Jubel bei Verena Bentele, Nebel-Frust bei den alpinen Skifahrern und Enttäuschung über zwei vierte Plätze: Ein auf und ab der Emotionen.

Whistler. Goldener Auftakt für das deutsche Team, meteorologischer Fehlstart für die Alpinen: Verena Bentele hat mit ihrem Sieg im Biathlon der Mannschaft des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS) einen perfekten Einstand in die Winter-Paralympics beschert. In der Verfolgung über 3 Kilometer siegte die blinde Sportlerin aus Tettnang in Whistler trotz dreier Fehlschüsse in 12:51,8 Minuten und feierte mit Begleitläufer Thomas Friedrich ihren bereits achten Paralympics-Sieg.

Zudem feierten die Curler einen 10:6-Sieg in ihrem Auftaktmatch gegen Norwegen. „Einmal Gold und zwei vierte Plätze: Das nenne ich einen Auftakt nach Maß. Wir brauchen uns nicht zu verstecken“, erklärte DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher zufrieden.

„Das ist ein ganz toller Tag. Extrem toll“ - Verena Bentele war einfach happy. Im Ziel fiel sie ihrem Partner in die Arme und wollte ihn fast nicht mehr loslassen: „Thomas hat einen Super-Job gemacht.“ Und diesen Sieg zum Auftakt hat sie gebraucht, nachdem sie in Turin 2006 als Dritte über 12,5 Kilometer neun Schießfehler begangen hatte. Auch in Whistler war die Botschafterin der Münchner Bewerbung um die Winterspiele 2018 mit ihren Leistungen nicht restlos zufrieden: „Das ist dumm gelaufen. Und ich bin extrem froh, weil ich nach dem zweiten Schießen nicht mehr mit Gold gerechnet hatte.“

Die alpinen Wettbewerbe standen dagegen weiter unter einem schlechten Stern. Nachdem am Morgen noch Gerd Schönfelder (Kulmain) und Kevin Wermeester (Aachen) bei bester Sicht ihr zweimal verlegtes Abfahrtstraining nachholen konnten, verhinderte anschließend dichter Nebel in Whistler Creekside den Start der sechs geplanten Entscheidungen. Ein neuer Termin für die abgesagten je drei Rennen bei Männern und Frauen stand zunächst nicht fest.

Während die Alpinen nervenzehrende Verzögerungen verkraften mussten, strahlte im Whistler Paralympic Park Verena Bentele über das ganze Gesicht. Die Favoritin, die schon in der Qualifikation ihre Ausnahmestellung bewiesen hatte und mit großem Vorsprung auf die entscheidenden drei Kilometer gegangen war, ließ der Konkurrenz nicht den Hauch einer Chance.

Hauchdünn verpasste Josef Giesen (Herzlake) eine Medaille. Nur 0,7 Sekunden fehlten dem 48-Jährigen in der Stehend-Entscheidung der 3-Kilometer-Verfolgung zu Bronze. „Für viele ist der vierte Rang der Blech-Platz - für mich nicht. Ich bin sehr zufrieden“, sagte Giesen. Qualifikationssieger Willi Brem (Germaringen) wurde in der Klasse der Blinden nach einem Sturz ebenfalls Vierter. „Schade, das ist nur die Blech-Medaille“, bekannte er.

Der fünfmalige Paralympics-Sieger Thomas Oelsner aus Oberhof verpasste als 14. das Finale und war stocksauer: Wegen eines Fremdkörpers auf dem Visier verlor er wertvolle Zeit, die ihn am Medaillen-Lauf scheitern ließ. Fahnenträger Frank Höfle aus Isny verzichtete über 3 Kilometer der Sehbehinderten trotz erfolgreicher Qualifikation auf den Endlauf: Deutschlands Paralympics-Rekordsieger (14 Goldmedaillen) nutzte den Wettkampf nur zum Formtest.