Der Boxpromoter Ahmet Öner kann nach langer Überzeugungsarbeit einen Vertragsabschluss mit einem großen TV-Sender bekanntgeben.

Hamburg. Als die ersten Promotionbilder über die eigens aufgeängten Fernseher flimmerten, wäre Ahmet Öner vor Genugtuung fast durch den Ring getanzt. Mit Wladimir Klitschko, Dariusz Michalczewski und Artur Grigorian trailerte SAT.1 die neue Partnerschaft mit Öners Arena-Stall an.

Es waren Bilder aus der „goldenen Boxzeit“ des Münchner Privatsenders, der bis 2001mit dem Hamburger Universum-Stall kooperiert hatte, und dass die damaligen Weltstars des Unternehmens von Klaus-Peter Kohl nun als Werbefiguren für Arena dienen mussten, machte Öner froh. „Das ist eine Demütigung für Universum, die mir richtig Spaß macht“, sagte der Mann, der mit Universum seit Jahren eine intensive Feindschaft pflegt.

Der Stolz war dem 38-Jährigen wirklich an jeder Faser seines Gesichts abzulesen, und er hatte auch allen Grund, stolz zu sein. Der Hamburger Boxpromoter, der den Hauptsitz seines im Sommer 2006 gegründeten Arena-Stalls mittlerweile an seinen Geburtsort Duisburg verlegt hat, konnte nach jahrelanger Überzeugungsarbeit einen Vertrags-abschluss mit einem großendeutschen TV-Sender bekanntgeben.

Nach neun Jahren Abstinenz steigt SAT.1 mit der Sportsendung „ran“ wieder in die Liveübertragung von Boxkämpfen ein, die in Deutschland ein hart umkämpfter Markt sind. Mit der ARD (Vertrag mit dem Berliner Sauerland-Team bis 2011), dem ZDF (Universum/Juli 2010), RTL (Klitschko-Brüder), dem DSF (SES-Stall Magdeburg), Eurosport(Spotlight/Arena) und Sky (Arena) sind bereits sechs Sender im Faustkampf unterwegs.

„Ich freue mich, nach Eurosport, dem DSF und Sky einen großen deutschen Partner gefunden zu haben“, sagte Öner bei der Präsentation des Deals im Boxkeller des Hamburger Kiez-Kultlokals „Ritze“. Zunächst ist die Zusammenarbeit auf einen Kampfabend angelegt, der am 27. März in der Sporthalle Hamburg ausgetragen wird.

„Wenn der Erfolg stimmt, werden wir dem Boxen weitere Chancen geben“, sagt „ran“-Chef Sven Froberg. Erfolg wäre ein zweistelliger Marktanteil. Über die finanziellen Rahmendaten der Partnerschaft machten beide Seiten keine Angaben, dem Vernehmen nach soll der Sender jedoch eine Summe im hohen fünfstelligen Bereich bezahlen, was angesichts der kolportierten 20 Millionen Euro, die das ZDF jährlich an Universum überweist, ein überschaubares Risiko darstellt.

„Wenn der Erfolg da ist, wird es ein Gesamtpaket geben, das sich gewaschen hat“, sagt Öner. SAT.1 setzt bei seinem Neueinstieg vor allem auf die deutsche Karte. So wird der Fokus auf Schwergewichtler Steffen Kretschmann (29) liegen, der im Hauptkampf auf den Russen Denis Bakhtov trifft, dem er im Juni 2009 durch Knockout in Runde eins unterlegen war. Seinen Weg von dieser Niederlage bis zum Rematch zeichnet SAT.1 in einer von Axel Stegmaier konzipierten,vierteiligen Doku-Reihe (Start 2..März, 23.15 Uhr) mit dem Titel „Knockout – Der Kampf seines Lebens“ nach.

Als Kretschmanns Personaltrainerin fungiert dabei die frühere Weltmeisterin Regina Halmich, die bei SAT.1 das Moderatorenteam Oliver Welke und Andrea Kaiser als Expertin unterstützen wird. Kommentatoren sind Erich Laaser und Wolf-Christian Fuß.

Als neuen Hoffnungsträger verpflichtete Öner den mehrfachen deutschen Amateurmeister im Halbschwergewicht, Robert Woge (25) aus Halle an der Saale, der in Hamburg sein Profidebüt geben wird. „Wir haben großen Respekt vor den Leistungen der vielen Ausländer, die in Deutschland unter Vertrag stehen. Aber wir wollen uns auf die deutschen Boxer konzentrieren und glauben, mit Steffen Kretschmann die größte deutsche Hoffnung im Schwergewicht zeigen zu können.

Er war die entscheidende Person für das Zustandekommen der Partnerschaft mit Arena“, so Froberg. Kretschmann freut sich über derlei Anerkennung. „Für mich ist das die große Chance, meine Bekanntheit in Deutschland zu steigern“, sagte er. Neben Kretschmann und Woge werden allerdings auch andere Stars des Arena-Stalls in Hamburg in den Ring steigen. Die Kubaner Juan Carlos Gomez (Schwergewicht) und Yuriorkis Gamboa (WBA-Weltmeister im Federgewicht) sind ebenso zu sehen wie der Hamburger Mittelgewichtler Mahir Oral, der nach seiner Niederlage gegen den früheren IBF-Weltmeister Arthur Abraham im Juni 2009 nun um den WBC-International-Titel kämpfen soll, um zum Jahresende Universums Interims-Weltmeister Sebastian Zbik angreifen zu können.

Auch die Person Ahmet Öner soll in der neuen Partnerschaft eine gewichtige Rolle spielen. Den als hitzköpfig bekannten Promoter, der sich vor dem Amtsgericht Hamburg von Februar an wegen 16 verschiedener Vorwürfe verantworten muss, bezeichnete Froberg gestern als „deutschen Don King, der uns durch seine Leidenschaft überzeugt und eine Chance verdient hat, sich als seriöser Partner zu beweisen.“ Angesichts solcher Worte war Öners Stolz nur allzu verständlich.