Das verjüngte Team von Bundestrainer Markus Weise fertigte Außenseiter Kanada dank einer starken ersten Halbzeit mit 6:0 ab.

Neu Delhi. Im stickig heißen Neu Delhi haben sich Deutschlands Hockey-Herren für die angepeilte WM-Titelverteidigung warm geschossen. Zwei Tage nach der hartumkämpften 2:2 gegen den Mitfavoriten Südkorea fertigte das verjüngte Team von Bundestrainer Markus Weise am Mittwoch Außenseiter Kanada dank einer starken ersten Halbzeit 6:0 (4:0) ab und nahm Kurs auf das Halbfinale. Bei Temperaturen um die 30 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit erzielten Benjamin Weß (3. Minute), Jan-Marco Montag (21.), Maximilian Müller (22.), Martin Häner (27.) und Florian Fuchs (58./64.) die Tore zum verdienten zweithöchsten deutschen Sieg der WM-Geschichte. Mit einem weiteren Erfolg am Freitag (16.05 Uhr/MEZ) gegen Argentinien will man dem Zwischenziel Semifinale einen weiteren Schritt näher kommen.

„Ich denke, wir haben unseren Plan erfüllt: Wir brauchten drei Punkte mit einem schnellen Tor. Damit haben wir sichergestellt, dass es in die richtige Richtung geht“, sagte Kapitän Maximilian Müller, der als bester Spieler des Matches gekürt wurde. Auch Bundestrainer Weise war „zufrieden“ mit der Ausbeute: „Es kann in unserer Gruppe auf die Tordifferenz ankommen.“

Weise schonte in diesem Match Max Weinhold. Der Stammtorhüter, einer von noch neun Olympiasiegern von Peking im WM-Kader, hatte eine Knieblessur nach Indien mitgebracht, die sich im Auftaktmacht gegen Südkorea verschlimmert hatte. So kam der Hamburger Tim Jessulat zu seinem 25. Länderspiel-Einsatz. Und anders als gegen die Asiaten, als man rasch 0:2 hinten lag, kamen die ganz in schwarz gekleideten Deutschen diesmal früh in Schwung. Nach schönem Pass von Oskar Deecke markierte Weß mit seinem zweiten Turniertor die schnelle Führung. Im nur spärlich gefüllten Stadion waren Weises Anweisungen gut zu vernehmen, der sein Team immer wieder nach vorne trieb.

Doch es dauerte einige Zeit, bis die deutschen Bemühungen auch von Erfolg gekrönt waren. Und endlich „saßen“ die Strafecken: Innerhalb von knapp sieben Minuten sorgten Montag und Häner mit Direktschüssen sowie Kapitän Müller nach einer Eckenvariante schon vor der Pause für die Vorentscheidung. Das DHB-Team ließ den Außenseiter, der durch Ken Pereira (25.) bis dahin nur einmal Ersatzkeeper Jessulat prüfte, kaum zur Entfaltung kommen, sondern zwang den Gegner öfter zu Fehlern.

Auch nach dem Wechsel hielt die Dominanz gegen die vom Hamburger Joachim Mahn betreuten Kanadier an. Nur klappte es jetzt mit der Chancenverwertung längst nicht mehr so gut. So ließen Montag (42.), Häner (44.) und Müller (47.) drei weitere Kurze Ecken ungenutzt, was dem Perfektionisten Weise auf der Bank ganz und gar nicht gefiel. Immerhin konnte Youngster Fuchs (18 Jahre) seinen ehrgeizigen Coach durch seine Turnier-Tore zwei und drei besänftigen. Damit war Kanadas bisher höchste WM-Schlappe perfekt. Dennoch monierte Weß: „In der zweiten Halbzeit haben wir ein Stück von der Gnadenlosigkeit vermissen lassen, die wir in den nächsten Spielen brauchen.“