16 Entscheidungen an diesem Wochenende. Der deutsche Teamchef sagt: Sport ist eine politische Bewegung.

Vancouver. Vorhang auf für die 10. Winterspiele der Behinderten: Begeisterte Gastgeber, starke deutsche Athleten und dopingfreie Spiele erwartet Phil Craven bei den Paralympics in Vancouver. "Die Deutschen werden sicher sehr gut vorbereitet sein", sagte der Präsident des Internationalen Paralympischen Komitees vor der Eröffnungsfeier am Freitag: "Aber die Konkurrenz wird groß sein." Vor vier Jahren in Turin hatte Deutschland Rang zwei im Medaillenspiegel belegt.

Als IOC-Mitglied besuchte Craven schon während Olympia Kanada und war begeistert. "Es waren sehr gute Spiele", sagt der Brite: "Ich bin auf den Geschmack gekommen." Craven ist überzeugt, dass die Kanadier die Paralympics mit ähnlicher Begeisterung zu einem eindrucksvollen Erlebnis machen werden wie Olympia. "Absolut. Das haben mich viele Kanadier während der Olympischen Spiele spüren lassen", meinte der 59-Jährige: "Sie werden in allen Sportarten starke Teams haben und deshalb auch enthusiastisch begleitet werden."

Die Paralympics sind längst mehr als ein Sportwettbewerb. Karl Quade (55), Sportwissenschaftler und selbst mehrmals Teilnehmer an den Wettkämpfen, ist Chef de Mission der deutschen Mannschaft. Er sagt: "Die Paralympics sind mittlerweile auch eine politische Bewegung." Die hat es zum Beispiel möglich gemacht, dass die Kommunen Vancouver und Whistler die Barrierefreiheit für Sportler und Besucher als Auftrag anerkannt und umgesetzt haben.

Quade setzt die 20 deutschen Paralympics-Starter nicht unter Erfolgsdruck. Ihm sind positives Auftreten und gelebte Vorbildfunktion wichtiger als Medaillen. Sein Credo ist, anderen Mut zu machen durch den Willen, sich körperlichen Einschränkungen nicht zu unterwerfen, sondern aus ihnen das Beste zu gestalten. "Wir wollen die Leistungsfähigkeit von Menschen mit Behinderung dokumentieren", sagt der frühere Goldmedaillengewinner im Standvolleyball. Er will das Abschneiden der Mannschaft nicht nur an der Medaillensammlung festmachen.

Gleich 17 von 20 Aktiven des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS) bestreiten an diesem Wochenende in Vancouver und Whistler ihre ersten Wettkämpfe. Während Langläufer und Biathlet Frank Höfle erst am Montag nach seinem 15. Paralympics-Gold strebt, stehen die Alpinen Gerd Schönfelder (Kulmain) und Martin Braxenthaler (Surberg) sowie Biathletin Verena Bentele (Tettnang) schon jetzt im Blickpunkt. Schönfelder hatte in der stehenden Klasse den Gesamt-Weltcup und alle Einzeldisziplinen gewonnen. Die blinde Verena Bentele hat sich von einem Sturz und schweren Verletzungen erholt und in diesem Winter vier Rennen gewonnen.

Mit Spannung wird das Winter-Debüt von Andrea Eskau (Magdeburg) erwartet. Die querschnittgelähmte Paralympics-Siegerin von Peking mit dem Handbike feiert in Whistler mit der Verfolgung im Biathlon über 2,4 Kilometer ihre Premiere.

Trotz des Wintereinbruchs mit großen Neuschneemengen erwartet das Internationale Paralympische Komitee (IPC) schon für die ersten 16 von 64 Entscheidungen an diesem Sonnabend und Sonntag beste Voraussetzungen. "Die Athleten werden hier perfekte Bedingungen vorfinden. Die Standards der Paralympics haben mittlerweile ein dauerhaft hohes Level erreicht", sagte Craven.

Die ARD überträgt von den ersten Wettkampftagen jeweils vormittags ab 10.30 Uhr.