder ins Spiel gebracht (37.). Als Alexander Petersson nach 41 Minuten und zwei Gebälktreffern des HSV die Flensburger erstmals wieder in Führung warf, schien die Campushalle nur noch Stehplätze zu haben.

Genau in dieser Phase besann sich der HSV wieder spielerischer Qualitäten, die ihn in der Liga ganz nach oben gebracht haben. Kühl nutzte man eine dreiminütige Überzahl, um sich mit 24:21 einen entscheidenden Vorteil zu verschaffen (53.). Diesen gab der HSV nicht mehr aus der Hand.

Tore, Flensburg: Carlén 5, Boesen 4, Heinl 4, Petersson 4, Christiansen 2 (1 Siebenmeter), Eggert 2 (2), Svan 2, Mogensen 1, Karlsson 1; Hamburg: Duvnjak 8, Jansen 7, , Lindberg 5 (4), Vori 4, M. Lijewski 2, K. Lijewski 1, G. Gille 1, Flohr 1. Schiedsrichter: Methe/Methe (Vellmar). Zuschauer: 6300 (ausverkauft). Zeitstrafen: 4; 2.